Kreis Kusel Knackpunkt Karadeniz

Sinnbild für eine ganze Saison: SVN-Keeper Joshua Purket sitzt nach der 1:3-Niederlage gegen den ärgsten Abstiegskonkurrenten SG
Sinnbild für eine ganze Saison: SVN-Keeper Joshua Purket sitzt nach der 1:3-Niederlage gegen den ärgsten Abstiegskonkurrenten SG Eppenbrunn fassungslos im Mittelkreis.

«Nanzdietschweiler.» Mit Ablauf der vergangenen Saison wurde es amtlich: Nach mehreren Jahren, in denen der SV Nanz-Dietschweiler dem Abstiegsgespenst der Landesliga gerade noch entwischen konnte, hat es diesmal nicht gereicht. Nun heißt es in Nanzdietschweiler also erst einmal „Auf wiedersehen Landesliga. Hallo Bezirksliga“.

Dass es nicht leicht werden würde, ein weiteres Jahr in der Landesliga zu bestehen, wusste Jochen Pfaff, bis zwei Spieltage vor Saisonende Trainer des SV Nanz-Dietschweiler, schon vor dem ersten Spieltag. Zu schwer wogen Abgänge von Leistungsträgern wie Benjamin Fuchs oder Fabian Lauder. Stamm-Stürmer Raphael Philipp war beruflich verhindert, Bruder Daniel übernahm den Trainerposten in Elschbach und Jeremias Bernd wechselte in der Winterpause auch noch nach Hüffler. Und als ob das noch nicht genug gewesen wäre, fielen einige sonstige Stammspieler wie beispielsweise Benni Wenner, Tobi Laufer oder Andreas Urschel mit schweren Verletzungen langfristig aus. „Mit den ganzen Verletzten haben im Vergleich zum Vorjahr zeitweise sogar 13 Leute gefehlt. Im Training waren zum Teil nur neun Leute – da kann man natürlich auch taktisch nicht viel einstudieren“, hadert Pfaff noch heute. Man muss sich in Nanzdietschweiler aber auch eingestehen, dass besonders die Qualität in der Offensive nicht hoch genug war, um in der Landesliga bestehen zu können. Oft warfen sich die SVN-Akteure über 90 Minuten in jeden Zweikampf, gaben keine Partie vorzeitig verloren. Aber um am Ende drei Punkte als Lohn für die Schinderei einzufahren, reichte es nur selten. Zu viele Großchancen ließen die Offensivakteure in des Gegners Strafraum sträflich ungenutzt liegen. Ein weiteres Problem, das die angespannte Kadersituation mit sich brachte: Spieler wie Eduard Deschtschenja, allein aufgrund seiner körperlichen Attribute schon eine Gefahr für jede Verteidigung, konnte sich oft offensiv nicht in dem Maße einbringen, wie er es eigentlich gekonnt hätte. Zu wichtig waren seine Zweikampf- und Kopfballstärke als stabilisierendes Element im Mittelfeld. Ein Knackpunkt war auch der Rückzug von Karadeniz Bad Kreuznach. Der Verein hatte sich im April, als Tabellenletzter, aus der Landesliga zurückgezogen. Die Punkte, die andere Mannschaften gegen die Kicker aus Bad Kreuznach gesammelt hatten, waren somit hinfällig. Damit schrumpfte der Vorsprung des SVN auf den damals ärgsten Verfolger aus Eppenbrunn von vier auf nur noch einen Zähler. Es folgte eine 1:3-Niederlage gegen den FC Fehrbach, und der SVN war in kürzester Zeit vom drittletzten Platz mit vier Punkten Vorsprung auf den vorletzten Rang abgerutscht – mit einem Punkt Rückstand auf die SG Eppenbrunn. „Wir haben zwar versucht, das auszublenden, und nur auf uns selbst zu schauen, das ist aber leider nicht jedem gelungen“, sagt Pfaff, der die Vorgehensweise des Verbands in dieser Angelegenheit noch heute als „gelinde gesagt nicht okay“ bezeichnet. Mittlerweile liegt die Saison etwas zurück. Doch selbst mit etwas Abstand fällt Pfaff nicht wirklich ein, was er hätte anders machen können. „Ich hätte höchstens sofort als die ganzen Abgänge bekannt wurden und immer klarer wurde, dass wir keinen adäquaten Ersatz bekommen, die Reißleine ziehen und meinen Posten hinwerfen können“, sagt Pfaff. „Aber ich bin keiner, der abhaut, wenn es schwierig wird. Ich war ja gerne beim SVN und wollte das mit den Jungs durchziehen – und die Einstellung hat auch immer gestimmt“, erklärt Pfaff, der in der kommenden Saison den saarländischen SV Reiskirchen trainieren wird und weiterhin als Torwarttrainer bei Eintracht Trier agiert. Seiner ehemaligen Truppe, die in der kommenden Saison an der Seitenlinie von Patrik Maaß betreut wird, bescheinigt Pfaff, „dass sie auf jeden Fall ganz oben mitspielen kann.“ Böses Blut gebe es von seiner Seite aus nicht. „Ich kann die Entscheidung zwei Spieltage vor Schluss zwar bis heute nicht nachvollziehen, bin aber niemandem böse.

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