Kreis Kusel Erfolg dank Missverständnis mit Opa

Starten am Wochenende beim Bundesnachwuchschampionat in Verden: Justyna Benner und „Rondo’s Medaillon“.
Starten am Wochenende beim Bundesnachwuchschampionat in Verden: Justyna Benner und »Rondo’s Medaillon«.

«REHWEILER.» Justyna Benner aus Rehweiler vertritt am kommenden Wochenende beim Bundesnachwuchschampionat der Pony-Dressurreiter im niedersächsischen Verden die rheinland-pfälzischen Farben. Großes Ziel der Zwölfjährigen ist die Aufnahme in den Bundeskader. Dabei beruht der reiterliche Erfolg eigentlich auf einem Missverständnis.

„Als kleines Kind hatte ich eigentlich gar nicht vor zu reiten“, erzählt Justyna Benner vor der Abreise nach Norden am großen Küchentisch in Rehweiler. Zwar hatte sie sich vom Opa zu Weihnachten ein Pony gewünscht, doch gemeint hatte sie ein plüschiges Schaukelpferdchen. Tatsächlich stand ein leibhaftiges Schimmelchen im Stall – der Opa hatte wohl was missverstanden. So richtig in Fahrt kam Justynas reiterliches Streben aber erst mit einem braunen Welsh B namens „Rondo’s Medaillon“, gerade mal 1,30 Meter groß und zwei Jahre älter als seine Reiterin. Wobei der Start auch mit ihm holprig gewesen sei: „Ich konnte ihn beim Ausprobieren nicht sitzen, nicht angaloppieren und eigentlich nur außenrum reiten“, erzählt die Siebtklässerin lachend. „Damals konnte ich aber auch wirklich noch nicht reiten.“ Das hat sich seit dem ersten Treffen vor vier Jahren gründlich geändert: Unter den Augen von Bundestrainerin Cornelia Endres hat sich das Paar bei einem Auswahllehrgang im Bundesleistungszentrum in Waren für das Bundesnachwuchschampionat der Pony-Dressurreiter qualifiziert, als jüngste im Feld und wahrscheinlich auch mit dem kleinsten Pony, das je an diesem Championat teilgenommen habe, meint Mutter Alexandra lachend. „Dank ihm hab ich alles gelernt, dank ihm bin ich im Kader, mit ihm habe ich mich qualifiziert“, sagt Justyna Benner über Rondo. Ob es am Wochenende klappt mit dem großen Ziel, unter die ersten Zehn zu reiten in den beiden geforderten Dressurreiterprüfungen der Klasse L nach Pony-FEI-Standard, die auch Traversalen beinhalten, sei trotzdem fraglich. Große Hallen mit viel Publikum kennt Rondo nicht – und wenn er sich aufregt, könne er auch schon mal eine ganze Prüfung schmeißen, erzählen die Reiterin und ihre Mutter unisono. „Wir müssen einen richtig guten Tag erwischen, dann könnte es gehen“, findet Justyna Benner. Das Paar startet für das Pferdezentrum Miesau, trainiert aber zuhause in Rehweiler, wo auch Rondo seine Box hat. Landesponytrainer Mario Schreiber und Arjan von Loon aus Kleinblittersdorf geben regelmäßig Unterricht. Nicht jeden Tag sei sie auf dem Pferd, erzählt die Zwölfjährige. „Ich mache auch was mit Freundinnen. Aber ohne Reiten kann ich mir das Leben auch nicht mehr vorstellen.“ Die Eltern unterstützen die Tochter sowieso – wenngleich die Schule, das Ramsteiner Gymnasium, natürlich vorgeht. Mathe und Englisch liegen derzeit in der Gunst der Siebtklässerin vorn, Französisch weit hinten. Für die Reise nach Verden gab es eine Unterrichtsbefreiung , den Stoff holt die Zwölfjährige zu Hause nach. So richtig gern mache sie das nicht, verrät sie grinsend. Nicht so wie beim Reiten. „Wenn ich da weniger Lust habe, quäle ich mich durch und denke mir, dann ist es morgen umso besser.“ Im Bundeskader zu reiten, bei DM und EM starten zu dürfen – die sportlichen Ziele der Rehweilerin sind hochgesteckt. „Das kann sich schnell ändern“, wiegelt Mutter Alexandra Benner ab. „Und es ist kein einfacher Weg.“ Andererseits: „Wenn sich Justyna bisher etwas vorgenommen hat, hat sie es auch geschafft. Ganz aus ihrem Willen heraus.“

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