Kusel Kusel: Stadt verliert 75 Ausbildungsplätze

Die ehemaligen Schulräume im Horst-Eckel-Haus stehen nun leer. Es ist laut Kreisverwaltung noch unklar, was mit den Räumen im Ob
Die ehemaligen Schulräume im Horst-Eckel-Haus stehen nun leer. Es ist laut Kreisverwaltung noch unklar, was mit den Räumen im Obergeschoss weiter geschehen wird.

Die Kuseler Physiotherapieschule hat Ende August ihre Räume im Horst-Eckel-Haus geräumt, die Schließung war offiziell zum 31. Juli vollzogen worden. Die verbliebenen Schüler sind in das zweite und dritte Lehrjahr nach Kaiserslautern gewechselt, ebenso einige der Lehrkräfte.

Der Träger des Schulstandortes, die Akademie für Gesundheitsfachberufe (AGF) mit Hauptsitz in Neustadt an der Weinstraße, hatte sich zur Schließung entschlossen, nachdem ein Trägerwechsel zum Westpfalz-Klinikum gescheitert war. Dieses wird voraussichtlich lediglich den Standort in Kaiserslautern übernehmen, da vom Land zu wenige schulgeldfreie Plätze zum Betrieb beider Standorte genehmigt worden sind. Im Juli hat der letzte Jahrgang in Kusel sein Staatsexamen abgelegt. Etwa 20 Schüler sind ins zweite und dritte Lehrjahr nach Kaiserslautern gewechselt. Auch Marcel Müller, der seit zwei Jahren die Schule geleitet hat, ist nach Kaiserslautern gegangen. Seit 2010 hatte die AGF die Physiotherapieschule in Kusel betrieben. Die sieben Räume im ersten Stock des Horst-Eckel-Hauses stehen aktuell leer. Es gebe noch keinen konkreten Nutzungsplan, erklärte die Sprecherin des Landkreises, Karla Hagner.

Schuldgeldfreie Ausbildung wegen Nachwuchsmangel

Der Hintergrund zur Kuseler Schließung: Wegen eklatanten Nachwuchsmangels in der Physiotherapie – ähnlich wie in der Pflege und ebenso bei Ergotherapeuten und Logopäden – will die Landesregierung die bisher durch private Träger kostenpflichtig angebotene Ausbildung schulgeldfrei machen. Dafür sollen Physiotherapieschulen an Krankenhäuser angeschlossen werden und so in den Ausbildungsstättenplan des Krankenhausbedarfsplanes aufgenommen werden. Die Krankenkassen refinanzieren dann die Ausbildung. Nach RHEINPFALZ-Informationen hatte das Westpfalz-Klinikum die AGF-Schulen in Kaiserslautern und Kusel gemeinsam weiter betreiben wollen, dafür für zwei jährliche Kurse mit bis zu 25 Schülern in Kaiserslautern und einen in Kusel insgesamt 225 Schulplätze beantragt. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Wie das Gesundheits- und Arbeitsministerium des Landes mitteilt, wurden insgesamt 75 Plätze genehmigt – nicht genügend, um zwei Standorte zu betreiben.

Kusel als kostenpflichtiger Standort nicht zu halten gewesen

Das Ministerium führt die Kaiserslauterer Schule bereits als schulgeldfrei in Trägerschaft des Westpfalz-Klinikums. Das hält sich allerdings bedeckt und spricht von einem Trägerwechsel zu Anfang Oktober „vorbehaltlich der staatlichen Anerkennung“. Ein Trägerwechsel hat in Landstuhl bereits zum 1. Juli von Nanz Medico zum Nardiniklinikum stattgefunden. Erstaunlich: 135 Plätze wurden dort genehmigt. Die Schule ist damit die einzige Einrichtung in Rheinland-Pfalz mit einer solch hohen Schülerzahl. Kusel sei als weiterhin kostenpflichtiger Standort – mit knapp 300 Euro pro Monat lag die Schule deutlich unter dem Bundesdurchschnitt – wirtschaftlich nicht zu halten gewesen, erklärt AGF-Vorstandsmitglied Rosemarie Stahl. Es hätten für das neue Schuljahr keine Anmeldungen vorgelegen, die AGF sei somit zur Schließung gezwungen gewesen. Eine Schulgeldfreiheit der Physiotherapeutenausbildung befürwortet sie allerdings explizit. Sie bedauert, dass einige Honorarkräfte sowie die Sekretärin der Kuseler Schule nicht nach Kaiserslautern übernommen werden konnten.

Für Kaiserslautern genehmigten Plätze reichen nicht aus

„Wir sind sehr enttäuscht, dass das nicht geklappt hat“, sagt Marcel Müller zum missglückten Trägerwechsel. „Die Region braucht das eigentlich.“ Durchschnittlich 60 bis 70 Schüler hatten die Kuseler Schule besucht. Den praktischen Teil ihrer Ausbildung absolvierten sie in Physiotherapiepraxen und in umliegenden Krankenhäusern, Hauptkooperationspartner war das Westpfalz-Klinikum Standort Kusel. „Wir gehen nicht davon aus, dass unsere Patienten etwas von den Veränderungen hinsichtlich der Anzahl der Schüler in der Praxisphase merken. Der Einsatz erfolgte in der Vergangenheit immer zusätzlich zum Personal in der Abteilung“, erklärt Westpfalz-Klinikum-Sprecher Dennis Kolter. Allerdings spricht er davon, dass die nun für Kaiserslautern genehmigten 75 Plätze nicht ausreichten für das, „was bei uns in der Region nötig ist, um die Gesundheitsversorgung in der ländlichen Region sicherzustellen“. Zukünftig wird in Kaiserslautern nur noch einmal im Jahr ein Kurs starten. Der nächste, im November beginnende, sei bereits voll und damit die zukünftige Kapazität der Schule erreicht, teilt die noch zuständige AGF mit.

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