Kusel Eines der schönsten Gebäude in Waldmohr

Das ehemalige Postgebäude in Waldmohr wurde vom neuen Eigentümer aufwendig saniert.
Das ehemalige Postgebäude in Waldmohr wurde vom neuen Eigentümer aufwendig saniert.

Heinrich Müller hat als Architekt Spuren im Kreis Kusel hinterlassen. Dazu gehören auch die Postämter in Waldmohr und in Lauterecken, die zwischen 1926 und 1928 entstanden sind. Sie unterscheiden sich aber in ihrer Form von Müllers Bauten in Kusel und Altenglan (wir berichteten). Müllers letztes Werk war die Wolfsteiner Post, die völlig aus dem Rahmen fällt.

Beim Postamt in Waldmohr (Bahnhofstraße 45), entstanden in den Jahren 1926/27, musste Müller eine andere Lösung als in Kusel oder Altenglan finden. Denn der ehemalige Bahnhof war vom Ortskern knapp einen Kilometer entfernt, und auf der geraden Bahnhofstraße standen bereits viele kleine und teilweise einstöckige Häuser. Außerdem hatte die Post nur ein relativ schmales Grundstück zur Verfügung. Das Ergebnis gilt als besondere architektonische Leistung Müllers. Er drehte das Gebäude, so dass es mit der Stirnseite zur Straße stand. Es ist zweigeschossig über einem Sandsteinsockel und sein steiles Walmdach überragt die benachbarten Häuser. Die ursprünglichen Gauben mit Schaugiebeln sind verschwunden und wurden durch Flachdachfenster ersetzt. Wie in Kusel ist das Gebäude etwas zurückgesetzt, so dass der gewonnene Platz für eine auffällige doppelläufige Freitreppe genutzt werden konnte. Die Vorderseite ist klar gegliedert, die Fenster sind von profilierten Sandsteingewänden gerahmt. Der breitere Rahmen des rundbogigen Eingangs ist durch mehrere Quader unterbrochen. Der Eisenbeschlag der Tür wurde mit einem Rautenmuster mit Adlern verziert. Die Mauer der Treppe und die Grundstücksmauern, die sich nach beiden Seiten anschließen, bestehen aus großen, grob behauenen Sandsteinquadern, wie sie im Heimatschutzstil gern verwendet wurden. In seiner umfangreichen Dissertation über Müller schreibt Wolfgang Werner, dass das Postamt stilistisch den Übergang vom Spätbarock zum Spätmittelalter bildet. Das wird vor allem deutlich durch den Treppenturm mit seinem geschweiften Zeltdach an der Ostseite, der den Zugang zur Wohnung im Obergeschoss ermöglicht. Deshalb vergleicht Werner das Gebäude mit einem „vornehmen spätgotischen, barock überformten Stadtpalais“ und bewertet es als eines der schönsten Gebäude der Gemeinde Waldmohr. Inzwischen befindet sich die Postfiliale am Marktplatz. Das ursprüngliche Gebäude wurde verkauft, der Eigentümer bewohnt den ersten Stock und hat im Erdgeschoss Büroräume eingerichtet. Ihm ist zu verdanken, dass das Gebäude renoviert wurde und noch immer einen stattlichen Eindruck macht. Zur „spätgotischen Phase“ gehört auch das Postamt in der Bahnhofstraße Nummer 16 in Lauterecken, das wahrscheinlich 1928 fertiggestellt wurde. Ein Teil der Straße war bereits mit Häusern aus der Gründerzeit und dem Jugendstil bebaut. Deshalb wählte Müller eine andere Form, die sich von den älteren Fassaden bewusst unterschied: ein zweistöckiges Postamt mit einem sehr steilen und hohen Dachgeschoss, in dem es drei weitere Stockwerke gibt. Zum Haupteingang auf der Giebelseite, die an der Straße steht, führt eine kurze Treppe. Bei den Fenstern und der Tür wurde bewusst Wert auf Abwechslung gelegt. Im Obergeschoss gibt es schmale glatte Gewände, im Erdgeschoss sind die dreiteiligen Fenster und die Tür durch breitere Gewände mit Quadern eingerahmt. Ein besonderes Attribut befindet sich über dem Eingang an der Südseite: Über dem Keilstein des Rundbogens erhebt sich ein Erker, wie er im späten Mittelalter üblich war. Auf der Nordseite schließt sich ein großer Hof mit zwei eingeschossigen Hallen an. Sie werden, zusammen mit dem Erdgeschoss noch von der Post genutzt, auch wenn sich das Postamt inzwischen in der Hauptstraße befindet. Das Obergeschoss steht leer und soll vermietet werden. Das letzte Postamt, das Müller für den Kreis Kusel entworfen hat, entstand 1935 in Wolfstein, kurz vor dem Ende seiner Tätigkeit bei der Oberpostdirektion Speyer. Auch dieses Postamt steht direkt am Bahnhof, fällt aber gegenüber den früheren Bauten aus dem Rahmen. Es besteht aus zwei getrennten Teilen – einem zweistöckigen Gebäude, das wie ein Wohnhaus aussieht, und einem einstöckigen Anbau. Die unterschiedlichen architektonischen Formen haben zu der Annahme geführt, dass das zweistöckige Gebäude stilistisch eindeutig älter ist. Aber ein Artikel der „Pfälzischen Presse“ vom November 1935 berichtet, dass die Post den Bauplatz nur zehn Jahre zuvor erworben hatte und der Rohbau von beiden Gebäuden bis Ende 1934 fertiggestellt war. Im Oktober 1935 konnten die Beamtenwohnung und im November das Dienstgebäude bezogen werden. Der Zugang zu ihm erfolgt über eine Rampe. Sie ist durch mehrere Stufen zu erreichen und erstreckt sich über die ganze Länge des Gebäudes. Die Schalterhalle ist durch ein vierteiliges Fensterband auch äußerlich erkennbar. Zum ursprünglichen Bestand gehörte eine Mauer aus grob behauenem Sandstein, die sich im Norden an das Dienstgebäude anschließt. Die drei dicken Steinpfeiler mit Ringen dienten zum Anbinden von Reit- oder Zugtieren. Im letzten höheren Feld gibt es ein Sandsteinrelief, das aber inzwischen so verwittert ist, dass es kaum noch Einzelheiten erkennen lässt. Ältere Wolfsteiner erinnern sich an den Mann auf einem Pferd und die Inschrift „Ein (oder Der?) Jäger aus Kurpfalz“, von der nur die Buchstaben „Jä“ erhalten sind. Der Künstler ist nicht bekannt, ein Bezug zur Post lässt sich nicht herstellen. Das Postamt in Wolfstein wurde 1997 geschlossen und das Gebäude an einen Privatmann verkauft. Er vermietete das Dienstgebäude, in dem sich mehrere Gaststätten abwechselten. Aus dieser Zeit stammt der Anbau eines Wintergartens.

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