Kusel Links wohnen, rechts lehren

Der Nestor unter den erhaltenen Schulhäusern im Kreis Kusel: jenes in Kübelberg, das der Gemeinde gehört.
Der Nestor unter den erhaltenen Schulhäusern im Kreis Kusel: jenes in Kübelberg, das der Gemeinde gehört.

Historische Schulhäuser sind zweierlei: ein Zeugnis für die Entwicklung der jeweiligen Gemeinde und des Schulunterrichts, aber auch für die Architektur in der betreffenden Zeit. Eine kleine RHEINPFALZ-Serie soll mehrere Epochen des Schulhausbaus im Kreis darstellen. Das älteste Schulhaus im Kreis steht übrigens in Kübelberg.

Die Schule ist älter als das Schulhaus. Schulunterricht gab es schon im Mittelalter, aber eigene Gebäude für diesen Zweck erst seit dem 18. Jahrhundert. Vorher besuchten Kinder geistliche „Lateinschulen“, die meistens Klöstern angegliedert waren, oder sie erhielten in den Städten Unterricht in „Schreib- und Rechenschulen“. Die Lehrstuben, in denen er gegeben wurde, befanden sich in der Wohnung eines Lehrers oder waren angemietet worden. Das galt auch für die Dörfer, in denen Kinder unterrichtet wurden. Erst im Laufe des 18. Jahrhunderts baute man eigene Häuser mit einem „Lehrsaal“ und einer Wohnung für den Lehrer. Die älteren Schulhäuser, die vor 1945 im Kreis Kusel entstanden sind, stammen aus vier Epochen: dem 18. Jahrhundert, der ersten und der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sowie der Zeit nach 1918. Aus dieser Zeit gibt es etwa 100 Gebäude, die als Schulhäuser gebaut wurden. Aus ihnen sollen für jede Epoche zwei oder drei charakteristische Beispiele vorgestellt werden. Sie sind wichtige Zeugnisse für die Entwicklung des Schulunterrichts, für die Architektur der jeweiligen Zeit und für die Geschichte der Gemeinden. Das älteste Haus, das im Kreis Kusel als Schule gebaut wurde, steht in der Denkmalzone in Kübelberg. Für diesen Ort ist bereits 1510 ein Lehrer urkundlich bezeugt, der aber kein eigenes Unterrichtsgebäude zur Verfügung hatte. Zwischen 1705 und 1710 wurde ein katholisches Schulhaus errichtet, fast zeitgleich mit dem Bau der katholischen Kirche (ab 1702) und dem Pfarrhaus (1706/07). Es war gedacht für die katholischen Kinder in Kübelberg, Schönenberg, Sand und Schmittweiler. Die protestantischen Kinder gingen anfangs in das etwa vier Kilometer entfernte Miesau, bevor sie in Schönenberg eine eigene Schule bekamen. Das Haus (Kirchgasse 3) war ursprünglich wahrscheinlich nur einstöckig. Vom Eingang aus befand sich auf der linken Seite der Lehrsaal und auf der rechten die Lehrerwohnung. Etwa 40 Jahre später war das Gebäude für die inzwischen etwa 60 Kinder zu klein, wahrscheinlich musste es auch renoviert werden. Deshalb erhielt das Haus ein zusätzliches Geschoss in Fachwerkbauweise. Der Umbau ist durch die Jahreszahl 1753 auf dem Türsturz dokumentiert. Die Türe ist besonders aufwendig gestaltet, auch wenn die geschnitzten Holzflügel nicht aus dem 18. Jahrhundert stammen. Über dem Sturz mit der Jahreszahl verläuft ein Oberlicht, das mit einem zweiten etwas breiteren, abgestuften Träger endet. Auf beiden Seiten des schmalen Fensters erinnert ein Kreuz daran, dass es einst eine katholische Schule war. Über die Gewände und den Sturz läuft ein steinernes Band, das an einen Mäander erinnert und auf beiden Seiten in einer Art Sockel endet. Bei den drei Fenstern im Erdgeschoss fällt der konvex verlaufende Sturz auf. Am Ende des Jahrhunderts war die Schule erneut zu klein geworden. Deshalb richtete man ein leerstehendes Wohnhaus gegenüber als Schule ein. Dieses Gebäude wurde 1821 erweitert und aufgestockt. Im Jahr 1911 verkaufte die Gemeinde Kübelberg das Gebäude, nachdem eine neue Schule in der Herzogstraße gebaut worden war, an den Elisabethenverein. Er richtete dort eine Schwesternstation von Franziskanerinnen für Krankenpflege ein. 1999 wurde das Haus zum „Pfarrzentrum St. Valentin“ umgebaut. Es beherbergt heute die Pfarrbücherei und mehrere Gruppen- und Veranstaltungsräume. Auch das älteste Schulhaus erhielt einen neuen Zweck. Es wurde im Rahmen der Dorferneuerung von 2009 bis 2011 Teil eines Kulturhauses mit Ausstellungsräumen und einer Gaststätte. Auch das alte Schulhaus an der Bergstraße in Altenkirchen stammt noch aus dem 18. Jahrhundert. Wahrscheinlich gab es einen Vorläuferbau, der aber baufällig geworden war und 1783 durch einen Neubau ersetzt werden musste. Er diente 50 Jahre lang für den Unterricht der Kinder aus Altenkirchen und den Nachbargemeinden Dittweiler und Frohnhofen, bevor sie eigene Schulen bekamen. Nachdem die Gemeinde ein neues Schulhaus errichtet hatte, verkaufte sie das Haus 1833 an die Bergwerksgesellschaft Altenkirchen, die dort die Grubenverwaltung unterbrachte. Auf den ersten Blick unterscheidet sich das Schulhaus an der Bergstraße 1 kaum von den Wohnhäusern der wohlhabenderen landwirtschaftlichen Familien im Dorf. Da das Haus mit seinem Krüppelwalmdach am Hang steht, sieht es von der Traufseite aus eher klein aus. Betrachtet man es aber von der Giebelseite aus, stellt man fest, dass es über einem Kellersockel zwei Stockwerke und ein Dachgeschoss besitzt. Das Erdgeschoss, in dem sich der Schulsaal befand, ist sehr breit und mit drei Fenstern auch hell. Der Lehrer wohnte im ersten Stock und hatte auch noch Räume im Speicher zur Verfügung. Von dem Lehrer an der Schule in Altenkirchen kennen wir auch seine Einkünfte, die exemplarisch sind für das 18. Jahrhundert. Ein verheirateter Lehrer erhielt zehn Gulden Grundgehalt und den gleichen Betrag als Schulgeld von seinen Schülern. Davon hätte er sich und seine Familie aber nicht ernähren können, wenn nicht ein Teil seines Lohnes in Naturalien ausbezahlt worden wäre. Er bekam Getreide und Holz im Wert von insgesamt 84 Gulden. Außerdem bewirtschaftete er einen größeren Acker und eine Wiese, wofür er aber Pacht bezahlen musste. Die Scheunen, die in der Regel zum Schulhaus gehörten, sind Zeugnisse für die kleine Landwirtschaft der Lehrer, und das Lied vom „armen Dorfschulmeisterlein“ war sicher keine Übertreibung für ihren Lebensstandard im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

Aus Altenkirchen kennen wir nicht nur das Schulhaus, sondern auch die Einkünfte eines Lehrers im 18. Jahrhundert.
Aus Altenkirchen kennen wir nicht nur das Schulhaus, sondern auch die Einkünfte eines Lehrers im 18. Jahrhundert.
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