Kusel Medard: Bürger von Gespräch zu Verkehrssicherheit enttäuscht

Ortseinfahrt Medard aus Richtung Odenbach: Das Provisorium in der Fahrbahnmitte wird ersetzt durch den Bau einer Verschwenkung,
Ortseinfahrt Medard aus Richtung Odenbach: Das Provisorium in der Fahrbahnmitte wird ersetzt durch den Bau einer Verschwenkung, damit Autofahrer ihre Geschwindigkeit reduzieren und langsam durch die 1,2 Kilometer lange Ortsdurchfahrt rollen. Der Baubeginn ist angekündigt für die zweite Jahreshälfte.

Dass gerast wird im Ort, belegt Ortsbürgermeister Albert Graf mit selbst erhobenen Daten. Seit 2011 sucht er nach Wegen, die Verkehrssicherheit in der Gemeinde zu verbessern. Ein öffentliches Gespräch am Donnerstagabend mit Experten verlief für ihn und die Bürger eher enttäuschend.

„Ich glaube, es ist deutlich geworden, dass wir mit großer Mehrheit Veränderungen haben wollen.“ Mit diesen Worten beendete Medards Ortsbürgermeister Albert Graf die Veranstaltung, und SPD-Bundestagsabgeordneter Gustav Herzog, der die Moderation übernommen hatte, bekannte: „Ich wusste, das wird kein einfacher Abend.“

LBM stellt eigene Sicht dar

Vorausgegangen waren zwei Stunden, in denen zunächst der Leiter des Landesbetriebs Mobilität, Richard Lutz, der Chef der Lauterecker Polizeiinspektion, Arno Heeling, und der Beigeordnete der Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein, Andreas Müller, ihre Sicht zur Verkehrssituation darstellten. Verbesserungen zu erreichen, sei das Ziel, das versicherten sie den etwa 100 anwesenden Bürgern. Aus polizeilicher Sicht stellt sich die Situation in Medard allerdings nicht so problematisch dar, wie die Bürger sie empfinden. Medard habe sich in den zurückliegenden Jahren nicht als Unfallschwerpunkt herauskristallisiert, sagte Heeling, wobei er den Zusammenstoß mit tödlichem Ausgang im Jahr 2017 nicht unerwähnt ließ. Gleichwohl mochte er sich nicht für die Einrichtung beispielsweise von Zebrastreifen aussprechen, weil damit möglicherweise weitere Gefahrenpunkte geschaffen werden könnten. Derartige Scheinlösungen seien nicht hilfreich. Das sieht auch Richard Lutz vom LBM so.

Vorschläge zur Beruhigung

Lutz skizzierte einige Möglichkeiten zur Verkehrsberuhigung. So sollen die beiden provisorischen Fahrbahnteiler fest installiert werden. Die Ortseinfahrt aus Richtung Odenbach soll eine Verschwenkung erhalten, um die Geschwindigkeit bei der Einfahrt zu reduzieren. Den Baubeginn dafür kündigte er für die zweite Jahreshälfte an. Weiterer Vorschlag: Ab der Firma IGM könnten gelbe Leitelemente zur Trennung der Fahrbahnen installiert werden, um Überholvorgänge zu unterbinden. Andreas Müller verwies wiederholt auf den gesetzlichen Rahmen, den die Verbandsgemeinde (VG) als Straßenverkehrsbehörde zu beachten habe. Für die Einrichtung von Zebrastreifen, Tempo-30-Zonen und Ampeln gebe es Vorgaben, die in Medard nicht erfüllt seien – für die Einrichtung eines Zebrastreifens sind 50 Personen pro Stunde gefordert. Verwunderung rief seine Anmerkung hervor, dass eine Anzeigetafel mit Tempo 50 eventuell zu schnellerem Fahren verleite, weil man sehe, dass man zu langsam sei – und umgekehrt.

Geschwindigkeitsanzeigen genehmigt

Dennoch: Die Aufstellung von zwei Geschwindigkeitsanzeigen, gekauft von der Gemeinde, hatte die VG laut Ortsbürgermeister Graf genehmigt. Außerdem wurden vier Kindersilhouetten aufgestellt. Müller versprach, sich im Verbandsgemeinderat für die Anschaffung eines Blitzfahrzeugs auszusprechen, um öfter kontrollieren zu können. Die Radarmessanlage, die man sich mit der Verbandsgemeinde Otterbach-Otterberg teile, reiche nicht aus. Müller plädierte auch dafür, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, anstatt sich gegenseitig Vorwürfe zu machen. Auf Unverständnis stieß Müller, als er das Ergebnis einer Fußgängerzählung vortrug. Am 26. Januar hätten VG-Mitarbeiter zwischen 6.30 Uhr und 9.30 Uhr 17 Personen gezählt, allerdings stellte sich auf Nachfrage der Bürger heraus, dass offenbar nicht an der richtigen Stelle gezählt wurde. Die Zählung soll wiederholt werden.

"Es ist deprimierend"

Keine Ampel, kein Zebrastreifen, keine Tempo-30-Zonen für Medard, obwohl es sie woanders in der Region gibt – die Bürger verstehen das nicht. Ortsbürgermeister Albert Graf zog frustriert ein Zwischenfazit: „Es ist deprimierend, was wir hier hören“, sagte er an die Adresse der Fachleute. „Wir hören hier nur, was nicht geht, aber nicht, was geht. In Offenbach-Hundheim gibt es ein orangefarbenes Blinklicht an der B 420 – dürfen wir sowas installieren?“, fragte Graf. Achselzucken. „Wenn’s keiner weiß, dann dürfen wir das wohl“, meinte er. Auch Ortsbeigeordneter Hans Knaul war enttäuscht: „Die Verbandsgemeinde sagt uns nur, was wir nicht dürfen.“ So wie Graf und Knaul empfanden es auch die anwesenden Bürger. Deren Sprecher Christopher Kuntz konstatierte: „Damit sind wir nicht zufrieden.“ Er widersprach mit einer eigenen Fußgängerzählung vor wenigen Tagen, der Zählung durch die VG. Er habe er zwischen 6.40 Uhr und 7.30 Uhr 56 Personen gezählt, die die Straße kreuzten. Für die Sicherheit der Fußgänger zu sorgen, sei vornehmste Aufgabe der Straßenverkehrsbehörde, zitierte Kuntz aus einem Brief des Innenministeriums und mahnte: „Die VG ist für die Bürger da. Auch ein kleiner Ort hat Anspruch auf Lebensqualität“, forderte er. Das Zitat aus dem Ministeriumsbrief rückte Herzog dann ein wenig zurecht. Natürlich bedeute dies nicht, dass sich die VG über Gesetze hinwegsetzen könne. „Es muss im Rahmen der Gesetze entschieden werden“, betonte Herzog.

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