Kreis Kusel „Toll, in seiner Heimatstadt zu singen“

Isabel Weller, Sopran.
Isabel Weller, Sopran.

Fünf junge Sängerinnen und Sänger erhielten auch dieses Jahr wieder ein Stipendium der Fritz-Wunderlich-Gesellschaft und konnten sich am Samstagabend in einem mitreißenden und zurecht umjubelten Konzert dem Publikum vorstellen. RHEINPFALZ-Mitarbeiterin Konstanze Führlbeck hat sich mit Isabel Weller, Annick Mörth, Frazan Adil Kotwal, Tim-Lukas Reuter und Fabian Kelly über ihre Erfahrungen bei den Fritz-Wunderlich-Tagen unterhalten.

Herr Reuter, wie ist Ihr Kontakt zur Fritz-Wunderlich-Stiftung zustande gekommen?

Relativ unromantisch. Ich hab` irgendwann von Herrn Heyer eine Mail mit dem Flyer der Stiftung im Anhang bekommen und dem kurzen Text: „Wär` das nicht was für Sie?“ Ich habe mich dann mit einem Lebenslauf, Motivationsschreiben und Audioproben beworben. Sie sind bereits früher angereist und haben auch die Meisterklasse noch zum Teil verfolgt. Wie haben Sie das erlebt, hat Ihnen das Impulse für Ihre eigene Entwicklung gegeben? Für diese Frage bin ich der Ungeeignetste. Was Herr Heyer so treibt und erzählt, ist ja mein Alltag im Studium. Es war aber auf jeden Fall eine interessante Zeit, und ich bin von den Menschen hier und von der Fritz-Wunderlich-Gesellschaft sehr herzlich aufgenommen worden. Zum Teil war es schon spannend, die Arbeit der Kursteilnehmer zu beobachten, zu sehen, was die Auseinandersetzung mit der Stimme so alles mit sich bringt. Vor allem der Prozess, wenn Berufssänger erst spät die Mittel an die Hand bekommen, ihre Emotionalität so einzubringen, wie sie das schon immer wollten. Singen ist einfach etwas sehr Persönliches. Waren da auch Impulse für Sie persönlich dabei? Nicht für meine Arbeit als Sänger selbst, da mir die Art des Unterrichts nicht fremd ist. Aber einen sehr konkreten Impuls für die Weiterarbeit habe ich bekommen: Die Arie „Ecco il mondo“ aus „Mefistofele“ von Arrigo Boito. Herr Kotwal, wie kommt man aus Indien nach Kusel zur Fritz-Wunderlich-Gesellschaft? Lassen Sie mich bitte erst über Fritz Wunderlich sprechen. Mein erster Kontakt zu ihm war auf Youtube: „Dein ist mein ganzes Herz“ – ich war so berührt von dieser Stimme. Meine Heimat Mumbai in Indien ist eine so ganz andere Welt. Und jetzt, fast fünf Jahre später, habe ich diese Broschüre in meinem Unterricht in Stuttgart gesehen. Ich hatte so viele Aufnahmen von ihm in Indien gehört, er hat mich so inspiriert, ich wollte mich bei diesem Mann bedanken. Aber es gab ein Problem für mich: Die Altersgrenze liegt bei 25 Jahren. Ich bin 25. Da hab’ ich an Herrn Germain geschrieben und er meinte: Mach’ das, und dann hab’ ich zwei Videoaufnahmen geschickt und einen langen Motivationsbrief geschrieben. Auch in meiner sozialen Arbeit in Mumbai mit Slumkindern früher war es wichtig für mich, Musik zurückzugeben. Und natürlich möchte ich ein guter Sänger werden. Dann hab’ ich einen Anruf bekommen und meiner Lehrerin gesagt: Ich bin dabei! Und wie waren Ihre Erfahrungen hier in Kusel? Unglaublich schön, die Leute sind überall so freundlich und herzlich, im Supermarkt, einfach überall. Und von dem Meisterkurs hab’ ich einiges über Repertoire gelernt. Aber am meisten inspiriert mich einfach Fritz Wunderlich selbst. Und es war so toll, einmal in seiner Heimatstadt zu singen. Wie kamen Sie zur Fritz-Wunderlich-Stiftung, Frau Weller? Ich kannte die Stiftung schon früher. Dann dachte ich, „das wär’ doch was“ und hab’ meine Bewerbung mit zwei Tonaufnahmen geschickt. Und wie waren Ihre persönlichen Eindrücke aus der Wunderlich-Stadt? Alle waren sehr nett, der Empfang war sehr herzlich. Und wir hatten Glück mit der Gruppe. Wir haben wunderbar miteinander harmoniert. Vor allem die intensive Probenarbeit mit Annick am Freitag war wichtig. Und das Essen war toll, und der Riesling erst! Annick Mörth: Ich wollte eigentlich schon vergangenes Jahr mitmachen, hatte es aber nicht geschafft, mich rechtzeitig zu bewerben. Wir wurden sehr herzlich aufgenommen und hatten am Freitag den ganzen Tag anstrengende, aber voranbringende Proben. Und es war immer wieder schön zu sehen, wie stolz die Leute hier auf Fritz Wunderlich sind und wie berührt. Herr Kelly, wie sind Sie auf die Fritz-Wunderlich-Tage aufmerksam geworden? Ich hatte mich im vergangenen Jahr schon beworben, die Flyer lagen ja bei uns in der Hochschule in Mainz, hatte aber nur barocke Arbeitsproben geschickt. Und Fritz Wunderlich kenne ich von Youtube und von Schallplatten meines Vaters. Haben Sie eine Lieblingsaufnahme von Fritz Wunderlich? Ja, die „Schöne Müllerin“. Das kann man von vorne bis hinten mit Gänsehaut durchhören. Und die „Nessun dorma“-Arie aus Puccinis „Turandot“. Er singt das hohe H hier so unprätentiös.

Fabian Kelly, Tenor.
Fabian Kelly, Tenor.
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