Kusel Überwiegend optimistisch

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Lauterecken. „Nach oben geht immer noch mehr ...“ – so und ähnlich war es immer wieder zu hören, als Unternehmen in der Region Lauterecken gegenüber der RHEINPFALZ ihre momentane und künftige Situation einschätzten. Optimismus für das laufende Geschäftsjahr prägt weitgehend das Bild, wobei dieser Optimismus differenziert zu betrachten ist: Sehen die einen das laufende Jahr mit einer Aufwärtsentwicklung verbunden, so genügt anderen bereits das Halten des vorjährigen Ergebnisses für eine positive Erwartungshaltung. Diese Bandbreite spiegelt sich am deutlichsten in den Einschätzungen der Kreissparkasse Kusel (KSK) und der Volksbank Lauterecken (VBL) wider.

Für die KSK stellt Michael Utschneider, stellvertretendes Vorstandsmitglied und zuständig für Unternehmenskunden, fest, dass sich die Kreditvergabe an Gewerbekunden im Bereich Lauterecken positiv entwickelt hat. Ursache seien aber nicht unbedingt höhere Investitionen der Firmen. „Vielmehr“, so Utschneider, „haben wir unsere Kreditvergabe durch die Gewinnung von Neukunden gesteigert.“ Insgesamt schätzt er die Investitionsbereitschaft in der Region Lauterecken in den kommenden Monaten als rückläufig ein. Die grundsätzliche Strukturschwäche der Region macht Joachim Wagner, Vorstand der Volksbank Lauterecken, dafür verantwortlich, dass mehr als eine gleichbleibende Entwicklung für 2015 kaum zu erwarten ist. Unternehmen würden zwar investieren, doch dies bei insgesamt gleichbleibender Kreditnachfrage. Dabei würden die günstigen Kreditzinsen gern zur Umschuldung älterer Kredite genutzt. Kaum oder gar nicht bemerkbar machten sich die niedrigen Kreditzinsen im Immobiliensektor. Hätten in früheren Jahren niedrige Zinsen die Vergabe von Baukrediten begünstigt, so sei dies derzeit nicht der Fall, stellt Wagner fest. Dass die niedrigen Kreditzinsen nicht auf das Baugeschäft durchschlagen, stellen auch die Geschäftsführer der Scheller Fachwerkhaus GmbH, Manuel Drumm und Frank Michel, fest. Schon seit Jahren sei der Absatz an Fertighäusern in der näheren Umgebung höchst begrenzt. Trotzdem sind sie nicht nur mit den ersten Monaten des Jahres überaus zufrieden, sondern blicken auch sehr optimistisch auf das gesamte Jahr – „Wir sind so gut wie ausgelastet!“ Grund sei, dass der Markt für die im höherwertigen Bereich angesiedelten Fertighäuser überwiegend in den Speckgürteln des Rhein-Main-Neckar-Wirtschaftsraums liege. Wenig erfreulich waren dagegen für den Lauterecker Bauunternehmer Andreas Jung die ersten Monate des Jahres. Zu Dreiviertel des Geschäfts auf öffentliche Auftraggeber ausgerichtet, musste im April Kurzarbeit über die Lücke hinweghelfen, die seit Anfang des Jahres ausbleibende Aufträge gerissen hatte. Erst in den zurückliegenden Wochen kam der erhoffte Auftragsschub, der nach Jungs Einschätzung auf ein noch zufriedenstellendes Jahr hoffen lässt. „Wir müssen halt auch flexibel sein: Gibt es keine Großbauten, muss halt auch mal als Kleinauftrag ein Hof gepflastert werden.“ Schon vor Jahren aus der Baukrise gelernt hat die Firma Bahnschneider. Die Umstellung vom Baustoffhändler zum Fachmarkt für Garten, Haus und Handwerk hat sich bewährt. Die Kundschaft schätzt laut Geschäftsführer Andreas Schick die Fachberatung und das breite Sortiment, das seit drei Jahren als „Werkers Welt Fachmarkt“ im Hagebau-Verbund angeboten wird. Gut regional verankert, ist Schick optimistisch, dass sich das Geschäft 2015 ähnlich gut wie 2014 entwickelt. Ähnlich positiv blickt Michael Theobaldt, Geschäftsführer des Lauterecker Autohauses Theobaldt, auf das laufende Jahr. Es habe zwar etwas verhalten angefangen, doch das Autogeschäft sei ein Saisongeschäft, und da seien die Monate März, April und Mai besonders wichtig. Und so wie diese verlaufen seien, bestehe Aussicht, den guten Ist-Zustand zu halten, auch personell. Damit müsse man in der Region zufrieden sein, sagt er. Auf ein bisher sehr gutes Jahr schauen die Geschäftsführer des Autohauses Sydow in Lauterecken, Martina Sydow und Matthias Fritz, zurück. So viele Autos wie in den ersten Monaten dieses Jahres seien schon lange nicht mehr verkauft worden. Dabei hätten die Kunden überwiegend „junge Gebrauchte“ bevorzugt. Laut Matthias Fritz ist dies ein Kennzeichen