Kreis Kusel Verspätet in den Blickpunkt geballert

Christoph Dinges
Christoph Dinges

«KUSEL.» Die meistgehörten Sätze aller Fußballtrainer: „Wir machen die Dinger net weg, wir nutzen unsere Chancen nicht...“. Derlei Klagelieder anzustimmen, das hat sich Christoph Dinges über die gesamte Runde hinweg nicht mal verkneifen müssen – er hatte ja auch keinerlei Grund, über mangelnde Effizienz seiner Mannen zu jammern. Gleich gar nicht über eigene Fehlversuche: Nicht weniger als 39-mal hat der stürmende Trainer von Vizemeister und Aufsteiger SG Haschbach-Schellweiler in der B-Klasse Nord eingenetzt.

Gut, einer muss die „Dinger“ wegmachen. Dinges kann’s halt, und daher macht er’s auch ganz gerne. Als Trainer sollte man sich ja gefälligst in den Dienst der Mannschaft stellen, oder? Das mag sich nun ein wenig ironisch anhören. Tatsächlich aber ist Dinges ein Typ, der nicht allzu gern von Solo-Darbietungen redet. Allein von daher schraubt er im Gespräch mit der RHEINPFALZ auch seinen Anteil an Vizemeisterschaft und Sprung in die A-Klasse herunter. „Tore erzielen ist ja nicht alles. Wenn einer trifft, ist ja zuvor eine Menge passiert, hat die gesamte Mannschaft viel Arbeit geleistet, um den erfolgreichen Abschluss zu ermöglichen“, sieht der Routinier den Torerfolg als Krönung eines komplexen Prozesses, eines Handlungsablaufs, an dem viele mitstricken. Dinges? Wer zum Teufel ist das eigentlich? Das mögen sich vor Jahresfrist nach Rundenbeginn immer mehr Beobachter des regionalen Fußballgeschehens gefragt haben. Des wenig gelungenen Starts seiner Truppe wegen ballerte sich der neue Spielertrainer allerdings erst mit etwas Verzögerung ins öffentliche Bewusstsein. Als die SG dann eine Serie hinlegte und der Sturmführer nach Belieben einlochte, staunte die Fachwelt und wunderte sich die Laienschar. Längst ist der Name nun ein Begriff. Bürgt für Tore, zeugt vom Erfolg eines echten Teams. „Der Kontakt ist im Winter 2016/ 2017 zustande gekommen“, blickt Dinges zurück. Ob er sich nicht vorstellen könne...? Konnte er. Bei der SG erzählte man ihm vom großen Potenzial, das in der Mannschaft stecke. „Aber warum dümpeln die dann unten rum und spielen gegen den Abstieg?“ Die Frage sei ja durchaus verständlich, beschied man dem Mann, der aus Eckersweiler im Kreis Birkenfeld stammt, unweit der Grenze zum Kreis Kusel gelegen. Aber er solle doch mal selber sehen. Sich’s überlegen. Dies tat Dinges, der inzwischen mit seiner Familie – Frau und drei Kinder – in Kusel dienstlich wie auch privat heimisch geworden war. Er packte die Herausforderung an. Und der Rest ist bekannt. Die Alliierten aus Haschbach und Schellweiler lieferten dem Titelfavoriten TuS Breitenbach eine ganze Weile ein richtig heißes Verfolgerrennen. Letztlich erwies sich die Südkreis-Elf als zu stark. Die SG aber feierte immerhin die Vizemeisterschaft. Nicht zuletzt dank der 39 Treffer ihres Stürmers. Es folgte ein Aufstiegsduell, wie es spannender nicht hätte sein können. Am 1. Juni, einem Freitagabend, schlug vor riesengroßer Heimkulisse dieser Dinges wieder ganz fürchterlich zu. Mit drei Buden erschoss er die an diesem Abend sicherlich nicht schwachen Kicker des SV Brücken fast im Alleingang. Auch in den beiden anderen Partien traf Dinges, machte jeweils (s)ein Tor. „Einer allein kann aber keine Tore schießen“, verweist Christoph Dinges allerdings erneut aufs Kollektiv, das funktionieren müsse, um Erfolge feiern zu können. Außerdem: In Person von Luca Künstler glänzt – zumeist hinter ihm – ein ebenfalls immens torgefährlicher Teamkamerad auf der zentralen Mittelfeldposition. Künstler hat stolze 31 Treffer markiert. Das reichte für Platz zwei – Doppelsieg für die SG in Sachen Torschützenliste. 70 von 115 Toren gehen auf das Konto des hungrigen Duos. Mithin haben Künstler und Co. einen Löwenanteil dazu beigetragen, dass nun Dinges nie guten Gewissens über das Manko schwacher Chancenverwertung in Wehklagen ausbrechen durfte.

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