Kreis Kusel Nur im deutsch-deutschen Finale unterlegen

Andrea Otremba präsentiert stolz ihre Silbermedaille von den „Veteran European Championships“ in Glasgow.
Andrea Otremba präsentiert stolz ihre Silbermedaille von den »Veteran European Championships« in Glasgow.

«KUSEL.» Eigentlich wollte sie nach einigen Verletzungen ihre Sportkarriere schon beenden. Nun hat die Kuseler Judoka Andrea Otremba doch noch einen schönen Erfolg gefeiert. Am vergangenen Wochenende gewann sie in Glasgow bei den Judo-Europameisterschaften in der Altersklasse Ü30 eine Silbermedaille. Und dies an ihrem 43. Geburtstag.

Im Berufsleben ist Andrea Otremba bei der Polizei tätig. Die Oberkommissarin arbeitet an der Polizeihochschule in Enkenbach. Sportlich kann sie auf eine lange Laufbahn zurückblicken: Schon seit Schulzeiten geht sie dem japanischen Kampfsport nach. Den Ausbildungsgrad eines Judoka erkennt man an der Farbe des Gürtels, den er trägt. Otremba trägt den schwarzen Gürtel, ein Hinweis auf den Meistergrad. Auch einige Titel hat sie gesammelt: Sie war Pfalzmeisterin, deutsche Polizeimeisterin und Dritte bei einer Polizeieuropameisterschaft. Seit fünf Jahren trainiert sie den Judo-Nachwuchs des FV Pfeffelbach. Die Judoabteilung zählt sechs Erwachsene und 40 Kinder und Jugendliche. Nach zwei Bandscheibenvorfällen und einem Kreuzbandriss wollte sie eigentlich an keinem Turnier mehr teilnehmen – hielt sich aber mit Ausdauersport und Übungen im Fitnessstudio in Form. Doch als Sportkameraden vom Judoverband Pfalz sie vor Monaten aufforderten, noch einmal einzusteigen, gab sie dem Drängen nach. Bei den Deutschen Meisterschaften in der Altersklasse belegte sie den zweiten Platz. An den Europameisterschaften habe sie mit dem Ziel „ein Platz auf dem Treppchen“ teilgenommen. Etwa 1000 Sportler aus mehr als 30 Ländern ermittelten bei den „Veteran European Championships“ in der schottischen Hauptstadt die Europameister. Die Kuselerin reiste am Donnerstag an. Nach dem Training am Freitag hatte sie lediglich am Samstag Zeit, um sich etwas die Stadt anzuschauen. Am Sonntag wurde es schließlich ernst, Otremba startete in der Gewichtsklasse bis 57 Kilo. Ein Kampf dauert drei Minuten, es sei denn, einem Kämpfer gelingt mit einem gelungenen Wurf ein ganzer Punkt (Ippon) oder mit zwei nicht ganz perfekten Würfen zwei halbe Punkte (Wazzari). Dann ist der Kampf vorzeitig entschieden. In der ersten Runde hatte es die Kuselerin mit der Engländerin Francesca Roode zu tun. In nicht einmal eineinhalb Minuten konnte Otremba ihren Spezialwurf, den Harai-Goshi (Hüftfeger) und einen Tani-Otoshi (Talfallzug) anbringen, was mit zwei Wazzari belohnt wurde. Damit hatte sie sich für das Halbfinale qualifiziert. Hier traf sie auf die Französin Marie-Helene Quetey. Otremba konnte gegen die Französin zweimal mit Harai-Goshi punkten und damit die Entscheidung zu ihren Gunsten herbeiführen. Im Finale kam es zu einem deutsch-deutschen Duell, denn hier hatte es das Kuseler Geburtstagskind mit Romy Steiner aus Leipzig zu tun, der sie bereits bei den deutschen Titelkämpfen im Finale unterlegen war. Andrea Otremba bekennt, dass sie sich keine großen Chancen ausrechnete, denn ihre Kontrahentin habe keine verletzungsbedingten Pausen einlegen müssen und stehe „voll im Saft“. Obendrein hatte sich die Kuselerin im Halbfinale am Daumen verletzt. Schließlich kam es, wie es kommen musste: Im Finalkampf war die Leipzigerin klar überlegen und konnte Andrea Otremba nach zwei Minuten mit einem schönen Wurf, der mit einem Ippon belohnt wurde, vorzeitig bezwingen. Von den Titelkämpfen zurückgekehrt, zeigt sich die Kuselerin mit dem Ergebnis „Vize-Europameister“ sehr zufrieden. Zudem habe sie auch Freundschaften knüpfen können. Von einer Spanierin sei sie eingeladen worden, sie einmal in ihrer Heimat zu besuchen. Nach diesem Erfolg denkt Otremba jetzt darüber nach, doch noch ein bisschen weiterzumachen. „Vielleicht nehme ich in den nächsten Jahren noch einmal an den Europameisterschaften teil“, sagt sie.

x