Kusel Großeinsatz in Lauterecken: Dachstuhlbrand im Seniorenheim

Rauchwolken gestern Morgen über der Veldenzstadt: Der Dachstuhl des Seniorenheims steht in Flammen.
Rauchwolken gestern Morgen über der Veldenzstadt: Der Dachstuhl des Seniorenheims steht in Flammen.

Dicke Rauchwolken gestern Morgen über der Stadt. Der Dachstuhl des Pro-Seniore-Altenheims stand in Flammen. Feuerwehrkräfte der Verbandsgemeinde sowie aus Altenglan, Glan-Münchweiler und Kusel, dazu Katastrophenschutzfahrzeuge aus Kusel und Kaiserslautern sowie Rettungskräfte des DRK, ASB, Malteser und die Polizei waren im Einsatz – insgesamt mehr als 200. Personal und Feuerwehr evakuierten die Bewohner. Eine 97-Jährige wurde am Nachmittag wegen Verdachts auf eine Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gebracht. Die Brandursache ist noch nicht bekannt.

Im nahe gelegenen Turnerheim sind die Senioren fürs Erste untergebracht und betreut worden. Es ist ein Tag, den sich niemand wünscht. „Es ist mein Alptraum, so etwas zu erleben“, bekennt Heimleiterin Erika Zapp sichtlich betroffen. Gegen 8.30 Uhr habe der Brandmelder im Dachstuhl Alarm geschlagen. „Ich wollte es nicht glauben.“ Sofort seien Mitarbeiter nach oben gestürmt und hätten versucht, die Flammen mit Feuerlöschern zu bekämpfen. Das sei aber aussichtslos gewesen. Die Feuerwehr musste her. Sofort hätten alle Mitarbeiter mit der Evakuierung der etwa 130 Bewohner begonnen. „Jeder hat alles gegeben“, loben Leiterin Erika Zapp und Concetta Lomonaco vom zentralen Qualitätsmanagement voller Anerkennung die etwa 30 Mitarbeiter, die an diesem Morgen die Initiative ergriffen haben, um die Senioren zu retten. Die Feuerwehr unterstützte. Wobei sich die Evakuierung zuweilen schwierig gestaltet, weil zahlreiche Senioren gehbehindert sind oder im Rollstuhl sitzen. „Es mussten auch bettlägerige Bewohner gerettet werden“, fügt die Heimleiterin hinzu. Niemand habe Schaden genommen, gottseidank.

Alle Personenakten gerettet

Im nahegelegenen Turnerheim werden die Senioren zunächst untergebracht und von Personal und Ärzten betreut, mit Speisen und Getränken versorgt. Den Mitarbeitern sei es außerdem gelungen, alle Personenakten zu retten – besonders wichtig, um zu wissen, wer welche Medikamente benötigt, erläutert Erika Zapp. Unterdessen informiert eine Mitarbeiterin, die gerade aus dem Turnerheim kommt: „Den Bewohnern geht es gut.“ Aufatmen. Nicht nur die Einsatzkräfte sind bemüht zu helfen. Auch Nachbarn bieten sich an. Anwohner hätten sogar Stühle gebracht, damit sich die geretteten Bewohner nach der Rettungsaktion auf der Straße etwas erholen können, beschreibt Erika Zapp die Hilfsbereitschaft der Bürger. Mitarbeiter der Verwaltung besorgen bei Bäckern und Metzgern in der Stadt Lebensmittel, um Personal und Bewohner zu verpflegen. Der nur wenige Meter entfernt liegende Getränkehandel liefert Wasser.

Lage im Griff

Derweil bekämpft die Feuerwehr von zwei Seiten über zwei Drehleitern – eine aus Lauterecken und eine aus Kusel – weiterhin das Feuer im Dachstuhl. Ziegeln scheppern, die von den Feuerwehrkräften beiseitegeschoben werden, damit sie den Wasserstrahl besser einsetzen können. Die Lautertalstraße ist gesperrt, eine Einfahrt in die Veldenzstadt aus Richtung Lohnweiler ist nicht möglich. Auf dem Marktplatz stehen weitere Einsatzfahrzeuge von Feuerwehr und Rettungsdienst. Obwohl es um 10.30 Uhr, gut zwei Stunden nach Ausbruch des Feuers, noch heftig aus dem Dachstuhl qualmt, haben die Einsatzkräfte die Lage im Griff. Kai Feickert vom DRK bestätigt: „Alles unter Kontrolle.“ Wehrleiter Markus Böhmer kommentiert schweißgebadet im Vorbeigehen: „Der Einsatz ist nach kurzer Zeit gut gelaufen, aber wir haben noch eine Weile zu tun.“ Bürgermeister Andreas Müller bescheinigt den Kräften hervorragenden Einsatz. Auch die Zusammenarbeit mit dem Personal des Seniorenheims habe reibungslos funktioniert. „Wir sind noch mal mit einem blauen Auge davongekommen“, sagt Müller angesichts der Tatsache, dass niemand verletzt wurde. Landrat Otto Rubly trifft noch am Morgen ein, um sich ein Bild vom Ausmaß des Brandes zu machen. Die Mitarbeiter des Seniorenheims hätten sich vorbildlich verhalten, hat er bereits erfahren. Der Einsatz sei wohl sehr koordiniert und professionell abgelaufen, Kritik habe er bislang noch nicht vernommen, sagt Rubly.

Kriminalpolizei ermittelt

Da das Heim auf unbestimmte Zeit nicht bewohnbar ist, sind gestern noch fast alle Senioren in Häusern der Pro-Seniore-Gruppe in Bad Sobernheim, Bad Kreuznach, Homburg und Pirmasens untergebracht worden, einige auch im Heim der protestantischen Altenhilfe Westpfalz in Wolfstein, wie die Sprecherin der Kreisverwaltung, Karla Hagner, am Nachmittag mitteilt. Gegen Abend meldet die Polizei, dass die Löscharbeiten noch für Stunden andauern wegen ständig aufflammender Glutnester, und da der Dachstuhl einsturzgefährdet sei, sei mit Sicherungs- und Rückbauarbeiten begonnen worden. Die Brandursache wird von der Kriminalpolizei untersucht.

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