Rheinpfalz Butterweiche Landungen

Wieder einer sicher auf dem Ohmbachsee gelandet.
Wieder einer sicher auf dem Ohmbachsee gelandet.

Unbekannte Flugobjekte surren fast lautlos am Samstagvormittag über den idyllischen Ohmbachsee. Bei näherem Betrachten kommt einem das eine oder andere Objekt dann doch bekannt vor. Nur – warum sind die denn alle so klein? Erklärung: Es war Modellflugtag.

Am Samstag brummen in angenehmer Lautstärke elektrobetriebene Modellflugzeuge über den See. Sie sind speziell für das Starten und Landen auf Wasser konstruiert. Der Verein FMG Waldalgesheim kommt extra für die Fliegerei in die Pfalz. Er zählt 65 Mitglieder, wobei 25 sind. Der Vorsitzende, Gerd Rudolph, lobt die Kooperationsbereitschaft der Verbandsgemeinde; besonders die Bürgermeister seien von der Veranstaltung angetan, so Rudolph. Diese Offenheit sei mit ein Grund dafür, weshalb die Wahl auf den Ohmbachsee fiel. Die engagierte Gruppe, mehrheitlich Männer, kombiniert den Spaß mit dem Vergnügen und kommt gleich übers Wochenende her. Der Zusammenhalt im Verein sei sehr stark, und alle seien „schon ein bisschen verrückt“ (Geschäftsführer Burkhard Müller), weil sie viel Zeit in das Hobby steckten. Die Atmosphäre mache auch einen großen Teil des Reizes aus, sagt Müller. Für die Partnerinnen sei dies allerdings meistens nicht so toll, da man beim Fliegen ganz gut die Zeit vergessen könne. Frauen sind in der Modellfliegerei als Akteurinnen noch immer stark unterrepräsentiert: Von den 90.000 Modellflug-Mitglieder deutschlandweit sind gerade einmal 1000 Frauen. Die Frauen der Modellpiloten kamen trotzdem gerne mit und nutzten das schöne Wetter für einen ausgiebigen Spaziergang um den See. Die Stimmung an der „Start- und Landebahn“ ist freundschaftlich, und alle fiebern mit, wenn ein Flugzeug vorsichtig ins Wasser gelassen wird. Start und Landung seien nämlich der schwierigste Teil. „Das ist gerade auf dem Wasser der besondere Kick“, sagt Müller. Dass Wasser nicht unbedingt ein Garant für sanftes Landen ist, hat schon jeder bemerkt, dessen Salto vom Dreier als ungeplanter Bauchplatscher endete. Spontaner Applaus setzt deshalb ein, als die größte Maschine ganz sanft wieder auf dem Wasser aufsetzt. Leider kommt es sehr oft vor, dass Teile der teils filigranen Modelle abbrechen, wenn die Landung etwas ruppiger ausfällt. Zu diesem Zweck hat der Verein ein Kanu dabei, so dass die verunglückten Flugmaschinen aus dem Wasser geborgen werden können. Sowieso ist Vorsicht unbedingt angebracht, um sich nicht gegenseitig in die Flugbahn zu geraten. Geordnet geht es daher immer zu. Sind mehrere Flieger in der Luft, müssen sich alle an die Ansage der Fluglehrer halten. „Wer sich widersetzt, kann einpacken“, erläutert Müller. Diese Sicherheitsvorschriften dienen nicht nur dem Schutz der oft selbstgebauten Modelle, die immerhin stolze 150 Stundenkilometer erreichen können, sondern auch der Unfallverhütung. Personen kommen laut Müller zum Glück nur sehr selten zu Schaden, „aber in so einen neuen SUV können die Modelle schon mal krachen“. Das ist dann ärgerlich, aber immerhin versichert. So müssen neben der Gemeinde, deren Zustimmung es bedarf, auch – meistens – die Flugsicherung sowie immer die Versicherung informiert werden, wenn ein solcher Flugtag geplant wird. Der Verband Deutscher Aero Club und der „Deutsche Modellflieger Verein“ sind die Dachverbände in Bezug aufs Fliegen. Ohne Dachverband sei es nicht möglich, so Rudolph: „über sie läuft auch die Versicherung“. Diese Vereine sind aber nicht nur für wenige Liebhaber des Modellflugs zuständig, sie bilden auch Reporter vom Fernsehen aus. Müller selbst hat schon Journalisten das Drohnenfliegen beigebracht. Veranstaltungen dieser Art finden europaweit statt. Die Schweizer seien besonders aktiv. Da werde der Nachwuchs ganz anders gefördert als bei uns, sagt Müller. Die Veranstaltungen, an denen der Verein teilnimmt, dienen natürlich auch der Werbung von neuen Mitgliedern. Das sei schon nicht so einfach. Aus diesem Grund präsentieren sie sich auf Jugendmessen wie der „Easy Tage“, bei der sich sämtliche Vereine jungen Menschen vorstellen können. Nach den jüngsten „Easy Tagen“ blieb immerhin ein Junge dabei, der nun bei den Fluglehrern in der Ausbildung ist. Mitmachen können Kinder ab dem späten Grundschulalter. Vorher sei die Koordination, die man für den Flug braucht, noch nicht ausgereift genug. Modellflug sei an sich kein besonders teures Hobby. Die Flugzeuge kann man komplett fertig oder teils vorgefertigt kaufen. Sie sind schon ab 120 Euro zu haben. Dann braucht es einen Sender mit Empfänger und einen Lithiumpolymerakku. Mit insgesamt 300 Euro kann man dabei sein. Wer sich jetzt noch fragt, warum es Modellsport heißt, den klärt Müller lachend auf: „Sportlich geht es zu, wenn eins auf den Baum fällt!“.

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