Kusel Kreis Kusel: Fachkräftemangel in der Gastronomie

Eine Aufnahme mit Symbolkraft: Der Pfälzer Hof in Lauterecken sucht dringend Arbeitskräfte, findet aber keine.
Eine Aufnahme mit Symbolkraft: Der Pfälzer Hof in Lauterecken sucht dringend Arbeitskräfte, findet aber keine.

In Lauterecken haben zwei Gaststätten Konsequenzen aus dem Mangel an Personal gezogen und die Öffnungszeiten angepasst – zum eigenen und zum Leidwesen der Gäste. Auch im restlichen Landkreis schrillen bei den Gastrobetrieben die Alarmglocken, wie eine RHEINPFALZ-Umfrage bei knapp einem Dutzend Betrieben ergeben hat. Es fehlt vor allem an Fachkräften.

Der Stuhl beim Vorstellungsgespräch ist verwaist, die freie Stelle ist unbesetzt, die Küche bleibt kalt. Dieses und vergleichbare Bilder zeichnen sich überall im Landkreis Kusel ab. Dabei macht es keinen Unterschied, ob man mittelständisch oder groß ist, jung oder traditionsreich. Im vergangenen Jahrzehnt hat die Attraktivität des Berufsfeldes enorm gelitten. „Im Zeitraum 2008 bis heute ging die Zahl der Lehrlinge für Hotel- und Restaurantfachleute sowie Köche deutschlandweit von rund 103.000 auf 53.000 zurück“, warnt Stefan Klinck. Als Geschäftsführer des Waldhotels Felschbachhof und Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gastronomieverbands Pfälzer Bergland beobachtet er die Entwicklung mit großer Sorge. Seinem Hotel bei Ulmet geht es gut. Noch. Probleme könnten aber auftreten, sollte jemand aus dem Unternehmen ausscheiden und die Stelle neu besetzt werden müssen. Die öffentliche Wahrnehmung täusche gewaltig, sagt Klinck weiter. Eine Grundvoraussetzung, um der dramatischen Entwicklung entgegenzuwirken, sei, das Berufsbild positiver darzustellen. „Zu glauben, dass man als Koch-Azubi rund um die Uhr arbeiten muss und dabei kein Geld verdient, ist falsch. Tatsächlich ist es ein toller Beruf. Wo, wenn nicht hier, bekommt man zu jeder Arbeit sofort ehrliches Feedback?“ Gleich zwei Lauterecker Restaurantbetreiber haben inzwischen aus dem Fachkräftemangel bittere Konsequenzen gezogen. Im Brauhaus sowie im Pfälzer Hof hat man die Öffnungszeiten eingeschränkt. Beide Unternehmen suchen erfolglos Personal. Brauhaus-Betreiber Carl Plattner ringt mit der Entscheidung, am Montag einen Ruhetag einführen zu müssen. Gleichzeitig steht sein Vorhaben, am Veldenz-Platz ein Café zu eröffnen, auf wackligen Füßen. Bereits seit einem Jahr sucht er vergeblich einen Pächter. „Wer arbeiten will, den lockt es in die Stadt. Verlierer ist die Region“, sagt Plattner. Auch Pfälzer-Hof-Inhaber Oliver Jakob würde gerne alle Kunden zufriedenstellen. Doch der Personalmangel macht dies unmöglich. Spielraum für Personalausfälle darf es in seinem Familienbetrieb nicht geben, denn das könnte das Kartenhaus letztendlich zum Einstürzen bringen. „Selbst bei vollem Arbeitseinsatz ist es mittlerweile unmöglich, den wachsenden Bedürfnissen und Wünschen der Gäste gerecht zu werden.“ Jakob ist einer von vielen Restaurantbetreibern im Landkreis Kusel, die die Gesetzgebung als mögliche Ursache des Fachkräftemangels sehen – zum Beispiel im Bezug auf Leistungen vom Staat. „Bei Vorstellungsgesprächen wird erst einmal nach den Konditionen gefragt. Aus der restlichen Unterhaltung kristallisiert sich dann deutlich heraus, dass die Bewerber gar nicht arbeiten wollen und nur hier sind, weil sie gezwungen werden. Aber was soll ich tun? Ich kann den Stundenlohn nicht verdoppeln, nur weil es für manche Leute bequemer ist, Mittel vom Amt zu bekommen oder diese bei einer Anstellung gekürzt werden.“ Als ein weiteres Problem sieht Jakob das Bewusstsein mancher Gäste. „Mitarbeiter sind auch nur Menschen; Menschen, die Zeit in Samstage, Sonntage oder Feiertage investieren. Solche Dinge werden viel zu selbstverständlich gesehen und zu wenig wertgeschätzt. Das nagt natürlich auch an der Motivation.“ Dass sich überhaupt noch Bewerber auf Personalgesuche melden, ist bei einigen Gastrobetrieben zu einer Seltenheit geworden. Betriebe wie der Pferdestall in Einöllen oder das Burgrestaurant in Thallichtenberg haben in Sachen Personalsuche einen jahresübergreifenden Daueraushang. Gut, wenn man in diesem Fall auf Hilfe durch Freunde, Bekannte oder die Familie zurückgreifen kann oder auch einfach nur Glück hat; schlecht, wenn dem nicht so ist. Für viele Gastronomen ist der Freundes-, Bekannten- und Familienkreis längst unverzichtbar geworden. Aber auch hier haben die Belastungsgrenzen alarmierende Bestände erreicht. Einschränkungen in den Öffnungszeiten – wie beispielsweise beim Pfälzer Hof und im Brauhaus in Lauterecken – gibt es im Landkreis Kusel zwar bislang kaum zu beklagen. Dies jedoch sei ein Bild, dass sich in den nächsten Jahren dramatisch ändern könnte, warnen die befragten Restaurantbetreiber.

Das geplante Schlosscafé in Lauterecken ist gefährdet, weil sich mangels Personal kein Pächter findet.
Das geplante Schlosscafé in Lauterecken ist gefährdet, weil sich mangels Personal kein Pächter findet.
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