Kusel Chalou in Herschweiler-Pettersheim: Nur der Name ist verkauft

Proppenvoll war der Parkplatz von Chalou in Herschweiler-Pettersheim: Der Ausverkauf des Warenbestandes zog viele Kundinnen aus
Proppenvoll war der Parkplatz von Chalou in Herschweiler-Pettersheim: Der Ausverkauf des Warenbestandes zog viele Kundinnen aus weitem Umkreis an.

Dänisches Unternehmen erwirbt Markenrechte - Kein Werk mehr in der Pfalz

Die Bockhofstraße ist zugeparkt, der Parkplatz von Chalou proppenvoll: Im Stammwerk des Unternehmens, das Mode in großen Größen produziert hatte, läuft der Räumungsverkauf. Ende Oktober hatte die Firma die Geschäftstätigkeit eingestellt (wir berichteten). Eine dänische Firma hat die Markenrechte und den Kundenbestand übernommen – in Herschweiler-Pettersheim wird sich aber nichts mehr abspielen.

Nachfrage ist groß

In den großen Hallen hängen Kleidungsstücke dicht an dicht. Und die Nachfrage ist groß: Viele Kundinnen sind an diesem Morgen da, Männer warten mehr oder weniger geduldig. Etliche Autokennzeichen aus dem Saarland sind zu sehen, aber auch aus Bad Kreuznach, Kaiserslautern, sogar Rüdesheim. Dumpingpreise locken die Stammkundinnen an. Je mehr Teile sie kaufen, desto billiger wird es: Blusen und Shirts für zwölf, Hosen für zehn Euro, bei Abnahme von fünf Stück 50 oder 40 Euro. Geschäftsführerin Dagmar Barth ist damit beschäftigt, das Gekaufte zu großen Bündeln zusammenzupacken. Am Büroeingang ist ein Papier in einer Plastikhülle angepinnt: Pardon Clothing A/S, darunter die Namen Chalou, Sempre piu und Aprico. Pardon Clothing, das ist ein dänisches Unternehmen mit Hauptsitz in Ikast, das Damenmode in den Größen 36 bis 52 anbietet. Auf seiner Homepage sind auch die Namen Aprico, Chalou und Sempre piu zu finden.

"Seit zehn Jahren gute Zusammenarbeit"

Pardon-Clothing-Inhaber Claus Bentzen bestätigte im Gespräch mit der RHEINPFALZ: „Ja, wir haben die Markenrechte übernommen für die drei Linien. Und den Kundenbestand.“ In Zukunft werde Kleidung unter diesen Namen in Polen und Bulgarien produziert. Es bestehe schon seit zehn Jahren eine gute Zusammenarbeit. In Dänemark ist das Lager der Firma. In der Zentrale sind 13 Angestellte beschäftigt mit Administration und Lagerdienst, wie Bentzen Auskunft gab. Die Firma wurde nach seinen Angaben 2000 gegründet. Man habe bereits Erfolg mit Mode in großen Größen – meist in skandinavischen Ländern, aber auch in Deutschland. In Herschweiler-Pettersheim wird Pardon Clothing künftig nicht mehr präsent sein. Laut Bentzen plant man ein kleines Designcenter plus Innendienst und Showroom in Neunkirchen/Saar. Man werde auch Designerinnen von Chalou dorthin mitnehmen. Dass der Name seiner Firma im Stammwerk in Herschweiler-Pettersheim an der Tür steht, sei „nur für die Post“, erläuterte Bentzen. Man gehe im März nach Neunkirchen/Saar.

Keine Insolvenz

Wie berichtet, hatte Chalou Ende Oktober vergangenen Jahres die Geschäftstätigkeit eingestellt. Damit war die Ära des renommierten Herstellers von Mode in großen Größen zu Ende gegangen. Ende März 2017 hatte die Firma 53 der 79 Beschäftigten gekündigt – „auf brutalste Weise“, wie ein Insider berichtete. Zuletzt hatten dort nur zehn bis 15 Leute gearbeitet. Da zum Schluss auch der Versand nicht mehr geklappt habe, Ware außerdem wegen schlechterer Qualität als zuvor zurückgesandt worden sei, gebe es „einen riesigen Warenbestand“. Nach RHEINPFALZ-Informationen wird es nicht zur Insolvenz von Chalou kommen, es laufe die normale Liquidation. Die Immobilie in Herschweiler-Pettersheim stehe zum Verkauf, die in Konken, wo der Werksverkauf eine Weile stattfand, sei bereits veräußert. Die Firma Chalou hatte Manfred Barth 1973 gegründet, 1991 die Produktion auf Damenmode in großen Größen umgestellt. Das Geschäft florierte, beliefert wurden Fachgeschäfte nicht nur in Deutschland, Qualität und Design der Mode waren hoch angesehen. In Hoch-Zeiten arbeiteten 100 Leute im Stammwerk in Herschweiler-Pettersheim, wo sich die Designabteilung, eine Musternäherei und die Endabnahme befanden. Produziert wurden die Kleidungsstücke in Mazedonien.

Jahr für Jahr rote Zahlen

Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes, des Firmengründers Manfred Barth , hatte Dagmar Barth 2010 die Geschäfte übernommen. Die Designerin war alleinige Geschäftsführerin. 2014 holte sie sich einen externen Unternehmensberater aus Luxemburg zur Unterstützung. Doch mit den Geschäften ging es bergab: Jahr für Jahr wurden rote Zahlen geschrieben. Der letzte veröffentlichte Jahresabschluss zum 31. Oktober 2015 weist einen Fehlbetrag von 1,109 Millionen Euro aus, im Jahr zuvor waren es 1,170 Millionen gewesen. Zwischendurch hatte es geheißen, das Stammwerk werde komplett nach Mazedonien übersiedeln. Ende Oktober wurde dann die Geschäftstätigkeit von Chalou beendet. Von der Firmenleitung war – wie in der Vergangenheit auch – erneut keine Stellungnahme zum aktuellen Stand zu erhalten.

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