Rheinpfalz Gegen das „WhatsApp-Dilemma“

Mit der neuen App für Mobiltelefone und Desktop-PCs kann Ärztin Nicole Müller sicher intern Nachrichten verschicken und sich übe
Mit der neuen App für Mobiltelefone und Desktop-PCs kann Ärztin Nicole Müller sicher intern Nachrichten verschicken und sich über Patienten austauschen. Netsfere wird vom Westpfalz-Klinikum mitentwickelt.

„WhatsApp-Dilemma“ nennen die Verantwortlichen im Westpfalz-Klinikum das Spannungsverhältnis zwischen dem Wunsch der Mitarbeiter nach schneller, unkomplizierter Kommunikation und der Datensicherheit. Das Krankenhaus entwickelt als Antwort darauf die App Netsfere mit, einen sicheren Kurznachrichtendienst, in dem sensible Themen sicher verschickt werden können.

„Die Nutzung von WhatsApp ist für uns höchst problematisch“, sagt Frank Ebling, Leiter der IT-Abteilung des Westpfalz-Klinikums, im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Da die Sicherheit der Daten nicht gewährleistet sei, dürfe man Röntgenbilder oder medizinische Daten auf keinen Fall über den Kurznachrichtendienst verschicken: „Selbst bei eigentlich unkritischen Themen wie Krankheitsvertretungen unter Kollegen ist das nicht unproblematisch.“ Schnell lande mal eine Nachricht beim falschen Empfänger. Zwar habe das Westpfalz-Klinikum seinen Mitarbeitern die Nutzung von WhatsApp für dienstliche Zwecke verboten, „aber wir können das nicht verhindern“, sagt Ebling. „Wir wollen das nicht nur verbieten, sondern eine Alternative bieten“, betont Klinikums-Geschäftsführer Peter Förster: „Wir wollen ein für den Einsatz im Krankenhaus würdiges, modernes Medium schaffen.“ Also habe sich das Westpfalz-Klinikum bei der Entscheiderfabrik um eine Lösung beworben. Förster erklärt: „Da treffen sich die Entscheider von Krankenhäusern und IT-Industrie. Firmen stellen ihre künftigen Produkte und Dienstleistungen vor, Kliniken melden sich mit konkreten Problemstellungen.“ Von zwölf vorgestellten Themen würden fünf ausgewählt, die weiterentwickelt werden. „In unserem Fall kam die Idee zu einer Art ,Krankenhaus-WhatsApp’ von der Firma“, erinnert sich Förster zurück, „und wir haben uns gleich gemeldet.“ Mit an Bord sind noch einige andere Kliniken, die ebenfalls den Bedarf an einer sicheren Chat-Lösung sahen. Seit einigen Monaten arbeitet das Westpfalz-Klinikum nun schon aktiv an der Entwicklung von Netsfere mit, sammelt Rückmeldungen und Wünsche der Nutzer und testet die Funktionen. Die Ergebnisse werden an die Entwickler weitergegeben. IT-Chef Ebling: „Im Gegenzug bekommen wir für unser Haus kostenfreie Lizenzen.“ Auf der Medizinmesse Medica in Düsseldorf, die heute endet, hat Ebling seinen Kollegen aus anderen Krankenhäusern den aktuellen Stand der Entwicklung präsentiert. Derzeit wird die App, die auch am PC genutzt werden kann, von zwei Kliniken im Haus eingesetzt, sagt Ebling: „Wir haben es noch nicht für alle freigeschaltet, wissen aber, dass es nur dann sinnvoll ist.“ Im ersten Schritt jedoch habe man sich gezielt für Kliniken mit technikbegeisterten Chefärzten in Kaiserslautern entschieden. Innerhalb der beiden Abteilungen seien die Mitarbeiter in der Krankenhaus-Community bereits gut vernetzt. Ebling beziffert die aktiven Nutzer auf rund 100. Das Pilotprojekt am Westpfalz-Klinikum läuft bis ins Frühjahr. Ebling hofft, dass es auch darüber hinaus weitergeht: „Wir haben da eine Menge Ideen geliefert und wären gern bei der weiteren Umsetzung als Mitentwickler dabei.“ Als Beispiel nennt er die Schnittstelle der App mit dem Krankenhaus-System, um Patientendaten einfacher verschicken zu können und so leichter eine zweite Arzt-Meinung einholen zu können. Die große Herausforderung, da sind sich Förster und Ebling einig, wird es sein, möglichst alle Mitarbeiter zu Netsfere zu bringen. Ebling: „Wir müssen da verstärkt die Werbetrommel rühren, den Betriebsrat mit einbeziehen und die Mitarbeiter ausführlich informieren.“ Die Nutzung jedenfalls sei mit gängigen Messengerdiensten vergleichbar und entsprechend eingängig. Förster: „Wir wollen es schaffen, dass alles, was das Westpfalz-Klinikum betrifft, über Netsfere läuft. Das soll alltäglich werden.“ Im Frühjahr entscheidet sich, ob das Klinikum weiter an Netsfere mitentwickeln wird.

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