Kusel Kusel: Züchter verstärken wegen Afrikanischer Schweinepest Hygienemaßnahmen

Sollte die Afrikanische Schweinepest auch in die Nähe eines Schweinezuchtbetriebs kommen, könnte im schlimmsten Fall die Tötung
Sollte die Afrikanische Schweinepest auch in die Nähe eines Schweinezuchtbetriebs kommen, könnte im schlimmsten Fall die Tötung aller Schweine angeordnet werden müssen.

Kusel: Schweinezüchter im Landkreis sind angespannt wegen der herannahenden Afrikanischen Schweinepest

Nach dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in Belgien Mitte September ist die Lage unter Schweinehaltern im Kreis Kusel angespannt. „Wir werden die Wildschweine an der Grenze nicht aufhalten können“, weiß Kreisbauernchef Marcel Müller. Damit die Seuche den Hausschweinbestand in der Region nicht tangiert, verstärken Landwirte ihre Hygienemaßnahmen. Dass die Afrikanische Schweinepest auch nach Deutschland übergreifen wird, darüber macht sich im Kreis Kusel wohl niemand mehr Illusionen. Die Frage sei nur, wann, wie Müller berichtet. „Wir sind derzeit nicht mehr alarmiert als vor einigen Wochen“, sagt er. Allerdings habe man sich gewundert, dass die Seuche via Belgien und nicht, wie angenommen, auf der Route von Osten her nach Westeuropa im Vormarsch sei. „Die Kollegen sind gefasst“, berichtet der Landwirt aus Körborn. Gleichzeitig appelliert er, Vorsichtsmaßnahmen ernst zu nehmen und keine Essensreste an Schweine zu verfüttern. Halter von Mini-Hausschweinen müssten genauso aufpassen, betont Müller. Vor zwei Wochen registrierte Belgien 70 gemeldete Fälle, Tendenz zunehmend. In der betroffenen Region war die Schlachtung von 4000 Hausschweinen angeordnet worden. „So etwas möchte ich nicht erleben“, betont Jan Harth. Der Landwirt leitet einen der größten Schweinebetriebe im Kreis Kusel mit 250 Zuchtsauen in Steinbach. Samt Ferkelerzeugung und Mastschweinen zählt er rund 2000 Schweine auf seinem Hof. Sollte die Seuche den Umkreis seines Hausschweinbestandes erreichen, bedeute das nicht nur einen wirtschaftlichen Einbruch, sagt Harth. Die in einem solchen Fall angeordnete Tötung der Tiere sei auch psychisch extrem belastend, meint er.

Verbreitung über den Menschen

Der Schweinehalter ist realistisch: „Wir können derzeit nur abwarten“, sagt er. Das Beispiel Belgien habe gezeigt, dass die Verbreitung der Seuche über den Menschen und nicht von Wildschwein zu Wildschwein gelaufen sein müsse. Ansonsten wäre Deutschland nicht übersprungen worden. Darin jedoch sieht Harth auch eine Chance, wenn man sorgfältig darauf achtet, keine Lebensmittel aus Schweinefleisch wegzuwerfen, zu verfüttern oder aus den betroffenen Regionen mitzubringen. „Wenn in Deutschland jeder die Standards einhält, kommt die Seuche nicht in den Hausschweinbestand hinein“, hofft er. Verstärkte Hygienemaßnahmen wendet die Familie aktuell nicht an, wie Harth berichtet: „Wir sind da schon immer ganz konsequent“, betont er. Auf dem Hof gebe es auch für Besucher eine Hygieneschleuse, dazu gehöre das Duschen und das Wechseln der Kleidung, bevor man den Stall betritt. Für Zucht- und Maststall gebe es zudem zwei unterschiedliche Zugänge sowie unterschiedliche Stallkleidung. Um den gesunden Bestand zu sichern, werden Besucher gebeten, drei Tage „schweinefrei“ zu sein, bevor sie in den Stall gehen. „Daher kommen Besucher wie Tierarzt oder Berater zu uns am besten am Montag“, erklärt er. Dann hatten sie samstags und sonntags keinen Kontakt zu Schweinen. Solch strenge Regeln gelten auch bei anderen Schweinezüchtern. Dennoch sei die Lage angespannt, wie Landwirt Martin Schneider aus Konken berichtet. Das Problem: Auch wenn die Seuche gar nicht seinem Hof erreichen würde, könnte der Bestand vor der Keulung stehen, wenn der Hof im Sperrbezirk liege.

"Eine Seuche kann man nicht kontrollieren"

Schneider ist überzeugt, dass jeder etwas dafür tun kann, um einen möglichen Ausbruch zu verhindern. „Wir haben noch mal alle Hygienemaßnahmen auf den Prüfstand gestellt, berichtet er. Jeder Betrieb solle eigene Vorkehrungen treffen, damit man mit Wildschweinen als potenzielle Überträger nicht in Kontakt gerät. Auf seinem Aussiedlerhof sei daher eine Umzäunung Pflicht. „Ansonsten sind wir aber ziemlich machtlos“, sagt der Schweinehalter: „Eine Seuche kann man nicht kontrollieren.“ Die große Wildschweinpopulation sei zudem nicht förderlich. In diesem Zusammenhang würde er sich wünschen, wenn Jäger mehr revierübergreifend zusammenarbeiten würden. Es gebe nur noch eine Handvoll Schweinehalter im Kreis Kusel, sagt Schneider. Falls die Seuche den Bestand erreiche, könne er sich vorstellen, dass weitere Kollegen aufhörten. „Irgendwann wird die Schweinepest auch zu uns kommen“, ist Alexander Jahns vom Schönfelderhof in Breitenbach überzeugt. Die Seuche sei an der belgisch-deutschen Grenze nicht aufzuhalten. „Die Leute werden geschockt sein und erst mal auf Schweinefleisch verzichten“, erwartet er mögliche Reaktionen. Finanziell wäre dies ein „ziemlicher Totalschaden“, sagt Jahns. Zwar übernehme die Tierseuchenkasse auch anteilig Kosten. „Aber auf dem Rest bleiben wir sitzen.“ In einem Sperrbezirk dürften sechs Monate keine Schweine verkauft werden. Doch bis eine Zucht wieder aufgebaut sei, ziehe mindestens ein Jahr ins Land, erwartet Jahns, der aktuell mit 90 Muttersauen und deren Mast rund 1000 Schweine auf dem Hof zählt.

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