Rheinpfalz Viele Antworten vorhersehbar

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„Es fällt mir jetzt auf jeden Fall leichter, für die Bundestagswahl eine Entscheidung zu treffen“, erklärt Schülerin Lara Pfeiffer am Ende des gestrigen Schülergesprächs im Siebenpfeiffer-Gymnasium. Zur Diskussion stellten sich die sechs Spitzenkandidaten von FDP (Achim Bertram), Bündnis 90/Die Grünen (Paul Bunjes), SPD (Gustav Herzog), CDU (Xaver Jung), AFD (Stefan Scheil) und Die Linke (Alexander Ulrich), die bei der kommenden Bundestagswahl für ihre Partei ins Rennen gehen.

In der zirka zweistündigen Veranstaltung stellten die Schüler Fragen aus allen politischen Bereichen, für deren Beantwortung jeder Politiker zwei Minuten Zeit hatte. Themen waren unter anderem die politische und wirtschaftliche Bedeutung der Airbase Ramstein, wie man die medizinische Versorgung in der Region verbessern könne, ob der Mindestlohn angemessen sei, wie es um die Zukunft der Europäischen Union gestellt ist und was die Kandidaten von der aktuellen Flüchtlingspolitik halten. Aus den Reihen der Schüler kamen aber auch Fragen, die nicht ganz oben auf der politischen Agenda der Parteien stehen und die Abgeordneten zeitweise ins Straucheln brachten. So fragte ein Schüler nach der persönlichen Einstellung der Politiker zum Thema Cannabis und ob man es legalisieren sollte. Eine weitere Frage bezog sich auf die hohen Fahrtkosten im öffentlichen Personenverkehr und was man dagegen tun könne, damit dieser im Vergleich zum Autofahren deutlich günstiger wird. Viele der Antworten der Kandidaten waren parteipolitisch motiviert und vorhersehbar, andere Antworten überraschten. So waren sich die meisten der Spitzenkandidaten einig darin, dass die wirtschaftlichen Vorteile der Ramstein-Airbase dem Umland zwar zu Gute kämen, dass in Zukunft aber ein deutlich geringeres Engagement der USA in der Region wünschenswert sei. Einzig der Vertreter der CDU, Xaver Jung, sprach ausnahmslos von den Vorteilen, den die Airbase der Region bringe: „Ich freue mich, dass wir nach Ende des Kalten Krieges die USA und nicht die Russen in der Region haben, das hätte auch anders kommen können.“ Beim Thema Europäische Union bestand ebenfalls, mit Ausnahme der AFD, Einigkeit. Alle Teilnehmer sehen die EU als wichtiges und bewahrenswertes Projekt an. Auch breche die Union nicht auseinander, man müsse sie aber reformieren. Einzig der Kandidat der AFD sprach sich gegen den Fortbestand der EU aus: „Ich würde mich freuen, wenn sie auseinanderbricht, denn die EU ist der Versuch, die Souveränität der Nationalstaaten abzuschaffen“, sagte Stefan Scheil. Diese Politik sei gescheitert. Beim Thema Gesundheit sahen alle Politiker Handlungsbedarf. Um die medizinische Versorgung auf dem Land zu erhalten, müsse der Hausarztberuf attraktiver gemacht werden, wenn nötig, auch durch staatliche Hilfen bei der Praxiseröffnung. Durch die Bank hinweg großen Zuspruch fand die Idee der Errichtung medizinischer Versorgungszentren. Die Schüler waren von der Gesprächsrunde positiv überrascht, auch wenn es einzelne Kritikpunkte gab: „Ich fand es ziemlich interessant, in Anbetracht der kurzen Zeit haben sie die Fragen alle gut beantworten können. Sie haben sich alle gut geschlagen und keiner hat sich wirklich blamiert. Allerdings haben sie die Fragen häufig auf derselben Ebene beantwortet, daher kamen wenig neue Ideen ins Spiel“, erklärte Janosch Herrmann. Auch Laura Zimmer fand die Veranstaltung sehr interessant und informativ:„ Ich fand schön, dass man von den Kandidaten zu Anfang auch persönliche Dinge erfahren hat, so kann man sie besser einschätzen. Die Fragen haben sie alles in allem mal mehr, mal weniger gut beantwortet.“ Niklas Look freute sich vor allem darüber, dass es der Schule gelungen sei, von jeder Partei einen Vertreter zu der Veranstaltung zu bewegen: „Das fand ich klasse, dass wirklich alle da waren, das ist ja nicht selbstverständlich. Insgesamt fand ich den Auftritt aller sehr kollegial, aber man hat bei vielen Antworten schon gleich gemerkt, wer zu welcher Partei gehört. Ich habe heute auf jeden Fall etwas gelernt.“ Laura Zimmer hätte sich für die Veranstaltung mehr Zeit gewünscht: „Ich fand es schade, dass zum Schluss wenig Zeit war und nicht alle Fragen beantwortet werden konnten. Schön fand ich, dass sich die meisten von den Schülern noch persönlich verabschiedet haben. Für die Veranstaltung hätte ich mir allerdings gewünscht, dass die Politiker die Fragen nicht schon vorher gekannt hätten. Aber mir fällt es jetzt eine Entscheidung für die Bundestagswahl leichter.“

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