Kreis Kusel „Kunst sollte ein bisschen piksen“

Ines Maybaum spielt Bass bei den Broilers.
Ines Maybaum spielt Bass bei den Broilers.

2017 ist das Jahr der Düsseldorfer Punkband Broilers. Im Februar erschien ihr Album „(sic!)“, das auf Platz Eins der Charts einstieg. Es wurde mit einem Echo ausgezeichnet. Auf ausverkauften Konzerten feierten im Frühjahr über 160.000 Fans die Band, die auf ihrer Tournee am Freitag, 8. Dezember, 20 Uhr, in der Saarbrücker Saarlandhalle spielt. Mit Broilers-Bassistin Ines Maybaum sprach Christian Hanelt.

Das Album „(sic!)“ ist im Februar erschienen. Plant die Band schon einen Nachfolger?

Im Moment arbeiten wir auf die Tour hin, sind also im Proberaum, schreiben an der Setlist und machen uns fit, denn in etwas über einer Woche geht es schon wieder los. Mit neuen Songs haben wir zu Hause zwar schon angefangen, aber in den Proberaum haben wir die noch nicht mitgenommen. Wenn es noch keine neuen Songs gibt, warum verändern Sie dann die Setliste der Sommerkonzerte? Es gibt immer ein paar Lieder, die wir austauschen – aber mehr will ich dazu noch gar nicht verraten. Allerdings gibt es Lieder, die dürfen einfach nicht fehlen. Darüber hinaus überlegen wir, worauf wir Lust hätten, welches Lied wir gerne mal wieder spielen würden, oder welches Lied aktuell ganz gut passt, mal wieder gespielt zu werden. Verändern sich auch einzelne Songs im Laufe der Tour? Das passiert auch. So integrieren wir manchmal Coversongs in eines unserer Lieder oder spielen einen Song live etwas anders, weil er dann besser umzusetzen ist. Aber dass wir ein Ska-Stück als Punkrock präsentieren, passiert eher seltener. Die Broilers gibt es seit über 20 Jahren. Was hält die Band zusammen? Es ist die Freundschaft und die Liebe zur Musik. Das ist das Rezept. Wie hat sich Ihre Musik im Lauf der Jahre verändert? Unsere Musik ist mit uns erwachsener geworden – sowohl am Instrument, als auch ab und an musikalisch. Textlich mit Sicherheit. Sie haben mit „(sic!)“ erstmals ein Album auf dem eigenen Label veröffentlicht. Welchen Vorteil hat das? Der Vorteil ist, dass man nicht immer so viel mit anderen Leuten diskutieren muss. Es geht nur noch um uns fünf. Das macht vieles einfacher, unanstrengender, unkomplizierter. Und wir haben uns damit einen weiteren Traum erfüllt, etwas Eigenes auf die Beine gestellt und den Do-it-yourself-Gedanken des Punkrocks weitergeführt zu haben. Gitarrist Sammy Amara schreibt Texte und Musik. Welchen Beitrag leisten die anderen Bandmitglieder? Sammy kommt mit Akkorden in den Proberaum und jeder von uns setzt die dann für sich um. So spiele ich auf dem Bass die Läufe dazu, die ich als schön oder passend empfinde. Und wenn wir merken, dass sich etwas doof anhört, dann fließen auch von uns Ideen ein, das mal anders zu spielen. So kommt, wenn wir im Proberaum sind und an den Songs arbeiten, von uns doch eine Menge Input. In den Texten üben Sie Kritik, thematisieren gesellschaftliche Missstände – in einer Zeit, in der deutscher Pop und Rock mit Tim Bendzko und Mark Forster eher weinerlich seichtgespült ist ... Ja. Man sollte einfach eine Meinung haben, und wir mit unseren Punkrockwurzeln sind sehr darauf bedacht, zu unserer Meinung zu stehen. Und gerade in der heutigen Zeit, wenn um uns herum viele Leute nichts sagen oder nur am Rand stehen, finde ich es um so wichtiger, den Mund aufzumachen. Sicher muss es auch Musik geben, bei der man einfach mal abschalten kann, bei der man nicht mit Problemen oder Traurigkeit konfrontiert wird, sondern einfach mal feiern kann – das ist ganz wichtig. Aber im Endeffekt ist Musik Kunst, und Kunst sollte immer ein bisschen reizen und piksen. Das kann man nur, wenn man Meinungen hat. Kann Musik etwas bewegen? Ja – da muss ich gar nicht lange nachdenken. Sind Sie als Frau, die auch noch Bass spielt, ein Exot in der Punkszene? Jein. Wenn ich erzähle, dass ich Musik mache, gehen alle erst einmal davon aus, dass ich singe. Das finde ich schon sehr interessant, dass die meisten Leute überzeugt sind, dass ich singe, eben weil ich eine Frau bin. Neben den Toten Hosen sind die Broilers das musikalische Aushängeschild von Düsseldorf. Gibt es Verbindungen zwischen den beiden Bands? Die gibt es allein schon durch das gemeinsame Management. In all den Jahren haben wir uns mittlerweile befreundet, und wir durften die Toten Hosen ja auch schon auf Tour begleiten. Ja, da ist mittlerweile schon eine Freundschaft entstanden. Haben Sie Erinnerungen an frühere Konzerte in Saarbrücken? In Saarbrücken haben wir schon sehr oft gespielt. Ich kann gar nicht mehr genau sagen wie oft. Aber ich habe das Saarbrücker Publikum als sehr laut und sehr wild in Erinnerung. Und wir haben dort auch schon einige Partys nach den Konzerten gefeiert. Wie kam es eigentlich zu dem Bandnamen Broilers? Als Sammy und unser Drummer Andi die Band gegründet hatten, war die Musik noch sehr von Oi-Punk geprägt und eigentlich hatten sie etwas mit „Oi“ gesucht. Andi hatte einen Freund in Ostberlin, der schlug ihm den Namen Broilers vor. Die Jungs fanden den lustig, zumal wir hier im Westen eigentlich noch nie so wirklich etwas von Broilern gehört hatten. Info Karten für das Konzert gibt es für 37,95 Euro unter saarevent.com/tickets.

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