Kreis Kusel Mit wohlgesetzter Langsamkeit

Weiß in seinen Geschichten die Pointen richtig zu setzen: der Comedian Rüdiger Hoffmann.
Weiß in seinen Geschichten die Pointen richtig zu setzen: der Comedian Rüdiger Hoffmann.

„Ich weiß nicht, ob sie’s schon wussten, er kommt von ganz woanders wech...“. Und zwar aus dem ostwestfälischen Paderborn: Rüdiger Hoffmann, der Meister des hintersinnigen Humors, gastierte zum zweiten Mal nach fast drei Jahren Pause in der Kuseler Fritz-Wunderlich-Halle. Fein abgeschmeckt mit einer Prise Musik durchlebten am Samstagabend in seinem „Best of“-Programm die knapp 500 Besucher kleine Alltäglichkeiten, die allerdings immer in eine Katastrophe mündeten.

Der Comedian, der sich mittlerweile auch in den sozialen Netzwerken wohlfühlt, hat sein Publikum über das Best-of-Programm abstimmen lassen. Online konnten die Fans ihre Lieblings-Nummern wählen. Eine kleine Auswahl präsentierte er nun auch in Kusel. Nachdem er als Klavier spielender „Kapitän Ernst“ freundlich und total gut gelaunt – samt den Gästen des herrlichen Luxusdampfers MS Astoria – abgesoffen ist, schlitterte ein chinesisches Restaurant mit seinen angebotenen „Acht Köstlichkeiten“ in die nächste Katastrophe. Mit wohlgesetzter Langsamkeit, einem höchst trockenen Humor und einer fast schon naiven Freundlichkeit, verkörperte Hoffmann einen Gast jenes Restaurants. Ja, der gute, korrekte Bürger kann auch mal so richtig böse werden. Erst recht dann, wenn er beim sprichwörtlichen Erbsenzählen nur sieben Leckerbissen auf seinem Teller entdeckt. Nein, nein mit Fremdenfeindlichkeit hat das nix, aber auch gar nix zu tun. Aber vielleicht ein Grund mehr, sich einer Selbsthilfegruppe, wie zum Beispiel den „Anonymen Ausländerfeinden“, anzuschießen. Vor mehr als 25 Jahren in Rüdiger Hoffmanns Gedankenwelt in einer ostwestfälischen Schützengilde geboren, erfreut sich seine Selbsthilfegruppe heute wieder größter Beliebtheit. Neben Zahnärzten, Apothekern und Skinheads sitzen nun auch AfD-ler und jede Menge besorgte Bürger aus der Pegida-Bewegung in seinem Stuhlkreis. Aber auch seine Erzählungen über das Beziehungsgeflecht zwischen Mann und Frau, den gemeinsamen Urlaub mit der Nachbarsfamilie und deren flatulenzenden Golden Retriever, selbst der Besuch beim kinderfreundlichen Italiener führte Schritt für Schritt, zielgerecht und unausweichlich in eine Katastrophe. Und dann war da noch das Kellerloch, pardon die Souterrainwohnung. Allerdings ohne Fenster, mit der er als cleverer Student den Wohnungsmarkt beleben wollte. Die Verpflegung seiner Besucher übernahm er gleich selbst. Trockene Brötchen, dazu ein kleines Mineralwasser, die Leckerbissen wurden ihm quasi aus der Hand hingerissen. Für 4,50 Euro ein echtes Schnäppchen, das jeden Monat, einmal praktiziert, ein lukratives Geschäftsmodell ist. Aber auch die bitterbösen Songtexte aus Sicht eines wohltätigen, ach so menschenfreundlichen Waffenschiebers oder eines in Selbstmitleid ertrinkenden Säufers regten bei aller Lachgarantie durchaus zum Nachdenken an. Insgesamt war die Wirkung des Künstlers auf sein Publikum ein reiner Selbstläufer. Viele kamen aus dem Lachen nicht heraus, was neben den verbalen auch den besonderen mimischen Fähigkeiten Hoffmanns geschuldet war, wobei selbst scheinbare Winzigkeiten zu Krachern mutierten. Zwar betonte er mehrmals: „Das mach ich nun wirklich nicht, das hat einfach keinen Stil“. Doch am Ende haute er in die Tasten seines Klaviers. Und es hatte wirklich keinen Stil, doch keiner im Publikum nahm es ihm übel. Im Gegenteil, gemessen an den Lachern, folgte ein Kracher auf den anderen in seinem „Best of“. Zum Finale gab es dann den verdienten, tobenden Applaus. Und als Zugabe erlebten die Besucher, dass der Herr „Jedermann“ beim Gassigehen wohl seine Elfi verloren hat. Egal, der nächste Dackel heißt dann wohl Zwölfi...

x