Kreis Kusel Sympathisch und mitreißend

Im vergangenen Dezember gab die „Pälzer Cantry Bänd“ ein Benefizkonzert im SWR-Studio Kaiserslautern; von links Cornelius Molito
Im vergangenen Dezember gab die »Pälzer Cantry Bänd« ein Benefizkonzert im SWR-Studio Kaiserslautern; von links Cornelius Molitor, Mario Bissinger, Hans Hunsinger und Michael Bissinger. Unterstützt wurde das Quartett von Sängerin Gaby Heiland.

Im Oktober 2017 hat sich die „Pälzer Cantry Bänd“ in Kaiserslautern gegründet. Erfolgreiche Auftritte des Quartetts folgten im Cotton Club, im SWR-Studio oder im lokalen Umkreis. Nun hat die Stimmungsband ein Album mit dem Titel „Mussick vum Pälzer Land“ herausgebracht, die sie am morgigen Freitag, 20 Uhr, im Lauterer Cotton Club präsentiert.

Mit acht Titeln besingt die Band die Schönheit der Pfälzer Heimat und den Charakter ihrer Bewohner. Knapp 30 Minuten Stimmungsmusik, die zum Mitsingen und Schunkeln animiert. Denn die Lieder der „Pälzer Cantry Bänd“ kennt jeder. Aber höchst wahrscheinlich lediglich die Originalversionen dieser weltbekannten Pop- und Rock-Hits. Ganz besondere Coverversionen bieten nun dem verblüfften Hörer die vier sympathischen Musiker vom Lauterer Land – uff pälzisch! Denn das ist die Sprache, in der sich jede(r) wohl und geborgen fühlt. Aber keine „Weck-Worscht-un-Woi“-Lieder sind es, die Bandleader Cornelius „Doc Moliday“ Molitor geschrieben hat. Sie schwimmen auch nicht in Rührseligkeit und Erinnerungen an die schöne Jugendzeit. Molitor hat ein gutes Gespür für die pfälzische Sprache, und die mundartliche Redeweise hat er auf der Zunge. Das zeigt schon der oben zitierte Song mit dem Titel „Als Pälzer gebor“ (nach „Looking outan my Backdoor“ von CCR). Genauso mitreißend und herzerfrischend ist „Mei schäänie Haardt“ (nach „Achy breaky Heart“ von Bill Ray Cyrus), das die liebliche Landschaft der Haardt, der Toscana Deutschlands, beschreibt. Aus „Purple Rain“ von Prince machen die pfiffigen Jungs „Schorle-Räh“ und singen von einem Traum, in dem es Schorle regnet: „Gestern war ich uffem Worschtmarkt,/ bin erscht frieh am Morje hääm;/ wie ich endlich in mei’m Bett war,/ da hab` ich geträämt,/ dass es Schorle räänt./ Hab’ geträämt, es käme Wolke,/ sie seh`n wie Dubbegläser aus./ Wie’s dann angefang hat zu rääne,/ kommt aus denne Wolke Riesling-Schorle raus.“ Das alles bringt die Band so unbekümmert und fröhlich, so flott und deftig bildhaft und überzeugend, dass man’s einfach glauben muss, obwohl es oft grotesk überzogen und verfremdet ist. Richtig deftig wird es sogar in „Schmeckt mei Kaugummi moije frieh noch, wann ich`s an die Bettlaad bapp?“ (nach dem Lonnie-Donegan-Song „Does your Chewing Gum lose its Flavour on the Bedpost over Night“), in dem Molitor philosophisch-tiefsinnig über die im Songtitel aufgeworfene Frage sinniert. Nicht zuletzt offenbaren die Titel „Gewidderdunnerkeil“ (nach „Puttin’ on the Style“ von Lonnie Donegan) und „Tuddesupp“ (nach „Substitute“ von Clout) menschliche Schwächen. „Tuddesupp“ ist schließlich ein bewährtes, deftiges Hausmittel gegen Erkältung („die Freck“ oder „de Dalles“). Mit dem letzten Song „So missen Pälzer sei“ („Tulsa Time“ von Eric Clapton) dürfte die Formation endgültig die Herzen ihrer Pfälzer Landsleute im Sturm erobern. Natürlich haben die Pfälzer nur die besten Charaktereigenschaften: „Sie sinn gebor mit Herz un Humor“, „sie sinn Krischer“, sind aber friedlich und nehmen nichts krumm. Und sie trinken natürlich „gern e Schöppche“. Auch musikalisch bringt die Band die Songs mitreißend rüber. Michael „Middle Joe“ Bissinger und Cornelius Molitor phrasieren flüssig auf Gitarre, Mandoline oder Ukelele mit rhythmischer Akkord-Spielweise. Mario „Big Joe“ Bissinger sorgt auf dem Bass für den satten Sound. Und Hans „Little Joe“ Hunsinger versteht es, das Akkordeon zu emanzipieren, ihm seine Steifheit und seine eigentümlich Unschärfe in der Phrasierung zu nehmen. Nur eins muss man den Musikern ins Stammbuch schreiben: Wenn man aus der Westpfalz kommt, sollte man kein Loblied auf die Weingegend singen. Auch der Westrich hat seine Anmut und Reize. Das wusste schon der Schriftsteller Wilhelm Heinrich Riehl, der im 19. Jahrhundert sang: „Fröhliche Wochen unter Freunden möchte ich in der Vorderpfalz genießen, aber andauernd wohnen im Westricher Hügelland.“

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