Kusel Sommernachtskirche ist Vergangenheit

Alf Schneider und Freunde gastierten 2016 im Rahmen der Sommernachtskirche.
Alf Schneider und Freunde gastierten 2016 im Rahmen der Sommernachtskirche.

Sommer, Kultur, Kirche: Die Sommernachtskirche in der evangelischen Stadtkirche in Kusel war rund 20 Jahre ein besonderer Ort für ganz unterschiedliche Kulturangebote. Jetzt wird das Format eingestellt. Als Grund nennen Dekan Lars Stetzenbach und Pfarrerin Isabell Aulenbacher nachlassende Besucherzahlen.

Die Sommernachtskirche sei bei Künstlern aus der Region durchaus beliebt gewesen, sagt Stetzenbach. „Viele wollten sich beteiligen“, auch die Stadt Kusel habe zuletzt jeweils eine Veranstaltung der jährlichen Reihe mitkonzipiert. Doch nach dem Ausfall der sommerlichen Kulturwoche wegen der Kirchenrenovierung 2015 fand die Sommernachtskirche im vergangenen Jahr nun letztmalig statt. Dies habe das Presbyterium so beschlossen. „Trotz des hohen Niveaus von Veranstaltungen hat die Resonanz der Besucher in den vergangenen Jahren immer mehr nachgelassen“, begründet Aulenbacher den Schritt. Die Pfarrerin hatte die Organisation der Sommernachtskirche von ihrem Vorgänger Michael Hoffers 2014 übernommen. „Es tut einfach weh, wenn man hervorragende Künstler vor nur rund 20 Besuchern spielen sieht“, berichtet Aulenbacher von einem Theaterstück über Katharina von Bora im vergangenen Jahr sowie dem Auftritt eines „Kirchenclowns“. Der Koch, der in der Kirche ein Luther-Menü zaubern wollte, hatte seine Veranstaltung zuvor wegen geringer Anmeldezahlen abgesagt. Mehrere tausend Euro seien für die Kulturreihe jedes Jahr ausgegeben worden, erklärt Stetzenbach. Am Konzept habe der fehlende Zuspruch nicht gelegen, ist er sich mit Aulenbacher einig. „Vielfalt und Qualität waren gegeben“, betonen beide unisono. Seit einigen Jahren schon wurde die Reihe im jährlichen Wechsel einmal größer und einmal kleiner gefahren. Gab es in einem Jahr tägliche Veranstaltungen, wurden die Angebote im folgenden Jahr eher auf das Wochenende konzentriert. Womöglich deutete sich hier schon nachlassendes Interesse an. „Alles hat seine Zeit“, zitiert Aulenbacher ein Bibelwort. Sie weist zudem darauf hin, dass der Terminkalender kurz vor den Ferien prall mit Festen und Feiern gefüllt sei, und es zahlreiche konkurrierende Angebote gegeben habe. „Die Termine haben sich zu diesem Zeitpunkt zu sehr konzentriert“, sagt die Pfarrerin. Das Konzept der einwöchigen Kulturreihe habe sich überholt. Initiiert hatte die Sommernachtskirche der ehemalige Pfarrer Roland Wagner während seiner Zeit in Kusel von 1981 bis 2002. Eine ganze Woche lang war die Kirche offen. Den Start markierte viele Jahre ein Fest der langen Tafel, bei dem die Besucher allerhand Köstlichkeiten aus ihrer Privatküche mitbrachten. Zu den Höhepunkten zählten unter anderem eine Lichtinstallation des Saarbrücker Künstlers Igor Michailow sowie die Aufführung mancher musikalischen Rarität: So lockte im Jahr 2005 die Komposition Vexations von Eric Satie in einer fast 20 Stunden lang dauernden Präsentation immer wieder Besucher in die sommerliche Kirche. Es gab vielfältige Kinderprogramme, Kunstausstellungen, Trommelworkshops, „Nachtmusiken“ mit den Bezirkskantoren, große Konzertaufführungen sowie Jazz und Kinderchor neben exotischem Tempeltanz. Mit dem Wegfall der Sommernachtskirche wird das Kulturangebot der Kuseler Kirchengemeinde laut Stetzenbach nun keinesfalls eingedampft. Bereits in den vergangenen Jahren seien neue Formate entwickelt worden, „die auch sehr gut angenommen werden“. Der Dekan zählt dazu die „Kinderkirche“ in Zusammenarbeit mit den Kitas, ein Tischabendmahl in Körborn, Kantatengottesdienste und Stunden der Kirchenmusik sowie die Wiederbelebung der Vortrags- und Gesprächsreihe „Protestantisches Forum“ – in diesem Jahr zum Unions-jubiläum. Die über das Jahr verteilten Angebote erreichten zahlreiche Interessenten auch aus Nachbarpfarreien, sagt Stetzenbach. Insgesamt wolle die Kirchengemeinde flexibel sein, was neue Kulturangebote betrifft, zeigt sich der Dekan offen.

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