Rheinpfalz Dunzweiler: Jagdhunde im Blutrausch

Jäger bei einer Treibjagd. An der ersten revierübergreifenden Drückjagd am 1. Dezember waren über 300 Personen beteiligt.
Jäger bei einer Treibjagd. An der ersten revierübergreifenden Drückjagd am 1. Dezember waren über 300 Personen beteiligt.

Bei einer Drückjagd Anfang Dezember ist eine Hundemeute in eine Glanrindherde eingefallen. Die Jäger konnten die Tiere nicht bändigen. Die Folgen sind ein schwer verletztes Kalb, das eingeschläfert werden musste und eine trächtige Kuh, die verletzt wurde. Doch auch eine Anwohnerin, der Landwirt und die Jäger selbst werden den Vorfall so schnell nicht vergessen.

Wie ist es zu dem Unfall gekommen?

Es sei eine professionelle Hundemeute angeheuert worden, erklärt der Jagdleiter der Drückjagd und gleichzeitig für die Jagdgenossenschaft Dunzweiler zuständige Peter Halberstadt. Der Jagdleiter sei etwa 20 Minuten vor dem offiziellen Jagdbeginn mit einer „wegen der Unzugänglichkeit des Geländes“ am Dilmesgraben/Römerbach angeheuerten Meute von 28 Hunden etwa 200 Meter von der Rinderherde entfernt gestartet. Die Hunde seien frisch und heiß gewesen, beschreibt Halberstadt weiter, und als zwei Rehe aus einem Dickicht gebrochen seien, der Leithund die Verfolgung aufgenommen habe, sei für die ganze Meute kein Halten mehr gewesen – ab ging es genau in die Rinderherde hinein. Hundegebell und „kreischende“ Kühe machten Anwohnerin Sandra Defland aufmerksam – und die Szene, die sie dann beobachtete, verstört sie immer noch, wie sie im Gespräch mit der RHEINPFALZ berichtet: „Zehn bis 15 Hunde haben sich an der Kuh festgebissen, am Maul, den Hinterbeinen, dem Schwanz.“ Jäger und der Treiber hätten minutenlang auf die Hunde eingebrüllt, doch die hätten nicht abgelassen. „Die haben wie Bestien an der Kuh gehangen“, sagt Defland. Es hat sie erschreckt, dass dies sich so nahe an den Häusern abgespielt hat, ausgebrochene Kühe auch in den Gärten und Einfahrten standen. „Was wäre gewesen, wenn ein Kind hinter den Häusern gewesen wäre?“, fragt sie. Und dann war da noch das stark verletzte Kälbchen. „Es war ganz schön heftig, ich hatte Angst und habe gezittert.“

Schock beim Jagdleiter

Auch Peter Halberstadt zeigt sich erschrocken über den Vorfall, der ihm „persönlich sehr leid tut“. „Es war für mich auch ein leichter Schock. Und die Jagd hat gelitten, weil ich nicht weiter mit konnte.“ Er habe dem Landwirt versichert, sich um die Begleichung des Schadens zu kümmern, betont Halberstadt. Außerdem werde er in Zukunft den Bereich Dilmesgraben/Römerbach – obwohl dies ungünstig sei – nur noch von der anderen Seite her bejagen. Allerdings meint der Jäger auch, der Landwirt sei schon im Vorfeld unkooperativ gewesen, habe nicht im Sinne des Tierschutzes und zumindest fahrlässig gehandelt.

Herber Verlust für Glanrind-Züchter

Der Glanrind-Züchter und Bio-Landwirt Eric Ruffing aus Frohnhofen hingegen ist „massiv sauer“ und ärgert sich, dass der Jagdleiter sich nicht entschuldigt habe, nicht mal von sich aus angerufen habe und den Tod des Kälbchens sowie die Verletzungen der Mutterkuh als Versicherungsfall abtue. Das Kalb sei „züchterisch ein herber Verlust“, sei die Mutter doch in der Glanvieh-Blutlinie, und diese Tiere hätten mehr als nur einen finanziellen Wert. Er habe seine 17-köpfige Muttertierherde mit Kälbern extra auf eine Weide direkt hinter den Gärten der Häuser Am Südhang gebracht, den Jäger informiert, der zugesagt habe „es würde nichts passieren, maximal ein Wildschwein durchlaufen“. Halberstadt verweist darauf, dass sowohl im Amtsblatt als auch in der RHEINPFALZ darauf hingewiesen worden sei, Menschen sollten das bejagte Gebiet am 1. Dezember von 10 bis 13 Uhr meiden, Tiere in Stallungen gebracht werden. Der Jäger sagt, man habe sich „mit Herrn Ruffing nicht einigen können“, die Tiere doch in einen „lediglich 300 Meter entfernten Stall“ zu bringen. Der Landwirt habe sich nur einen Tag vor der Jagd gemeldet, und es versäumt mitzuteilen, dass junge Kälber in der Viehherde seien. Auch bei einer Schafherde im Süden Dunzweilers sei die Verabredung mit Ruffing, dass während der Jagd die Besitzerin anwesend sein werde, nicht eingehalten worden.

Unterschiedliche Aussagen

Sichtbare Verletzungen des Kalbes seien lediglich eine blutende Nase gewesen, die Kuh habe eine kleine Wunde an der Ferse gehabt, sagt Halberstadt. Er habe den Tierarzt informiert, mit Gehilfen die Kühe zusammengetrieben, den Weidezaun repariert. Dann sei Ruffing gekommen, den er über die Lage informiert habe; dann sei er der Meute hinterhergegangen. Den Landwirt habe er nicht angerufen, da dieser ihm vorher mitgeteilt habe, an diesem Tag nicht erreichbar zu sein, erklärt der Jäger. Der Glanrind-Züchter sagt, die verletzte Kuh habe er 300 Meter weiter gefunden und auf eine andere Koppel gebracht. Sie sei an allen vier Beinen und am Hals verletzt gewesen. Das deute bei der relativ dicken Haut der Tiere auf große Gewalt hin. Er hoffe, dass die tragende Kuh ihr Kalb nicht verliere. Eingeschläfert werden musste hingegen ein Kalb, das von den Hunden „halb tot gebissen“ worden sei.

Keine Lappalie

„Das war keine Lappalie“, sagt auch Gunther Kopp. Der Naturfotograf und Naturschutzbeauftragte der ehemaligen Verbandsgemeinde Waldmohr meint, eine Strecke von 200 oder 300 Metern, auch von einem Kilometer, sei für eine solche Hundemeute „ein Klacks“. Deswegen fordert er: „Es muss einfach untersagt werden, dass solche Meuten bei uns, im dicht besiedelten Gebiet, laufen gelassen werden. Sie sind nicht kontrollierbar.“

x