Kusel Trotz Umbauten eigenen Charakter bewahrt

Als jüngste Veränderung wurde die Decke mit Symbolen der vier Evangelisten, Kreuzen und christlichen Tiersymbolen bemalt.
Als jüngste Veränderung wurde die Decke mit Symbolen der vier Evangelisten, Kreuzen und christlichen Tiersymbolen bemalt.

«Hinzweiler». Im Kreis Kusel gibt es mehrere mittelalterliche Flurkirchen, aber die meisten Kirchen stehen mitten in einem Dorf. Bei einigen von ihnen gehen die Anfänge ebenfalls auf das Mittelalter zurück. Zusammen mit späteren Umbauten sind sie Zeugnisse für die Architektur vieler Jahrhunderte. Ein Beispiel dafür ist die Kirche in Hinzweiler.

Die Kirche in Hinzweiler steht im Ort an der Hauptstraße, die nach Oberweiler im Tal führt. Durch ihre alternierende Eckquaderung wirkt sie wie ein einheitlicher Bau, den man wegen der rundbogigen Fenster im Langhaus für ein Werk der Romanik halten könnte. Aber gerade dieser Teil der Kirche ist die jüngste Veränderung in einer langen Baugeschichte. Das Dorf, das 1263 erstmals als „Hennsewilre“ urkundlich bezeugt ist, gehörte wie die meisten anderen Gemeinden im Eßweilerer Tal zum Pfarrbezirk der Hirsauer Kapelle bei Hundheim, bevor es eine selbstständige Pfarrei wurde. Im Jahr 1451 erhielt Hinzweiler einen eigenen Pfarrer. Wahrscheinlich gab es zu dieser Zeit bereits eine Kapelle oder eine kleine Kirche, die dem heiligen Antonius geweiht war. Von ihr blieb das Turmzimmer, der älteste Teil der Kirche, erhalten. Wie in vielen anderen Kirchen wurden bei ihrem Bau römische Steine verwendet. In Hinzweiler ist es ein Weihestein mit dem Kopf des Herkules, der an der Südseite des Turmzimmers für die Wand verwendet wurde. Die Türe darunter ist zugemauert, denn heute betritt man diesen Raum von Westen her. Weil es nur diesen Zugang gibt, gilt es als wahrscheinlich, dass sich die Kirche ursprünglich auf dieser Seite an den Turm anschloss. Das quadratische Turmzimmer besitzt zwei gotische Fenster unterschiedlicher Größe. Die Decke ist mit Kreuzrippen gewölbt, der runde Schlussstein mit einer sechsblättrigen Blume verziert. Auf der Nordwand haben sich die Reste von Malerei erhalten, die aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammt. Wie in vielen anderen Kirchen wurde das Bild nach der Reformation übermalt und erst im Jahr 1965 freigelegt. Die kunstgeschichtlich bedeutende Darstellung zeigt das Jüngste Gericht. In der Mitte sitzt der auferstandene Christus mit erhobenen Armen auf einem Thron, neben ihm knien Maria und Johannes der Täufer. Auf der rechten Seite von Christus aus gesehen sieht man die Gruppe der Seligen, von denen die vorderste Person einen Heiligenschein trägt. Die Menschen auf der anderen Seite sind die Verdammten. Die meisten von ihnen schauen nach unten, wo ein schwarzer Umriss zu erkennen ist – vielleicht eine Darstellung des Teufels, der auf sie wartet. Wahrscheinlich waren ursprünglich auch die anderen Wände bemalt. Im Jahr 1609 wurde das Turmzimmer durch zwei weitere Stockwerke zu einem Glockenturm erhöht. Dieser Ausbau war ursprünglich nicht vorgesehen, so dass man die Mauern im Erdgeschoss mit niederen Stützen und einem Strebepfeiler verstärken musste. Auffällig sind die zweiteiligen Schallöffnungen im Glockengeschoss, die noch an den romanischen Baustil erinnern. Das Langhaus der mittelalterlichen Kirche war zu Beginn des 18. Jahrhunderts zu klein und vielleicht auch baufällig geworden. Deshalb entschloss man sich zu einem größeren Umbau. Das bisherige Langhaus wurde abgerissen und durch einen Neubau auf der Nordseite ersetzt, wo mehr Platz zur Verfügung stand. Das Datum für diesen Neubau, das Jahr 1727, findet man auf dem Scheitelstein des Portals an der Ostseite. Die großen Fenster machen das Innere der Kirche zu einem freundlichen Raum. Dieser Eindruck wird verstärkt durch den hellen Holzton von Empore, Bänken, Altar und Kanzel. Die einheitliche Ausstattung erhielt die Kirche durch ihre vollständige Erneuerung in den Jahren 1886/87. Als jüngste Veränderung wurde die Decke ausgemalt. Die Bilder auf den quadratischen Kassetten sind von Ornamenten eingerahmt. Sie zeigen die Symbole der vier Evangelisten, Kreuze in unterschiedlichen Formen und drei christliche Tiersymbole. Lamm und Taube werden in der Bibel genannt, während der Pelikan, der seine Jungen mit dem eigenen Blut ernährt, nach der antiken Überlieferung ein Symbol für den Opfertod Christi ist.

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