für die begrenzte Kaufkraft der Region. Dass es gelungen sei, neue Kunden zu gewinnen, zeige sich auch an der gut ausgelasteten Werkstatt, die ein deutliches Auftrags-Plus zu verzeichnen habe. Vor diesem Hintergrund kündigen die Geschäftsführer an, dass im August auch wieder Lehrlinge eingestellt würden. Walter Reidenbach, Geschäftsführer des Wasgau-Marktes in Lauterecken, verzeichnet bisher einen deutlichen Umsatzzuwachs. Als Grund nennt er eine intensivierte Werbung, die angesichts der starken Konkurrenz der vier SB-Märkte in Lauterecken nötig sei. Doch Reidenbach schränkt ein: „Umsatzzuwachs ist keinesfalls gleichbedeutend mit Verdienstzuwachs.“ Dass der harte Preiskampf dabei teilweise zu nicht mehr nachvollziehbaren Niedrigpreisen führe, sei absurd. Insgesamt beurteilt Reidenbach die Entwicklung des Konsumverhaltens seiner Kunden sehr positiv. Richard Kressmann, Werkleiter bei der Niehoffs Vaihinger Fruchtsaft GmbH in Lauterecken, gibt sich mit Verweis auf den seit Jahren rückläufigen Markt für Fruchtsäfte etwas zurückhaltend. Momentan befinde man sich „gut im Plan“. Man sei damit ganz zufrieden. Die heißen Monate kämen noch. Geteilt ist die Einschätzung bei Ziener & Mühlberger in Offenbach-Hundheim. Die Firma ist spezialisiert auf den Bau elektrotechnischer Steuerungsanlagen, Sicherheitseinrichtungen und Sondermaschinen. Auch wenn das Jahr 2015 sehr zögerlich angelaufen sei, sieht Geschäftsführer Ernst Ziener gegenwärtig eine deutliche Verbesserung bei Kundenanfragen und Aufträgen gegenüber 2013/2014. „Das Jahr 2015 ist gut angelaufen, doch Luft nach oben gibt es immer.“ Prokurist Heiko Jung bei Cellpack Lauterecken konstatiert eine deutliche Verbesserung gegenüber 2014 und beurteilt die Aussichten für das laufende Jahr positiv. Dies um so mehr, als Cellpack mit seinen Produkten zu gut 80 Prozent auf dem deutschen und den restlichen 20 Prozent auf dem europäischen Markt vertreten sei, was Risiken verringere. Probleme, so Jung, könnten am ehesten beim Einkauf der Rohstoffe entstehen, da diese überwiegend aus Übersee kämen und in US-Dollar gehandelt würden. Damit unterliege man einem gewissen Wechselkursrisiko. Bei leicht wachsendem Umsatz und verbessertem Ertrag bewertet auch Philip Stratmann, Geschäftsführer von KOB Wolfstein, die Aussichten für das Jahr 2015 positiv. Zwar sei das Geschäft in Europa gerade so stabil, doch dafür sei der Absatz in den USA und auf den asiatischen Märkten von deutlichem Wachstum geprägt. Diese Entwicklung wolle KOB durch Investitionen in den Vertrieb verstetigen. Risiken sieht Philip Stratmann im Bereich der Rohstoff-Beschaffung, da Baumwolle für die medizinischen Stoffe zu einem erheblichen Teil aus Krisenregionen komme. Etwas Kopfzerbrechen bereiten darüber hinaus die Wechselkursrisiken gegenüber dem US-Dollar und der indischen Rupie. Nur positiv beurteilt Philip Stratmann dagegen die Situation des Stammwerkes Wolfstein gegenüber den beiden Werken in Indien und China: „Unsere medizinischen Produkte verlangen höchste Qualität. Diese Qualität liefern in erster Linie unsere Mitarbeiter in Wolfstein, und das stärkt den Standort.“ Grundsätzlich positiv wertet die Bito-Geschäftsführung nicht nur die bisherige Geschäftslage des Jahres, sondern auch perspektivisch. Die Entwicklung auf dem nationalen Markt habe mit einem Auftragsplus von 20 Prozent gegenüber 2014 den höchsten Auftragseingangswert nach vier Monaten in der Unternehmensgeschichte erreicht, teilt der Hersteller von Regalsystemen für Industrie und Handel mit. Kritisch sei immer noch die Entwicklung in der Ukraine und Russland. Für die Kunststoffproduktion im Werk Lauterecken stelle sich die Situation für 2015 positiv dar, so Winfried Schmuck, einer der beiden Geschäftsführer. Das Werk sei gut ausgelastet, Sorgen bereite jedoch die Verknappung des Kunststoff-Rohmaterials, das Lieferengpässe zur Folge haben könnte. Bisher nur positiv stellt sich das Jahr bei Ingenieurfassaden Glas Metall (IGM) in Medard dar. Wie Geschäftsführer Michael Groß erläuterte, sei nicht nur die aktuelle Auftragslage gut. IGM führe derzeit aussichtsreiche Verhandlungen für weitere große Projekte in Deutschland und Europa. Dies schlage sich auch in geplanten umfangreichen Investitionen nieder.

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