Kreis Kusel Voller Eleganz und Transparenz

Virtuos und voller Ausdruckskraft: Solist Federico Palacios.
Virtuos und voller Ausdruckskraft: Solist Federico Palacios.

Mit einem sommerlich unbeschwerten Serenadenkonzert starteten der Musikverein Kusel und der Orchesterverein Idar-Oberstein unter Leitung von Thomas Germain am Sonntagabend in die Sommerferien. Als Solist an der Klarinette begeisterte Federico Palacios die etwa 150 Besucher, die trotz Grillwetter, Mittelaltermarkt und Fußball-WM den Weg in die Fritz-Wunderlich-Halle in Kusel gefunden hatten.

Nach der faszinierend leichten „Petite Symphonie“ von Charles Gounod (1818-1893), die durch die federnde Eleganz des höchst transparent spielenden Kammerorchesters und durch zarte romantische Farben überzeugte, ließen die Musikerinnen und Musiker in der Introduktion, Thema und Variationen für Klarinette und Orchester von Gioacchino Rossini, die Funken sprühen. Spritzige Leichtigkeit und dunkel-elegische Klangfarben wechselten sich hier immer wieder ab; in die noch der Spätklassik verpflichtete musikalische Form warf die Frühromantik in Gestalt harmonischer Klangfarben ihre Schatten voraus. Auf einen kecken Orchestertusch antworteten die Streicher, dann setzte Federico Palacios an der Klarinette mit einem elegisch-weichen, innigen Thema ein, während das Orchester diese Melodie in einer dezenten Klangfläche harmonisch ausschattierte. Pizzicati der Streicher setzten rhythmische Gegenakzente zu dem Klarinettenthema. Dann änderte sich sein Ausdruckscharakter abrupt in der Reaktion auf orchestrale Impulse: Absolut sicher in Intonation und Rhythmus, spielte Federico Palacios eine spritzige Melodiekette mit fröhlich-neckischen Koloraturen im schnellen Parlando-Stil, der als zungenbrecherischer Sprechgesang vor allem aus den komischen Opern Rossinis bekannt ist. Wie eine Aufforderung wirkte diese Interpretation, die sich durch virtuose Geläufigkeit, aber auch große Ausdruckskraft auszeichnete. Faszinierend waren vor allem die farbig schillernden, geschmeidig fallenden Glissandoläufe des Solisten aus Uruguay, die sich mühelos in seine Gestaltung des Themas integrierten. Der balladenhafte Charakter dieser Passage, die von malerischen Orchesterakkorden akzentuiert wurde, stellte einen Ruhepunkt des Werkes dar, bevor die Komposition in sich überstürzenden Läufen und hohen Spitzentönen einen furiosen Abschluss fand. Erregte Streichermotive ließen von Anfang an in der Sinfonie Nr. 70 D-Dur von Joseph Haydn (1732-1809) vibrierende Spannung aufkommen. Markante Orchesterblöcke bildeten einen stilistisch gut differenzierten Kontrast zu dem innig-gefühlvollen Mittelteil, in dessen Idylle aber schon bald in voller Klangfülle dramatische Momente einbrechen sollten. In dieser Passage hatten die Orchesterakkorde das letzte Wort. Vogelzwitschern löste neue Spannungsmomente und Triller im Orchester aus, dramatische Entwicklungen, die sich zum Ende der Sinfonie hin steigerten, gestalteten der Musikverein Kusel und der Orchesterverein Idar-Oberstein sehr differenziert und temperamentvoll. Ruhiger war das letzte Werk des Abends, die Suite für kleines Orchester in c-Moll von Claude Debussy (1862-1918), dem Wegbereiter des musikalischen Impressionismus. Das Orchester entwarf hier mit einer bewegten Klangfläche, in der immer wieder Flötenmotive aufzuckten, ein zartes Stimmungsbild. Vereinzelte kraftvolle Akkorde erstarben immer wieder, mündeten in diesen ruhig in sich kreisenden Klangraum. Eine exotische Flötenmelodie mit pentatonischen Stilzitaten prägte den zweiten Satz, ein kraftvoller Zigeunertanz, der immer wieder an Renaissanceweisen erinnerte, bildete dazu einen lebhaften Kontrast. Sehr transparent war der helle, feine Klang der Streicher in Golliwog`s Cake Walk, dem letzten Satz der Suite, bevor die Komposition in einer frivolen, kurzen Kadenz ausklang.

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