Kreis Kusel Mit einem Porträt ohne Kopf

Preisgekrönter Künstler, der in einer Ausstellung in Waldmohr zurzeit 50 seiner Werke zeigt: Jürgen Braun.
Preisgekrönter Künstler, der in einer Ausstellung in Waldmohr zurzeit 50 seiner Werke zeigt: Jürgen Braun.

Die Reihe der Ausstellungen der Arbeitsgemeinschaft Kunstausstellungen in Waldmohr ist um 50 Exponate reicher: Bis Sonntag, 25. März, zeigt Jürgen Braun in der Kulturhalle Collage, Malerei und Grafik.

Meist großformatig sind die Werke, mit denen Jürgen Braun, geboren 1947 in Mannheim, und im Sommerhalbjahr Wahlschwede, seine zweite Ausstellung in Waldmohr beschickt hat. 1981 war der studierte und mit mehreren Preisen bedachte Künstler schon einmal vor Ort: im Bürgerhaus damals noch, und, wie er sich erinnert, mit einer sehr erfolgreichen Ausstellung. Die Erinnerung an diese Schau hält die Arbeitsgemeinschaft Kunstausstellungen im Foyer wach. Die Einladung von damals liegt aus, reiht sich ein in eine lange Reihe von Plakaten, Büchern, Broschüren vergangener Präsentationen, außerdem findet sich eine Mappe mit kleinformatigen Radierungen Kleins. Sie stehen, wie alle Werke, zum Verkauf. Im 40. Jahr sind Elan und Strahlkraft der Waldmohrer Organisatoren ungebrochen. Bis 2020 seien die Termine ausgebucht, erzählt Katharina Büdel, Gründungsmitglied und feste Größe in der Arbeitsgemeinschaft. Im eigentlichen Ausstellungsraum warten 50 Arbeiten auf Bewunderer, kritische Geister, Kunstsinnige. Ein Querschnitt durch Jahrzehnte künstlerischen Schaffens füllt die Stellwände, ein großer Taucher mit wuchtigem Strich etwa, daneben ein Porträt ohne Gesicht – eine Person reduziert aufs Allgemeingültige, die Details zu füllen durch das Auge des Betrachters. Dahinter, gegenüber, seitlich: Buntes und Schwarzweißes, Radierungen, Acrylarbeiten, Collagen, geschaffen mit Pinsel, Spachtel, Nadel und Prozessor, Anklänge, Bruchstückhaftes, Zeichen und Ornamente. Geradezu winzig macht sich eine Segelregatta in aufgewühlter See aus, eingefangen mit wenigen Formen und Strichen nur. Jugendstilllilien blitzen hervor, fantastische Welten tun sich auf, Farbe dick aufgetragen atmet ursprünglich anmutende Kraft. Im Kontrast schlagen am Computer generierte Grafiken den ästhetischen Puls der Zeit, nicht selten widmen sie sich Naturthemen, ohne dass das auf den ersten Blick erkennbar ist. Dann wieder führen Collagen aus Pappe, Spachtelmasse und Sperrholz zurück in eine handfeste Realität diesseits der digitalen Welt. Der Stilmix ist augenfällig, Schaffensperioden sind deutlich. Brauns Mix kann die Sinne rein ästhetisch erfreuen, zu Gedankenspielen anregen, gelesen werden als Kunst der Zeit wie Kommentar zum Zeitgeist – der Betrachter mag die Arbeiten genießen, wie es ihm gefällt. Das Bild der Reise durch die Zeit wählte in der von Fritz Schnur und Antje Scotti-Pollmann mit Violine und Bratsche ummalten und von Karl-Heinz Schnabel eröffneten Vernissage die Laudatorin Susanne Ecker. „Farben und Formen verführen den Betrachter, wir können das Werk lesen, müssen es aber nicht“, formulierte die Kunsthistorikerin in einer szenisch gestalteten Einführung ins Werk. Die Vernissage an sich blieb dagegen eine eher trockene Sache: Es war ausdrücklicher Wunsch der Arbeitsgemeinschaft, zur Stärkung und Erfrischung nach der geistigen und ästhetischen Erbauung die benachbarte Gewerbeausstellung zu besuchen. Info Jürgen Braun: Collage, Malerei, Grafik. Bis Sonntag, 25. März, in der Kulturhalle im Schulzentrum (Bahnhofstraße 57b) Waldmohr. Geöffnet freitags 16 – 20 Uhr und sonntags 10 – 18 Uhr.

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