Kreis Kusel Erlebbare Kunst dank des Dialogs

Abstraktionen über Menschen und Natur auf Papier: Den Teilnehmern der Kunstführung gab das reichlich Gesprächsstoff.
Abstraktionen über Menschen und Natur auf Papier: Den Teilnehmern der Kunstführung gab das reichlich Gesprächsstoff.

Eine kleine Gruppe hat sich am Samstagnachmittag im Stadt- und Heimatmuseum in Kusel zusammengefunden. Die Stimmung ist herzlich – man kennt sich. Die Führung durch die aktuelle Ausstellung Elke Fichters „Abstraktionen über Menschen und Natur“ leitet ihre jahrelange Freundin und Künstlerin Ingeborg Nicklas.

Die Stadtbürgermeisterin und Kunstinteressierte Ulrike Nagel begrüßt die Gäste, sie und Nicklas wechseln sich dann während der Führung ab und ergänzen sich in ihren Eindrücken über die Werke der Künstlerin. So entsteht ein Dialog, der die kleine Gruppe mit in die Deutung einschließt. Sehr intim geht es zu, wenn sich über die Emotionen ausgetauscht wird, die die Bilder in jedem Betrachter erzeugen. Schnell wird dem Besucher bewusst, dass es der Künstlerin um Verbindungen geht. Verbindungen zwischen abstrakten Menschengestalten innerhalb eines Werkes, zwischen der Betrachtung der Landschaft und des Ausdrucks, der durch den Filter der Künstlerin entstanden ist. Durch die Kunstführung der etwas anderen Art wird der Fokus verschoben: Die Besucher treten in Kontakt mit dem Kunstwerk, und ein Raum für ihre Beziehung mit den Bildern entsteht. Ingeborg Nicklas beschreibt in ihrer Abhandlung über eine frühere Ausstellung Fichters, dass dem Betrachter durch die „Sichtbarmachung von Befindlichkeiten ein Anreiz vermittelt wird, die eigene Sichtweise zu überprüfen“. Somit ist es nicht verwunderlich, dass die Eindrücke und Deutungen, gerade der abstrakten Bilder, zum Austausch führen. Die Titel geben natürlich die Gedanken der Künstlerin wieder. Dennoch sind es gerade die Bilder mit den Titeln „Trümmer“, oder „Bedrohung“, die dazu anregen, sich von der Sichtweise der Künstlerin zu distanzieren und den eigenen Empfindungen Raum zu verleihen. Nicklas ist sich sicher: Es gefiele Fichter, dass die Bilder verschiedene Interpretationen zulassen. Fichter möge keine vorgefertigten Deutungen, und gerade deshalb sei es spannend, mit der ausgestellten Kunst in einen Dialog zu treten. Die Stimmung ist fast freundschaftlich, als sich Gäste samt Ausstellungsführerinnen über ihre Empfindungen austauschen. „Das ist sicher im Sinne von Elke“, sind sich Nagel und Nicklas einig. Die Künstlerin selbst ist an diesem Nachmittag nicht anwesend. Ganz pragmatisch hätte sie sich überlegt, dass es doch redundant sei, den Kunstinteressierten alles doppelt zu erzählen, so Nicklas. So hat Fichter vertrauensvoll ihrer Freundin Nicklas die Veranstaltung übergeben. Vielleicht ist gerade die Abwesenheit der Künstlerin förderlich für den offenen Austausch. Damit drängen sich gar philosophische Fragen auf: Kann man das Werk isoliert vom Künstler betrachten? Das Format dieser Veranstaltung machte es jedenfalls möglich, Kunst erlebbar und zugänglich zu präsentieren.

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