Kusel Kusel: Tagespflege statt Gastronomiebetrieb

Soll eine Tagespflege aufnehmen: die frühere „Halle der Gelegenheiten“.
Soll eine Tagespflege aufnehmen: die frühere »Halle der Gelegenheiten«.

In der einstigen „Unteren VKE“ und späteren „Halle der Gelegenheiten“ wird eine Tagespflegestätte eingerichtet. Entsprechende Pläne sind am Freitagabend dem Kuseler Stadtrat präsentiert worden. Die Ökumenische Sozialstation Kusel-Altenglan will das Objekt vom Bauträger erwerben, zwei Etagen in Anspruch nehmen und 16 Tagespflegeplätze einrichten. Der Vorsitzende der Sozialstation, Ralf Lehr, sprach von einer Investition in Höhe einer guten Million Euro für das Projekt „Tagespflege am Grabenpfad“.

Im Nutzungskonzept des Investors ist von Anbeginn vorgesehen, dass das markante Haus an der Ecke Hofacker/ Bahnhofstraße, das in seinen Grundzügen erhalten bleibt, als gewerbliche Immobilie genutzt wird – im Gegensatz zu den neu entstehenden Gebäuden entlang des eigentlichen Grabenpfades, die samt und sonders als Wohnungen dienen werden. Als die Firma Zimmer (Steinwenden) das Anwesen der früheren Vereinigten Kuseler Eisenwarenhandlungen (VKE) von der Stadt erworben hatte, die ihrerseits bei einer Zwangsversteigerung des Komplexes zum Zuge gekommen war, da war mit einer gastronomischen Nutzung des Anwesens geliebäugelt worden. Dies aber hat sich nun endgültig zerschlagen. Wie bei der Ratssitzung am Freitagabend bekannt wurde, war sich ein St. Wendeler Gastronom, der sich mit dem Gedanken getragen hatte, einen neuen Standort seines Restaurants in Kusel zu etablieren, mit dem Investor nicht einig geworden. Das Interesse war erkaltet. Der Investor hatte allerdings weitere Interessenten im Blick. Und einer davon hat nun Nägel mit Köpfen gemacht.

Neues Terrain erschließen

„Wir wollen das Objekt kaufen – somit sehen Sie, dass unser Engagement auf Dauer angelegt ist“, ließ Lehr das Ratsgremium wissen. Der Vorsitzende der Sozialstation – die als Verein verfasst ist, laut Lehr pro Tag rund 300 Leistungen für insgesamt gut 700 Patienten verbringt und als Arbeitgeber rechnerisch 32,25 Vollzeit-Stellen bietet – werde mit der Tagespflege ein neues Terrain erschließen. Bislang ist die Sozialstation, deren Einzugsbereich nahezu deckungsgleich mit der neuen Verbandsgemeinde Kusel-Altenglan ist, auf diesem Sektor nicht tätig. Überwiegend widmen sich die Fachkräfte unterm Dach des Vereins, der seinen Sitz in der Kuseler Remigiusbergstraße hat, der häuslichen ambulanten Pflege. Lehr ließ allerdings keinen Zweifel daran, dass es großen Bedarf an Tagespflege gebe, der mit Sicherheit nicht kleiner werde. „Ich rede nicht vom stationären Pflegebereich, ich spreche auch nicht von Kurzzeitpflege“, präzisierte Lehr. Die Tagespflege sei ein zusätzlich Angebot, das sich an Senioren richte, die entweder ohne Angehörige zu Hause lebten oder die daheim betreut werden, allerdings auch Unterhaltung und Anregung im Kreise anderer Menschen suchten. Es handele sich um Menschen, die noch mobil seien, die nicht im Heim leben müssten und nicht der Rundum-Pflege bedürften.

Beschäftigungs- und Unterhaltungsangebot 

Entsprechend sei diese sogenannte Tagespflege eine Betreuungsform, die auch zeitlich beschränkt sei. Lehr sprach davon, dass die Tagesstätte an fünf Tagen pro Woche jeweils acht Stunden lang offenstehe. 16 Plätze seien vorgesehen, wobei die Kunden nicht täglich kämen. Um die 16 Plätze auszulasten, seien etwa 60 an dieser Pflegeform Interessierte notwendig. Zwar biete die Stätte auch ein Angebot körperlicher Pflege, etwa die Verabreichung von Medikamenten. Vor allem jedoch sei es ein facettenreiches Beschäftigungs- und Unterhaltungsangebot, das den Senioren tagtäglich unterbreitet werde. Susanne Miller, Qualitätsbeauftragte der Sozialstation, präsentierte dem Rat, wie die Räume in der ehemaligen „Halle der Gelegenheiten“ gestaltet werden sollen. Unter anderem soll auch eine Aufenthaltsfläche im Freien eingerichtet werden – auf dem Parkplatz an der zum Hofacker führenden Seite. Dieser Außenbereich sowie die Fassadengestaltung, vor allem die Farbe, sind die Belange, die den Stadtrat vorrangig angehen. Das Gremium muss in Gestaltungsfragen den Plänen zustimmen beziehungsweise kann bessere Lösungen anmahnen. Was dem Stadtrat indes nicht zustehe, sei, über die Form der Nutzung selbst zu befinden. Dies machte Stadtbürgermeisterin Ulrike Nagel unmissverständlich klar, als Eckart Steuer (Grüne) bei der Aussprache Missfallen äußerte: Es tue weh und widerspreche dem ursprünglichen Gedanken, wenn fortan auch an diesem so exponierten Platz in der Stadt ab dem späteren Nachmittag gähnende Leere herrsche. Man habe sich doch Belebung gewünscht, stattdessen schließe die Tagespflegestätte um 17 Uhr ihre Pforten. Steuer bedauerte, dass es nicht zu einer gastronomischen Nutzung kommt. Eine solche Lösung habe man sich doch gewünscht, damit auch am Abend die Innenstadt belebt werde. Unstrittig war, das ein Tagespflegeangebot für die Kreisstadt nur zu begrüßen sei. Entsprechend fiel auch die Zustimmung zu dem Projekt aus, mit der der Rat allerdings nur signalisierte, dass er dieses Projekt „positiv begleiten“ wolle.

x