Kusel Mit Fahrrad und Moped zu den Archiven gefahren

Schrieb den größten Teil der Ortsgeschichte seines Heimatortes Jettenbach: Michael Cappel.
Schrieb den größten Teil der Ortsgeschichte seines Heimatortes Jettenbach: Michael Cappel.

«Jettenbach.» Michael Cappel lebt in dem geschichtsbewussten Musikantendorf Jettenbach. Er ist gelernter Elektriker und bei der Gemeinde angestellt. Sein besonderes Interesse gilt der Heimatgeschichte und Familienkunde und wurde durch seine Großeltern geweckt.

Cappel besuchte die Volksschule in Jettenbach und anschließend die Regionalschule in Wolfstein. Nach seiner Ausbildung als Elektriker war er viele Jahre bei Opel in Kaiserslautern beschäftigt. Seit 2001 ist er als Gemeindearbeiter tätig. Schon in der Schulzeit gehörte Geschichte zu seinen Lieblingsfächern, aber für sein Interesse sind vor allem seine Großeltern verantwortlich. „Als ich etwa 15 Jahre alt war, lasen sie mit mir alte Familienakten wie Testamente oder Steigbriefe“, erinnert sich Cappel. „Weil ich mehr über die Personen wissen wollte, die in den Dokumenten genannt sind, fuhr ich erst mit dem Fahrrad und dann mit dem Moped zu den Standesämtern nach Altenglan und Wolfstein.“ Das Suchen alter Unterlagen und das Entziffern von historischen Schriftstücken ließ ihn auch später nicht mehr los. Als er den Führerschein gemacht hatte, war das Landesarchiv in Speyer eines seiner ersten Ziele. In den folgenden Jahren forschte er wiederholt in Speyer oder in anderen Archiven, aber inzwischen wird seine Arbeit durch das Kirchenbuchportal „Archion“ sehr erleichtert. Denn er kann jetzt von zu Hause aus in den Kirchenbüchern lesen, die digitalisiert sind. Der Schritt in die Öffentlichkeit erfolgte 1982. In diesem Jahr feierte der Arbeiter-Musikverein Jettenbach seinen 100. Geburtstag. Vorsitzender Detlef Bojak fragte Cappel und Klaus Leonhard, ob sie eine Ausstellung machen könnten. Die Ausstellung im Alten Schulhaus wurde ein großer Erfolg. Auch der damalige Landrat Gustav Adolf Held war bei einem Besuch so begeistert, dass die Idee entstand, die Geschichte der Wandermusikanten in einer Dauerausstellung zu dokumentieren. Inzwischen war die Zehntscheune auf Burg Lichtenberg renoviert worden. Hier sollte ursprünglich die ethnographische Sammlung von Hermann Wirth ausgestellt werden. Als sich dieser Plan nicht verwirklichen ließ, schlug Paul Engel vor, den Raum für ein Musikantenland-Museum zu verwenden. Dafür wurden viele der Exponate aus der Jettenbacher Ausstellung zur Verfügung gestellt. Cappel half bei Aufbau und Einrichtung mit. Er kümmerte sich auch um Einzelheiten, zum Beispiel um die Uniformen, mit der die Musikerfiguren bekleidet wurden. In den nächsten Jahren waren es vor allem zwei Bereiche, mit denen sich Cappel beschäftigte. Die Geschichte seiner Familie wollte er möglichst weit zurückverfolgen. Bei den Cappels, die aus Ulmet stammten, gelang ihm das bis ins 16. Jahrhundert. Noch erfolgreicher war er bei der Familie Leonhard, mit der fast alle Jettenbacher verwandt sind. Hier reichen die urkundlichen Nachweise noch 300 Jahre weiter zurück. Cappel ist Mitglied des Vereins für Pfälzisch-rheinische Familienkunde, deren Regionalgruppe er seit über 35 Jahren leitet. Noch bekannter sind seine Beiträge zur Regionalgeschichte. Er beschäftigt sich mit den historischen Ereignissen im Eßweiler Tal und im Mittleren Glantal vom 16. bis 18. Jahrhundert. Eines seiner Themen sind die Pfalzgrafen von Veldenz, zu denen er ein sehr aufschlussreiches Schriftstück entdeckt hat: die Huldigungsliste des Veldenzer Georg Gustav (1564-1634), die vor seiner Hochzeit mit der württembergischen Prinzessin Elisabeth erstellt wurde. Über dieses Schriftstück erzählt Cappel: „Ich war zufällig auf das Dokument gestoßen und habe es dann im Archiv in Stuttgart studiert. Das war eine spannende Geschichte, denn ein Verwaltungsbeamter des württembergischen Hofes sollte vor der Hochzeit den Besitz des Pfalzgrafen inspizieren. In dem ausführlichen Schreiben berichtete er nicht nur über die Michelsburg auf dem Remigiusberg, sondern auch über die Landschaft, den Anbau und die Erträge an Getreide oder Wein.“ Der Beamte sei von den Besitzungen der Veldenzer nicht besonders begeistert gewesen, meint Cappel. Die handschriftliche Liste hat er inzwischen transkribiert und veröffentlicht. Inzwischen kann der Hobbyhistoriker eine längere Liste von Veröffentlichungen vorweisen, vor allem Aufsätze in der Zeitschrift für Pfälzisch-rheinische Familienkunde, im Westrich-Kalender und in den Westricher Heimatblättern. Aber die Krönung sind drei Bücher, die er allein oder zusammen mit anderen Autoren verfasst hat. 1994 entstand aus Anlass des 600-jährigen Bestehens das Buch „Oberstaufenbach im Wandel der Zeit“. In dem Buch „Jettenbach – Ortsgeschichte und Hausbesitzerchronik“ schrieb er den größten Teil der Ortsgeschichte, die etwa 300 Seiten umfasst. Sein letztes Werk ist die Geschichte der protestantischen Pfarrei Bosenbach, die zum 200. Jubiläum des Neubaus der Kirche erschien. Nach seinen weiteren Plänen gefragt, nennt Cappel vor allem die Geschichte des Goßenberger Hofes bei Kollweiler, die weitgehend fertig ist. Dort gab es wahrscheinlich schon in römischer Zeit eine Siedlung und später einen fränkischen Königshof. Im 17. Jahrhundert erwarben ihn die Veldenzer, um mit seinen Erträgen den pfalzgräflichen Haushalt zu versorgen. Dazu dienten weitere Höfe um Lauterecken und Reichenbach, über deren Geschichte Cappel ebenfalls forscht. Aber seine Heimatgemeinde kommt nicht zu kurz. In Jettenbach engagiert er sich nicht nur als Gemeindearbeiter, sondern ist seit 1994 im Gemeinderat und hatte großen Anteil an dem historischen Ortsrundgang, den eine Arbeitsgruppe entwickelt hat. Durch eine ansprechende Beschilderung erhalten Besucher Informationen zu wichtigen Gebäuden.

x