Kusel Kusel: Wie Wirtschaftskoordinator Christian Dingert seine neue Aufgabe anpacken will

Christian Dingert: „Wir bekommen im Moment sehr viel Input von Firmen und Unternehmern. Den müssen wir jetzt abarbeiten.“
Christian Dingert: »Wir bekommen im Moment sehr viel Input von Firmen und Unternehmern. Den müssen wir jetzt abarbeiten.«

Christian Dingert dämpft die Erwartungen: „Es ist doch klar, dass wir in den ersten zwei, drei Jahren nicht gleich Bäume ausreißen können.“ Doch Weichen stellen möchte er schon, bereits in den ersten Monaten; Weichen für mehr Jobs im Landkreis Kusel. Dingert bekleidet eine ganz neue Funktion in der Kreisverwaltung. Die des Mittelstandslotsen/Wirtschaftskoordinators. Vergangenen Freitag bei der Eröffnung der Gewerbeausstellung in Waldmohr hat Landrat Otto Rubly ihn offiziell in dieser Funktion vorgestellt.

Eine anders strukturierte, eine bessere Wirtschaftsförderung – das war im Landratswahlkampf im vergangenen Frühsommer vor allem für Rubly ein zentrales Anliegen. Schon kurz nach der Amtsübernahme im Oktober führte er ein erstes Gespräch mit seinem Wunschkandidaten für eine neue Stabsstelle, also einen Mitarbeiter, der nicht fest in die Behördenhierarchie eingebunden, sondern direkt dem Landrat unterstellt ist. Der Name Christian Dingert lag dabei auf der Hand – der 37-Jährige ist zum Ersten verwaltungserfahren, zum Zweiten durch seine Tätigkeit als Bundesligaschiedsrichter weithin bekannt und geschätzt und zum Dritten durch seine Tätigkeit auf dem Spielfeld den Umgang mit ganz unterschiedlichen Menschen gewohnt. Seither hat Dingert Schritt für Schritt seinen bisherigen Dienstposten verlassen, wo er sich in der Kreisverwaltung als Sachbearbeiter um interne Organisation kümmerte, und die neue Aufgabe übernommen. „Ein fließender Übergang“ sei es gewesen, sagte er gestern im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Die neue Tätigkeit sei eine Herausforderung – und genau das habe ihn gereizt, sagt Dingert, der mit der Anfangszeit im Amt sehr zufrieden ist. „Wir haben unheimlich viel Input von draußen und ganz viele Ideen bekommen, was und wie wir es machen sollten“, erzählt der Fußballschiedsrichter, hält aber den Ball bewusst noch flach: „Wir müssen das jetzt nach und nach abarbeiten.“

Kooperationen sind erwünscht

Da ist zum einen das Thema Kooperation mit anderen Gebietskörperschaften und Organisationen. Der Landkreis Kusel wolle keine isolationistische Wirtschaftsförderung mehr betreiben, wolle mit mehr Bescheidenheit auf andere zugehen – Dingert nennt hier sogar das Wort „Demut“. Denn: „Wir müssen ja das Rad nicht neu erfinden. Wir müssen zuhören.“ Erste Gespräche mit der Wirtschaftsförderung anderer Städte und Kreise haben er und Rubly bereits geführt, weitere stehen an. Punkt zwei: der Kontakt zu Unternehmen und Firmenchefs im Kreis. Auch hier will er auf die Akteure zugehen und zuhören: „Wenn jemand zehn Jahre lang erfolgreich war, dann hat er vieles richtig gemacht – und davon kann man lernen“, sagt er und betont, „dass wir als Verwaltung ja nicht allwissend sind in Sachen Wirtschaftsförderung“. Schon jetzt stehe er in gutem Kontakt zu einer Reihe von Firmen. Hauptanliegen: erfahren, was die Unternehmen von der Kreisverwaltung brauchen, um sich weiterhin gut entwickeln zu können.

Keine Ein-Mann-Show

Dabei will er keineswegs eine Ein-Mann-Show bieten, sondern im Team arbeiten – in welcher Form das mit dem bisherigen Wirtschafts-Service-Büro passieren wird, ist noch nicht geklärt – und alle Ressourcen der Verwaltung nutzen: „Ich kann nicht gleichzeitig überall im Kreis sein. Aber wir haben Abteilungen, deren Mitarbeiter unterwegs sind. Wenn die aus den Unternehmen etwas hören, ist es wichtig, dass das bei mir ankommt“, sagt er, der dann selbst zum Telefon greift. Die ersten Wochen seien hier sehr gut gelaufen. Punkt drei: Obwohl Dingert sich zunächst vor allem auf die Bestandspflege konzentrieren will („Die Unternehmen, die da sind, haben dem Kreis die Treue gehalten und verdienen es, dass man sich um sie kümmert“), hat er auch das Thema Neuansiedlungen im Blick. Nur weiß natürlich auch er, dass das heutzutage schwer ist. Mehrere Faktoren kommen ihm dabei zupass. Beispielsweise die Organisation als Stabsstelle: „Man kann da schon leichter den eher praktischen Ansatz verfolgen“, weil man nicht strikt in die Behördenhierarchie eingebunden sei. Oder sein Zweitjob als Schiedsrichter. Er kenne jeden Ort im Landkreis, weil er als junger Schiedsrichter überall gepfiffen habe. Und natürlich kenne er aus seiner Schiedsrichterei im Kreis jede Menge Menschen – und diese ihn. Das mache die Kontaktaufnahme einfacher. Schlussendlich müsse er, sagt er in aller Bescheidenheit, als Bundesligaschiedsrichter nicht nur mit zum Teil erheblicher Kritik vernünftig umgehen, sondern er habe es auch immer mit mindestens 22 ganz unterschiedlichen Spielern zu tun und müsse adäquat handeln. Beides helfe ihm auch in seiner neuen Position.

Die Firma IGM in Medard will mit einem dritten Werk erweitern. Hier alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen und das Verfahre
Die Firma IGM in Medard will mit einem dritten Werk erweitern. Hier alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen und das Verfahren möglichst zu beschleunigen, ist Teil von Dingerts neuem Job.
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