Rheinpfalz Ein Honigdorn für den Uni-Vater

Vor dem frisch gepflanzten Baum: der 101-jährige Gründungsvater der Universität, Martin Graßnick, eingerahmt von Franz-Josef Zim
Vor dem frisch gepflanzten Baum: der 101-jährige Gründungsvater der Universität, Martin Graßnick, eingerahmt von Franz-Josef Zimmermann (links) und Uni-Präsident Helmut Schmidt (rechts).

Da sitzt er, gelöst, gut gelaunt, abwartend, der Ehrengast. Dunkles Sakko mit Goldknöpfen, weißes Hemd, dunkelblaue Krawatte mit kleinen, hellblauen Elefanten drauf. Der Mann hat Stil. 101 Jahre ist Martin Graßnick im Mai dieses Jahres bereits geworden. Man mag es nicht glauben, so vital wie er sich immer noch präsentiert. Aus Baden-Baden ist der Gründungsvater der seinerzeitigen Doppeluniversität Trier-Kaiserslautern gekommen, um der Baumpflanzung hinter Gebäude 47, dem Verwaltungsturm der Technischen Uni (TU), beizuwohnen. Der Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure (BDB) hatte bei der Geburtsfeier zum 100. Geburtstag im vergangenen Jahr in der Villa Denis in Diemerstein diese Pflanzung eines Baums zu Graßnicks Ehren auf dem Campus angekündigt. Die Baumpflanzung auf der von Kirschbäumen gesäumten Wiese bei strahlendem Sonnenschein hat den Charakter eines Klassentreffens. Frühere Weggefährten, wie etwa die Professoren Hans Kistenmacher (Regionalentwicklung und Raumordnung), Hans Dennhardt (Ländliche Ortsentwicklungs- und Ortserneuerungsplanung) und Hans Rudolf Güttinger (Zoologie), suchen das Gespräch mit Graßnick, dem Architekten und Bauhistoriker, der 1982 als Lehrstuhlinhaber für Baugeschichte an der Universität emeritiert wurde. Der Präsident der TU Kaiserslautern, Professor Helmut Schmidt, würdigt den Ehrengast als Mann der ersten Stunde, der ab dem Jahr 1969 die Weichen gestellt hat für die Gründung der Universität in Kaiserslautern. Schmidt fasst zusammen: „Wir verneigen uns vor Ihrer Arbeit für uns.“ Franz-Josef Zimmermann, der Landesvorsitzende des Bundes Deutscher Baumeister, beschreibt den Baum, den die berufsständische Organisation für Graßnick ausgesucht hat. Es ist eine schon hoch gewachsene Gold Gleditschie (Gleditsia triacanthos), die auch als Honigdorn oder Falscher Christusdorn bekannt ist. Die Früchte des Baums, so erzählt Zimmermann, könne man essen. Heute noch würden diese zu Johannisbrotkernmehl und Carob-Pulver (Ersatz-Kakao) verarbeitet. Die Kerne seien früher sogar mit Diamanten aufgewogen worden. Die Essenz vermittele Stabilität, Festigkeit, Sicherheit, Zufriedenheit, Freude und Gelassenheit. Der Baum habe eine heitere Ausstrahlung und bringe Sonne in die Herzen. Passend zum Anlass trägt Zimmermann einen flotten hellen Sommerhut mit dunklem Band. Mit ihm sind weitere Vertreter des Bundes Deutscher Baumeister auf dem Gelände erschienen, darunter auch Horst Gabelmann, der die Bezirksgruppe des Bundes in Kaiserslautern 40 Jahre lang als Vorsitzender geführt und zum 80. Geburtstag Graßnicks eine Laudatio auf ihn gehalten hat. Stolz steht Graßnick zusammen mit den Festgästen vor dem Baum, der nun auf seinen Namen hört. Gerührt zeigt er sich davon, dass in seinem Alter noch an ihn gedacht wird. Er erzählt, dass er lange dem Bund Deutscher Baumeister verbunden ist. Ohne den BDB wäre aus der alten, von ihm besuchten Bauschule nicht die heutige Hochschule (die lange Jahre Fachhochschule hieß) geworden. Zufrieden zeigt er sich mit seinen 101 Jahren mit der Gesundheit. „Ich fühle mich wohl, nehme Anteil am Leben.“ Beim Gehen gibt ihm ein Rollator Stütze. Auch die junge Generation schenkt dem Gründungsvater der Universität Aufmerksamkeit. Unter die Gäste hat sich der Vorsitzende des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA), Mathis Petri, gemischt. Kanzler Stefan Lorenz hatte ihn auf das Ereignis aufmerksam gemacht. Graßnick ist der zweite Professor, der auf dem Campus der Universität einen Ehrenbaum erhalten hat. Vor ihm wurde dem Zoologe n Hans Rudolf Güttinger von Studierenden ein Baum gespendet. Dieser fand seinen Platz zwischen der Kita Spielwerk und dem Campus.

Weggefährten im Ruhestand: Martin Graßnick im Gespräch mit Hans Kistenmacher, Professor für Regionalentwicklung und Raumplanung.
Weggefährten im Ruhestand: Martin Graßnick im Gespräch mit Hans Kistenmacher, Professor für Regionalentwicklung und Raumplanung.
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