Rheinpfalz Hasen und Kinder im Freilauf unterwegs

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Nein, Eier legen die Hasen – richtigerweise Kaninchen – von Roland Müller aus Steinbach, Wolfram Frank aus Breitenbach, Jürgen Fauß aus Pfeffelbach und Herrmann Zwipf aus Thallichtenberg keine. Die Züchter haben uns aber kurz vor Ostern ihre schönsten Tiere gezeigt und auch so einige Anekdoten aus ihrer Zeit als Kaninchenzüchter erzählt.

Der Steinbacher Züchter Roland Müller, der Vorsitzender des Kleintierzuchtvereins Schönenberg Kübelberg ist, präsentiert ein Kaninchen der Rasse „Sachsengold“. Es trägt ein schönes, rotbraunes Fell und nach einem kurzen Griff ins Genick posiert der Hase für das perfekte Foto. Zwei bis drei Kilogramm könne diese Rasse auf die Waage bringen. Das präsentierte Kaninchen stammt aus dem Wurf vom März des vergangenen Jahres. Mit seinen braunen Kulleraugen blickt es in die Kamera und weiß offensichtlich noch nicht genau, wie ihm geschieht. Die Scheu ist aber schnell verflogen, Züchter Roland Müller ist ja dabei. „Namen gebe ich meinen Tieren nicht“, betont er, „sonst wird’s irgendwann zu persönlich.“ Er hat noch eine zweite Rasse, „Zwergwidder“, in seinem Stall. Dort stehen etliche Hasenkästen, in einigen kuscheln sich vor wenigen Wochen erst geborene Tiere ins Heu. Seit 1975 ist Roland Müller im Verein aktiv, die ganze Familie wurde für die Pflege der Langohren mit eingebunden: „Meine Frau und die Kinder haben immer mitgeholfen.“ Natürlich gibt es lustige Anekdoten zu erzählen, eine fällt seiner Frau Annelore direkt ein: „Früher kam es manchmal vor, dass er nach dem Füttern die Käfige offen gelassen hat. Dann konnten wir abends im Garten Hasen einfangen, weil sie ausgebüxt sind“, erinnert sie sich lachend. Heute sind die Kaninchen vor allem bei Kindern aus dem Bekanntenkreis ein Magnet, auch Nachbarskinder kommen ab und zu vorbei, wenn Roland Müller bei seinen Kaninchen im Stall ist. Dort sei übrigens immer Ruhe, sobald er pfeifend um die Ecke biege, ergänzt seine Frau: „Wenn Fremde dabei sind, werden die Tiere unruhig. Aber sobald sie meinen Mann pfeifen oder sprechen hören, werden sie ganz ruhig.“ Früher, als der Verein noch am Ostermarkt in Schönenberg-Kübelberg teilgenommen hatte, präsentierte sich der Kleintierzuchtverein nicht nur mit seinen Tieren: Annelore Müller hatte eigens ein Hasenkostüm genäht, in dem ein Vereinsmitglied Ostereier an Kinder verteilte. Daran erinnern sich die beiden gerne zurück. Wolfram Frank aus Breitenbach ist seit 1989 im dortigen Kaninchenzuchtverein tätig. Sein „Deutscher Widder“ ist bei ihm im Stall der größte dieser Rasse, die sich in die Unterkategorien „groß“, „klein“ und Zwerg teilt. Die großen Tiere dieser Rasse haben ein Mindestgewicht von fünfeinhalb Kilogramm und sind an ihren Schlappohren zu erkennen. Frank ist in seiner Kindheit zum ersten Mal mit Hasen in Kontakt gekommen. Über die Jahre habe sich seitdem eine Leidenschaft für die Zucht dieser Tiere entwickelt. Bei ihm ist ebenfalls die ganze Familie engagiert: „Den Kindern hat`s früher natürlich besonders viel Spaß gemacht. Vor allem, wenn gerade ein Wurf Junge hinzugekommen ist, war das ein Paradies für die Kleinen“, erzählt er. Noch heute kommen die Nachbarskinder gerne vorbei, wenn er im Stall ist und begutachten seine Vierbeiner. „Als meine Kinder noch klein waren, haben wir sie manchmal zu den Hasen in den Freilauf im Garten gesetzt. Ihnen hat es gefallen, die Hasen waren nicht allein, und wir hatten durch den Zaun außen herum alles unter Kontrolle“, erinnert er sich. Jürgen Fauß und Hermann Zwipf vom Kaninchenzüchterverein Kusel präsentieren in Pfeffelbach gleich mehrere Champions. Darunter ein quirliger „Burgunder“ mit einem rot-gelblichen Fell. Das Tier gewann 2011 die deutsche Meisterschaft in Erfurt als bester Rammler, erklärt Fauß. Er züchte ungefähr 20 Kaninchen im Jahr, das sei verhältnismäßig wenig, aber dennoch zu viel, um allen Tieren Namen zu geben: „Der einzige Rammler in Familienbesitz, der einen Namen hat, ist der meiner Tochter“, berichtet der Züchter. Der kleine „Thüringer Löwenkopf“ mit dem klingenden Namen Elvis sei gewissermaßen der „King“ im Kaninchenbestand, der gehegt und gepflegt werde wie kein anderer. Löwenköpfe sind erst seit drei Jahren als Rasse in Deutschland anerkannt, ihren Namen verdanken sie ihrer Mähne, schildert Fauß. Hermann Zwipf ist Vorsitzender des Kuseler Kaninchenzüchterverbands und hat einen Europameister im Gepäck, einen „Großchinchilla“: „Der Name geht auf die Chinchilla-Maus zurück, die hat auch eine schwarz-graue Marmorierung“, erklärt Zwipf. Der Farbenreichtum des Tieres wird erst sichtbar, wenn man in das Fell pustet. Dabei wird ein Farbenkranz aus schwarz, grau und blau sichtbar. 2015 hat das zirka sechs Kilogramm schwere Kaninchen den Europameistertitel in Metz errungen – wie bereits sein Vater drei Jahre zuvor. Dass es sich bei dem Tier um einen wahren Champion handelt, wird vor der Kamera sofort deutlich: In heroischer Haltung posiert das Tier mit direktem Blick in die Kamera, als ob es nie etwas anderes gemacht hätte. Am Rande plaudern Zwipf und Fauß noch ein bisschen aus dem Nähkästchen: „Ich hatte mal versehentlich eine Häsin bei einer Bundesrammlerschau angemeldet, sie wurde dann zur schönsten Häsin des Wettbewerbs gekürt“, scherzt der Züchter. Eine weitere Anekdote erzählt Fauß: Als ihm einer seiner „Burgunder“ ausgebüxt war, wurde das Tier tagelang an verschiedenen Stellen überall in der Nachbarschaft gesichtet. Fauß habe es nach gut einer Woche mit feinem Futter angelockt und gerade so schnappen können. Solche Geschichten führen zu einem unverwechselbaren Wiedererkennungsmerkmal von Kaninchenzüchtern, erklärt Fauß: Man erkennt sie alle an den Händen. „Narben und Kratzer haben wir alle, das lässt sich einfach nicht vermeiden. Wer keine an den Händen hat, der ist auch kein echter Kaninchenzüchter“, berichtet Fauß schmunzelnd.

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