Kusel Kusels katholischer Dekan Rudolf Schlenkrich geht in den Ruhestand

Die Kuseler Kirche war mir gleich sympathisch, sagt Rudolf Schlenkrich über seine Anfangszeit als Dekan.
Die Kuseler Kirche war mir gleich sympathisch, sagt Rudolf Schlenkrich über seine Anfangszeit als Dekan. Foto: Sayer

Aus dem Glauben Freude am Leben finden. Das hat der katholische Dekan Rudolf Schlenkrich so erfahren. „Und so wollte ich es weitergeben.“ Nach 17 Jahren in Kusel geht der Theologe, der am heutigen Freitag seinen 70. Geburtstag feiert, in den Ruhestand. Am kommenden Sonntag ist Schluss für ihn.

In unruhigen Zeiten kam Schlenkrich 2002 nach Kusel. Sein Vorgänger Alois Hemmerling war krank – bis das Pfarrhaus fertig war, wohnte er einige Monate bei einer Familie. Kusel habe er gar nicht gekannt, verrät der Pfarrer, der zuvor in der Vorderpfalz und am Donnersberg tätig war. Doch „heimatliche Gefühle“ wurden schnell wach: „Die Kuseler Kirche war mir gleich sympathisch“, sagt Schlenkrich. War doch ihr Stil ähnlich der Kirche an seinem früheren Wirkungsort in Ottersheim.

In seinen 17 Kuseler Jahren hat Schlenkrich, der vor seiner Zeit als Pfarrer in der Medizintechnik tätig war, allerhand Veränderungen erlebt. Das fängt bei den Gemeindemitgliedern an, von denen es zu seinem Amtsantritt dekanatsweit noch 2000 mehr gab – heute sind es noch rund 16.600.

Team vergrößert

Und er hat viel Neues mitgestaltet, wenn es etwa um die Strukturreform Gemeindepastoral 2015 ging. Auch auf Pfarrei-Ebene gab es Bewegung: War er zunächst mit Pastoralmitarbeiter Michael Huber allein in Kusel, wuchs das Personal im Laufe der Jahre an. Die Pfarrer Kazimierz Cwierz und Roland Spiegel sowie Pastoralreferentin Katja Kirsch ergänzen heute das Team. Auch setzte sich Schlenkrich für die Stelle einer Außendienstmitarbeiterin ein, seither ist Nina Funk für die Dekanate Kusel, Donnersberg und Kaiserslautern tätig.

Bereits vor der Gemeindepastoral wuchs die Kuseler Pfarrei: 2009 kam Hoof hinzu. Mit der großen Strukturreform 2015 entstanden die drei Großpfarreien in Lauterecken, Kübelberg und Kusel – Sitz der Pfarrei Hl. Remigius mit sieben Gemeinden. Mit knapp 7000 Katholiken in 68 Orten zieht sie sich über zwei Bundesländer und drei Landkreise und ist flächenmäßig die größte im Bistum. Rund 10.000 bis 15.000 Dienstkilometer sei er jedes Jahr gefahren, illustriert Schlenkrich.

Zwar sieht Schlenkrich in dem Reformprozess von 2015 durchaus positive Aspekte: „Es hat das Bewusstsein gestärkt, dass wir zusammengehören und der Glaube auch über Ortsgrenzen hinaus gelebt wird.“ Allerdings sei die Distanz zur Kirche gewachsen, bedauert er. „Die Identifikation mit der Kirche im Ort war vorher stärker.“

Sehr lange Planungen

Beschäftigt war Schlenkrich seit Anfang an mit Renovierungen. 2003 wurde die Kirche in Hüffler saniert, 2009 wurde die Außensanierung der Kuseler Kirche St. Ägidius abgeschlossen. Dort läuft das nächste Bauprojekt in diesen Tagen an. Weil Anfang 2018 überraschend Putz von der Decke gefallen war, musste die Kirche geschlossen werden. Dass die Hauptkirche so lange zu ist, bedauert Schlenkrich. Solch lange Planungszeiten für ein Funktionsgebäude seien für jemanden, der wie er aus der Wirtschaft kommt, fremd, sagt er offen. Es gebe zudem Anzeichen, dass „sich die Gemeinde durch die lange Schließung verläuft“.

Rudolf Schlenkrich hat sich in Kusel wohlgefühlt. „Ich werde die Beziehungen zu den Menschen vermissen“, sagt er. Eigentlich wollte er in ein Wohnstift der Gesellschaft für Dienste im Alter (GDA) nach Neustadt ziehen. Weil die GDA ihr Heim in Trippstadt schließt, habe sich die Wartezeit jetzt verlängert. So zog er übergangsweise nach Ludwigshafen.

Der Ökumene zugewandt

Erfüllend war für den Pfarrer, wenn er Menschen auch in schwierigen Situationen beistehen konnte, nicht selten bis zum Tod. Auch blickt er auf eine gute ökumenische Zusammenarbeit zurück. So habe er mit dem früheren Amtskollegen Ralf Lehr 2005 die Kuseler Tafel ins Leben gerufen. Zudem ist er Mitglied der Ökumenischen Sozialstation Kusel-Altenglan.

Schlenkrich ist kein Mann, der theologisch-philosophische Reden schwingt. Er ist bescheiden, konzentriert sich aufs Wesentliche. Aus dem Glauben mehr Lebensqualität finden – das war ihm ein wichtiges Anliegen. Und soll es auch bleiben. Denn als Pfarrer möchte er auch weiterhin „aushelfen“. Er freue sich, den administrativen Bereich nun loslassen zu dürfen. Im Ruhestand möchte er mehr Zeit für Spirituelles haben. Schlenkrich ist Anhänger der Schönstatt-Bewegung, einer geistigen Bewegung, die sich intensiv mit spirituellen Fragen befasst.

Info

  • Die Verabschiedung findet am Sonntag, 22. September, um 14.30 Uhr in einem Festgottesdienst mit Generalvikar Andreas Sturm in Nanzdietschweiler statt. Anschließend gibt es einen Empfang in der Kurpfalzhalle.

Zur Person

Rudolf Schlenkrich wurde in Bad Homburg im Taunus geboren. Nach der Ausbildung zum Kfz-Mechaniker folgte die Weiterbildung zum Elektroniker. Schlenkrich baute bei Fresenius die Endkontrolle für Dialysegeräte mit auf. Zudem arbeitete er mit Langzeit-Beatmungsgeräten. Diese Tätigkeiten haben ihn mit dem Thema Tod konfrontiert; die Arbeit in der Medizintechnik sei der Auslöser gewesen, sich der Theologie zuzuwenden. 1980 nahm Schlenkrich am Studienseminar Lantershofen bei Bonn sein Studium auf. Die Priesterweihe erfolgte 1986 in Speyer. Anschließend war er Kaplan in Frankenthal und Administrator in Ottersheim und Zell. 1991 kehrte er nach Frankenthal zurück. Kurz vor dem Tod des Kuseler Dekans Alois Hemmerling 2002 wechselte er in die Westpfalz. 2003 erfolgte die erste Wahl zum Dekan. Wiederwahlen gab es 2012 und 2015.

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