Kusel „Jeder Schritt ist Gold wert“

Jeder Deutsche produziert durchschnittlich 37 Kilo Plastikmüll im Jahr. Dies geht aus einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft hervor. Einen Laden zu verlassen ohne Verpackungsmüll ist nicht so einfach. Plastik lauert überall.

Auch im Kuseler Naturkostladen. Die Biogurke in Plastik eingeschweißt, die gibt es zwar schon lange nicht mehr im Laden von Stefan Just. Ganz auf Plastik zu verzichten, das wäre jedoch illusorisch. Just sagt, man solle Plastik nicht generell verteufeln: „Man muss abwägen, was an Verpackung produziert wird, und inwiefern die Ware dadurch geschützt wird.“ Den frischen Käse sollten die Kunden schließlich auch sicher nach Hause tragen können. Dennoch versucht Just, Plastik zu reduzieren. Seit einigen Monaten werden Mehrweggläser angeboten, in die etwa frische Oliven verpackt werden können – anstelle von Plastikschalen. „Das wird sehr gut angenommen“, so Just. Und Obst und Gemüse könnten Kunden in Stoffnetze packen. Alternativ gab es schon immer Papiertüten, aber auch Plastiksäckchen. Denn „manche Kunden wollen Plastik“, weiß Just. Die Plastiktüte ist schon aus vielen Geschäften verbannt worden. Inzwischen gibt es mehr Anbieter, die Getreideprodukte wieder in Papiertüten füllen statt in Plastiktütchen. Und „Coffee-to-go“-Becher gebe es auch aus Papier. Allerdings sei dies teurer als Plastik, gibt Just zu bedenken. Dennoch: „Jeder Schritt in die Richtung ist Gold wert.“ Nicht einmal ein Drittel des Plastikabfalls wird laut Statistiken zur Wiederverwertung gesammelt. So landeten rund 70 Prozent auf Müllkippen, würden verbrannt oder verschandelten die Natur. Was also tun? Mit einer mitgebrachten Tupperdose beim Metzger wird man kaum erfolgreich sein. Denn meist weigern sich Verkäufer „aus hygienischen Gründen“, die Dose hinter die Theke zu nehmen. Beim Joghurt im Glas stellen die Deckel ein Problem dar, weiß Just. Diese seien Abfall. Plastik-Trinkhalme lassen sich durch Stroh ersetzen. Ein Stück Seife im Papierpäckchen ist Flüssigseife im Plastikspender vorzuziehen. Waschbare Stofftaschentücher können Papiertücher ersetzen. Kinder können sich auch mit Holzspielzeug vergnügen statt mit Plastikspielzeugen. Und wer gerne ein Eis schleckt, entscheidet sich womöglich lieber für die Waffel als für den plastikbeschichteten Becher samt Löffel für den Müll. Der Kaffee aus Kapseln mag zwar lecker sein, aber er produziert besonders viel Müll. In puncto Getränke hat Just noch eine Idee: Er hat zwar nur wenige Plastikflaschen im Regal. Wenn, dann meistens für Kinder. „Es wäre viel praktischer, wenn die Getränke direkt in der Schule angeboten würden.“ So könne man auf Plastik verzichten, und die Kinder müssten sich zudem nicht abschleppen.

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