Kusel Pannen an Weihnachten - Wenn die Katze den Baum abschmückt

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Weihnachten, wenn die ganze Familie zusammenkommt, soll alles vom Feinsten, besinnlich, harmonisch, schlicht perfekt sein. Doch natürlich geht im Eifer des Gefechts auch so manches schief. Schön, wenn man zumindest später darüber lachen kann. RHEINPFALZ-Leser haben uns ihre lustigsten Weihnachtsgeschichten geschickt.

Das Akkordeon

In der RHEINPFALZ-Ausgabe vom 1. Dezember fand ich unter der Rubrik Verkäufe ein Akkordeon. Die Annonce weckte in mir die Erinnerung an ein vorweihnachtliches Erlebnis aus der Zeit, als ich von der Mutter des berühmten Tenors Fritz Wunderlich im Akkordeonspiel unterrichtet wurde. Sie selbst spielte gelegentlich mit ihrer Geige eine zweite Stimme dazu. Einmal, als ein Stück auf meinem 24-bässigen Instrument nicht zu bewältigen war, meinte sie, dass dies für ein größeres Instrument kein Problem sei. Sie fügte noch wohlwollend hinzu: „Wünsche dir doch so ein Instrument zu Weihnachten.“ Das tat ich auch. In einer Kuseler Buch- und Musikalienhandlung gefiel mir ein Akkordeon vom Typ Hohner Verdi II rot perlmutt mit 96 Bässen am besten. Und dieses Instrument wünschte ich mir zu Weihnachten. Als zweites hatte ich auf meinem Wunschzettel ein Hauptsignal für die elektrische Modelleisenbahn geschrieben. Zwei Tage vor Heiligabend übte ich auf meinem Akkordeon Weihnachtslieder. Der Zufall wollte es, ich war gerade fertig mit dem Weihnachtslied „Morgen Kinder wird’s was geben, morgen werden wir uns freu’n ...“, als ich aus dem Fenster schaute und sah, wie der Lehrling Otto aus der Buch- und Musikalienhandlung sich mit einem großen Akkordeonkoffer abschleppend auf unser Haus zubewegte. Ich rief meine Mutter: „Da schleppt einer ein Akkordeon, wo bringt der das wohl hin?“ Darauf sie: „Ach, das ist für die Karola, ihre Mutter hat mir neulich gesagt, dass sie zu Weihnachten ein Akkordeon bekommt, ich geh’ mal schnell raus und zeige ihm, wo die Karola wohnt.“ Karola wohnte zwei Häuser weiter. Für mich war die Sache klar: Punkt eins meines Wunschzettels konnte ich streichen. Jetzt blieb nur noch die Hoffnung auf das Hauptsignal. Und wirklich, dieser Wunsch ging in Erfüllung. Noch am gleichen Abend wurde das Geschenk von mir auf seine Funktion überprüft. Ich war begeistert. Weniger begeistert war ich, als die Mutter meine Schwester und mich zur vorgerückten Stunde ins Bett schickte. Gerade war ich dabei, meine Schlafjacke anzuziehen, als ein lauter Jubelschrei durch die Wohnung tönte. Meine Mutter schleppte einen großen Akkordeonkoffer aus ihrem Schlafzimmer und stellte ihn vor meinen Füßen ab. „Hier hast du noch ein kleines Geschenk“, sagte sie, „ich hatte ganz vergessen, dass ich es im Kleiderschrank versteckt hatte.“ Wie hieß es doch in dem Lied, das ich zwei Tage zuvor einübte? ... morgen werden wir uns freu’n. Morgen war an diesem Abend für mich heute. So spät und auch nicht so lange wie an diesem Abend habe ich seitdem zuhause niemals mehr gespielt - und schon gar nicht im Schlafanzug, wie es damals der Fall war. Von Udo Kröll, Bedesbach

Total erschöpft

Oma und Tante machten sich auf den Weg zum einzigen, entfernt wohnenden Enkel und Neffen. Am späteren Nachmittag angekommen, gab es zuerst einmal leckeren Kartoffelsalat und Fisch. Der knapp zweieinhalbjährige Sebastian konnte es kaum abwarten, bis aufgegessen war. Schnell sauste er danach in sein Kinderzimmer und rief laut von dort: „Kommt schnell, das Christkind war schon da.“ Mama, Papa, Oma und Tante versammelten sich sofort bei dem Kleinen, der es sich bereits auf seiner riesigen Spielwiese, einer 1,80 mal 2,20 Meter am Boden liegenden Matratze, gemütlich gemacht hatte. Er nahm das erste bunte Päckchen aus dem übervollen Christkindleskorb. Auspacken, ausprobieren, staunen, freuen, erklären lassen, wie das Geschenk funktioniert. So ging das nahezu zwei Stunden lang. Die Augen leuchteten, die Freude war riesengroß. Das vorletzte, runde Geschenk holte Sebastian bereits etwas mühsam aus dem Korb. Gerade als er wieder auspacken wollte, kippte er urplötzlich zur linken Seite und blieb nahezu regungslos auf seiner weichen Unterlage liegen. Zuerst zeigten sich die Erwachsenen sehr besorgt, aber in Windeseile war offensichtlich, dass der Junge lediglich aus totaler Erschöpfung während des Bescherens weggeschlummert war. Und das für mehrere Stunden. Unterdessen feierten die Großen alleine weiter und wollten gegen Mitternacht auch ihre Betten aufsuchen. Aber weit gefehlt, denn da stand ganz unerwartet der aufgewachte, ausgeruhte Bub im Wohnzimmer und suchte sich die Tante als seine nächtliche Spielgefährtin aus. Es wurde eine lange Nacht. Erst nach Stunden kam die Ablösung in Form des Papas. Lange Zeit wurde diese kleine Geschichte mit immer neuen Varianten an jedem Heiligabend in der Familie weitererzählt. Inzwischen ist der Kleine längst erwachsen und voll fit. Von Roswitha Kneisel, Rammelsbach

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