Kusel Kusel: Experten rechnen mit Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest

Auch Wildschweine können von der Krankheit betroffen sein.
Auch Wildschweine können von der Krankheit betroffen sein.

Die Afrikanische Schweinepest ist auf dem Vormarsch. Nachdem Mitte September in Belgien Fälle bekannt geworden waren, steht die Seuche nun auch vor unserer Tür. Die Lage sei ernst, betont Kreisveterinär Jürgen Feind. Es gehe inzwischen nicht mehr um die Frage, ob die Krankheit unsere Breiten erreicht, sondern wann.

„Wir rechnen schon damit, dass die Afrikanische Schweinepest zu uns kommen wird“, sagt Feind. Die Frage sei nur noch, wann dies der Fall sein wird. Die Gefahr sei rasant gestiegen, betont der Tierarzt. Vor diesem Hintergrund fand vergangene Woche eine zweitägige Tierseuchenübung im Wald bei Kaiserslautern statt. Auch die Veterinäre der Kuseler Kreisverwaltung seien an der vom Umweltministerium vorgegebenen Übung beteiligt gewesen. Übertragen wird die Afrikanische Schweinepest zwar nur von Schwein zu Schwein. Doch könne der Mensch die Verbreitung der Virusinfektion forcieren, warnt Feind. Der Erreger könne über Speisereste übertragen werden, sofern diese Fleisch von infizierten Tieren enthalten. Speiseabfälle dürften daher nicht an Hausschweine verfüttert werden und auch nicht in den Wald gelangen, wo sie von Wildschweinen gefressen werden können, stellt Feind klar. Besonders problematisch: Abfälle aus luftgetrocknetem, gepökeltem oder geräuchertem Schweinefleisch, also Salami oder Schinken, die keine Abtötung von Viren durch Erhitzung erfahren haben. Auch in gefrorenem Fleisch überlebt der Virus. Feind hat hier neben Touristen unter anderen auch die Fernfahrer im Visier. Das Virus könne sich auch an Schuhsohlen oder Autoreifen festsetzen. Auch Pflegepersonal aus osteuropäischen Ländern bilde ein potenzielles Risiko, weiß der Tierarzt. Brächten doch viele Pflegerinnen auf ihren regelmäßigen Touren auch Fleisch und Würste aus eigener Herstellung mit – und zwar aus Ländern, in denen die Afrikanische Schweinepest bereits grassiert.

Auch Landwirte müssen Kontakt unterbinden

Generell sollten keine tierischen Produkte – vor allem Schweinefleisch und Wurstwaren sowie Jagdtrophäen aus den betroffenen Regionen – importiert werden, betont Feind. Denn Wild- oder Hausschweine dürften diese Abfälle keinesfalls fressen. Das gelte auch für Hobbyschweine oder solche in Wildparks und Zoos. Daher sollten Reste in geschlossenen Behältern entsorgt werden. Sie gehörten auch nicht auf den Komposthaufen. Um eine Einschleppung der Virusinfektion zu vermeiden, weisen Veterinärämter in der gesamten Region Schweinehalter und Jäger derzeit auf die besondere Bedeutung der Hygiene- und Biosicherheitsmaßnahmen hin. Auch Landwirte müssen laut Feind jeglichen Kontakt mit potenziell infizierten Tieren unterbinden. Wenn sie etwa im Wald Holz machen, sollten sie sich anschließend umkleiden und die Schuhe wechseln, empfiehlt er.

Unachtsame Entsorgung von Speiseresten aus Osteuropa

Der Landkreis Kusel ist laut Feind einen Tierseuchenverbund mit Nachbarkreisen in der Südwestpfalz, Kaiserslautern und Birkenfeld eingegangen. Sie halten gemeinsam Dekontaminationsschleusen vor. Auch im benachbarten Saarland werden aktuell die Präventionsmaßnahmen gegen die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest intensiviert. Nur rund 60 Kilometer entfernt von der saarländischen Grenze in Belgien gibt es bestätigte Fälle. Umweltminister Reinhold Jost geht davon aus, dass „unachtsame Entsorgung von kontaminierten Lebensmittelresten aus einem der von der Afrikanischen Schweinepest betroffenen osteuropäischen Staaten“ der Auslöser war. Tritt die Infektion auch bei uns auf, „müssen auch gesunde Bestände getötet werden“, warnt Jürgen Feind. Dies hätte auch mit Blick auf mögliche Exportbeschränkungen verheerende Folgen für die Landwirtschaft. Den Schweinebestand im Kreis Kusel schätzt er auf rund 11.000. Zuchtbetriebe gebe es vier. Die Zahl der Wildschweine ist nach seinen Angaben weit höher, als die der Hausschweine. Feind: „Es sind zu viele.“ Kreisjagdmeister Bernd Klinck hatte sich in diesem Zusammenhang für revierübergreifende Drückjagden und den Einsatz von Drohnen mit Wärmebildkamera ausgesprochen, um die Wildschweinpopulation spürbar zu verkleinern. An die Adresse des Ministeriums sagte er, dieses solle solche Geräte anschaffen und Piloten ausbilden.

Kranke Tiere zeigen Fieber und blutigen Durchfall

Das Problem bei dieser Art der Schweinepest: „Man kann nicht impfen“, betont Feind. Bislang gibt es nur gegen die „klassische“ europäische, nicht aber gegen die afrikanische Variante der Schweinepest einen Impfstoff. Auch für die Zukunft sei kein Impfstoff absehbar. Die Inkubationszeit beim Schwein betrage wenige Tage bis zu vier Wochen. Kranke Tiere zeigen Fieber, blutigen Durchfall und unkoordiniertes Verhalten. Die Krankheit ist in der Regel tödlich. Feind: „Wir haben nur eine Chance, wenn wir die Seuche ganz am Anfang entdecken.“

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