Rheinpfalz „Die deutsch-französische Freundschaft wird immer wichtiger“

Vorsitzender Klaus Jung mit Bürgermeister Jean-Roger Davin (Bildmitte) in Croissy-sur-Seine bei den Gedenkfeiern zum 100. Jahres
Vorsitzender Klaus Jung mit Bürgermeister Jean-Roger Davin (Bildmitte) in Croissy-sur-Seine bei den Gedenkfeiern zum 100. Jahrestag des Waffenstillstandes 1918.

Eine Delegation des Partnerschaftsvereins „Remigiusland“ der Verbandsgemeinde Kusel-Altenglan hat an den Gedenkfeiern zum Ende des Ersten Weltkriegs in Croissy-sur-Seine teilgenommen. 100 Jahre nach dem Waffenstillstand von 1918 hoben Vereinsvorsitzender Klaus Jung sowie der Altenglaner Pfarrer Armand Großmann in ihren Reden die Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft hervor.

Der Einladung der Franzosen – die hierzulande als deutliches Zeichen der Völkerversöhnung angesehen wird – war auch der Künstler Walter Graser gefolgt, ein Frankreichfreund, der schon einige Kunstwerke schuf, die ins Partnerland gegangen sind. Unter anderem ziert ein gallischer Hahn aus seiner Werkstatt das Rathaus in der Partnerstadt Croissy. Am Morgen gedachten die Besucher am Kriegerdenkmal der gefallenen Soldaten aller Länder und legten ein Blumengesteck mit der Aufschrift „Gemeinsam für Frieden“ nieder. Die Feiern zum Waffenstillstand wurden am Gemeindehaus fortgesetzt, wo laut Jung rund 300 Menschen versammelt waren. Bei einem Empfang von Bürgermeister Jean-Roger Davin im Rathaus, wo sich die Deutschen an einer Ausstellung zum Ersten Weltkrieg beteiligten, wurden Jung, Graser, Großmann und – in Abwesenheit – Altenglans Ortsbürgermeister Frieder Haag für ihr Engagement in der Partnerschaft mit der Medaille der Stadt Croissy-sur-Seine geehrt. Diese Ehrung sei für französische Verhältnisse recht hoch anzusetzen, weiß Großmann. Er kündigte an, im Verein unabhängig von dieser Auszeichnung weiter an der deutsch-französischen Freundschaft zu arbeiten, „die in Zeiten aufstrebender Populisten und Anti-Europäer immer wichtiger wird“. „Durch die Partnerschaft setzen wir ein Zeichen des Friedens“, betonte Jung in seinem Grußwort. Als Kind habe ihm sein Großvater von den schrecklichen Ereignissen bei Verdun berichtet, die viele tausend Menschen nicht überlebten oder nur schwer verwundet überstanden, sagte der Vorsitzende und fügte hinzu: „Ich kann jetzt meinen Enkelkindern erzählen, dass wir in Frankreich herzlich von Freunden empfangen wurden.“ Der Verein bemühe sich aktuell, vor allem den Jugendaustausch voranzubringen, berichtet Jung. Kontakte würden auch mit der Musikschule Kuseler Musikantenland gepflegt. Am Vormittag war in der voll besetzten Kirche eine Messe gefeiert worden, in deren Verlauf sich Großmann mit eindringlichen Worten an die Besucher wandte: „1918 hätte niemand daran gedacht, dass eines Tages ein Deutscher an einer Messe zum Waffenstillstand teilnehmen könnte“, beschrieb er die tiefen Gräben, die die Kriegsschlachten und ihre Millionen Toten auf beiden Seiten hinterlassen hätten. Heute nehme die Delegation voller Emotionen an den Feierlichkeiten teil; in der Überzeugung, dass die deutsch-französische Freundschaft das einzige Mittel sei, das eine Konfrontation zwischen den beiden Nachbarländern verbietet. Für seine passenden Worte an diesem in Frankreich hochsensiblen Feiertag erhielt Großmann lang anhaltenden Beifall. Die 1990 geschlossene und nach einigen Jahren fast zum Erliegen gekommene Partnerschaft zu der rund 10.000 Einwohner zählenden Kommune im Großraum Paris war von Klaus Jung 2008 zusammen mit seiner französischen Mitstreiterin Karin de Marco wiederbelebt worden. Im kommenden Jahr wird eine Gruppe aus Frankreich im September oder Oktober im Remigiusland erwartet. Info Bei Volkstrauertagsreden am Sonntag in Patersbach (9 Uhr), Altenglan (9.45 Uhr) und Bedesbach (11 Uhr) wird Armand Großmann die Rede, die er in Frankreich hielt, einfließen lassen. In Altenglan schließt sich an die Gedenkfeier am Mahnmal vor der Kirche ein von Konfirmanden gestalteter Friedensgottesdienst an.

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