Kreis Kusel Mehr Sicherheit für Radfahrer

 Erste Ergebnisse präsentiert: Ansgar Kundinger schreibt seine Masterarbeit über das Radwegenetz in Kaiserslautern. Viele Radler
Erste Ergebnisse präsentiert: Ansgar Kundinger schreibt seine Masterarbeit über das Radwegenetz in Kaiserslautern. Viele Radler empfinden den Autoverkehr als gefährlich.

Kaiserslautern: Fahren Sie gern Fahrrad in Kaiserslautern? Wenn ja, wo am liebsten – wenn nicht, was stört sie und wo? So etwa lauteten die Fragen von Ansgar Kundingers Online-Befragung für seine Masterarbeit an der Technischen Universität. 230 Antworten hat der Verkehrsplaner für seinen Entwurf des Radwegenetzes ausgewertet.

Mehr Radverkehr und weniger Autos im Stadtzentrum – das führt für Kundinger zu mehr Lebensqualität. Bei positiven Vorbildern denkt Kundinger an Hamburg oder an Freiburg, wo der Anteil des Radverkehrs zwischen 30 und 40 Prozent liegt, und auch an die Gestaltung des Radverkehrs in den Niederlanden. Obwohl noch nicht abgeschlossen, kann Kundinger doch schon vieles aus seiner Arbeit vorstellen. Laut Statistik haben 60 Prozent der Verkehrsteilnehmer grundsätzliches Interesse am Fahrradfahren. Für diese große Zahl lohne es sich, den Radverkehr attraktiver zu gestalten. Als schwächere Verkehrsteilnehmer benötigten Radfahrer allgemein verbesserten Schutz. Das belegten auch Unfallstatistiken. Dazu seien Verkehrsflächen ungerecht aufgeteilt: Viel Fläche sei für Autoverkehr, für Radverkehr nur ein Bruchteil davon reserviert.

In Kaiserslautern fühlten sich viele Bürger durch den Autoverkehr gefährdet, sagt der Masterstudent. „Die Autos überholen zu nah, fahren zu schnell oder zu dicht auf.“ Die Straßen in der Innenstadt seien sehr schmal. Daher sei es sinnvoll, manche Strecken zu Fahrradstraßen zu erklären. Dort könne man dann sogar zu zweit nebeneinander fahren. Ob Autoverkehr für Anwohner zugelassen werde, sei von der Straßenbreite abhängig – mindestens 4,5 Meter seien vorgeschrieben. Die Parkstraße in Kombination mit der Augustastraße sei von ihrer Breite her als Fahrradstraße gut geeignet, sagt Kundinger. Auf einer Straßenseite könnten dort Parkplätze für Anwohner erhalten bleiben.

Strecken zu unübersichtlich

Störend seien für viele Radfahrer auch die vielen verschiedenen Führungsformen, also die Gestaltung der Radstrecken, hat der 25-Jährige herausgefunden. „In Kaiserslautern gibt es zurzeit etwa zehn verschiedene Führungsformen für den Radverkehr. Da finde ich mich als Radfahrer nicht zurecht“, kritisiert er. Nach seinem Vorschlag solle es nur drei Formen geben – und damit mehr Konsistenz in der Streckenführung: den geschützten Radstreifen, den getrennten Geh- und Radweg und die Fahrradstraße. So müsse man sich als Radfahrer nicht nach jeder Kreuzung neu orientieren. Als besonders sichere Alternative nennt Kundinger das Konzept des geschützten Radwegs, die „protected bike lane“. Dieser ist getrennt von Gehweg und Straßenverkehr, lässt aber Sichtkontakt zu, etwa über Poller oder Hecken hinweg.

Vier Ursachen fand Kundinger heraus, die das Radfahren in Kaiserslautern unattraktiv machen. Zum einen ist das die Topografie, im Klartext: die Anstiege, die beispielsweise zum Betzenberg oder zur Uniwohnstadt bewältigt werden müssen. Das Problem werde aber mit den steigenden Verkaufszahlen von Elektrofahrrädern weiter in den Hintergrund treten. Da wiege die fehlende Infrastruktur ungleich schwerer, das heißt der häufige Wechsel in der Führungsform, fehlende Orientierung bei Querungen – wie beispielsweise an der Trippstadter Straße – oder schmale Schutzstreifen in Straßen, wo 50 Stundenkilometer erlaubt seien, die zudem von Autofahrern häufig überfahren würden. Als drittes zählt für Kundiger ein fehlendes Sicherheitsgefühl, was zum Wohlbefinden des Radfahrers notwendig sei, damit man häufiger auf den Sattel steige. Hier spielten dichter Verkehr, aggressive Fahrweise von Autofahrern, Lärm und Schmutz eine Rolle. Genauso wichtig sei die Abstellmöglichkeit zuhause. „Wenn ich das Fahrrad erst aus dem Keller oder vom Hinterhof durch das Treppenhaus tragen muss, ist das für viele zu umständlich“, sagt Kundinger.

Parkboxen als Alternative

Gut kann er sich Fahrradparkplätze zwischen Autoparkplätzen vorstellen. „Wenn man beispielsweise vor jedem zehnten Haus einen Autoparkplatz für Fahrräder freistellen würde, beispielsweise mit einer Fahrradparkbox, dann könnte man an der Auslastung ablesen, wie das Interesse an der Nutzung des Fahrrades steigen würde“, schlägt Kundinger vor. Autoparkplätze seien mehr als genug vorhanden. Aus der Analyse des Mobilitätsplans gehe hervor: die Parkhäuser der Stadt seien vergleichsweise leer.

Für sein Radwegenetz verfolgt der Masterstudent sechs Ziele: Sicherheit, Erreichbarkeit wichtiger Orte, Durchgängigkeit, klare Beschilderung, Eignung für alle Nutzergruppen und nicht zuletzt „lückenlose und hindernisfreie Strecken“.

Kundinger hat seine Arbeit beim Radlertreff des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs Kaiserslautern vorgestellt. Mit der SPD und den Grünen ist er schon im Gespräch. Gerne würde er seine Arbeit den Verantwortlichen der Stadt vorstellen. „Ich freue mich, wenn seitens der Stadt Interesse an meiner Arbeit besteht.“

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