Kusel Brücken schlagen zwischen Forschung und Gesellschaft

Freut sich, dass ihr Forschungsprojekt ausgezeichnet wurde: Tina Jung aus Haschbach.
Freut sich, dass ihr Forschungsprojekt ausgezeichnet wurde: Tina Jung aus Haschbach.

Porträt: Politikwissenschaftlerin Tina Jung nimmt erfolgreich am Hochschulwettbewerb teil – Arbeitswelt rund um Geburt untersucht

Ganz alleine hat sie es nicht geschafft. Doch sie ist die stolze Leiterin des siebenköpfigen Projektteams, das beim bundesweiten Hochschulwettbewerb ausgezeichnet wurde: Tina Jung, geboren 1979, aufgewachsen in Haschbach. Sie lehrt und forscht an der Justus-Liebig-Universität in Gießen.

In Forschung und Lehre

Nach ihrem Abitur, das sie 1999 in Kusel abgelegt hat, ist Tina Jung sofort in die große weite Welt aufgebrochen – genauer gesagt nach Marburg, wo sie sich für Politikwissenschaft, Neuere deutsche Literatur und Medienwissenschaft einschrieb. Marburg verließ sie vor wenigen Jahren, blieb aber in Hessen: Momentan ist sie am Institut für Politikwissenschaft an der Gießener Uni beschäftigt. Neben der Forschung lehrt sie dort auch noch, bietet also Seminare für Studenten an und hält Vorlesungen.

Arbeitswelten der Zukunft

Gießen ist auch Geburtsort des Projekts „The Future of Labour“, das Tina Jung zusammen mit sechs anderen Leuten entwickelt hat. Es wurde zu einem der Gewinnerprojekte im Rahmen des nationalen Hochschulwettbewerbs gekürt. Der Hochschulwettbewerb ruft regelmäßig Wissenschaftler zur Präsentation von Forschungsprojekten auf. In diesem Jahr lautete das vorgegebene Thema: Arbeitswelten der Zukunft. Das englische Wort „labour“ erscheint in diesem Kontext doppeldeutig, da „to be in labour“ übersetzt auch heißt: in den Wehen liegen. „Und genau das ist Inhalt unseres Projekts“, sagt Tina Jung im Gespräch mit der RHEINPFALZ, „die Arbeitswelt rund um die Geburt.“ Neben „The Future of Labour“ wurden noch 14 andere Projekte ausgezeichnet: Alle Gewinnergruppen erhielten 10.000 Euro Preisgeld, die sie in die Umsetzung fließen lassen.

Interdisziplinäres Team

Tina Jung weiß, dass sich die Arbeitswelt rund um die Geburt weiter verändern wird, dass sie außerdem aus vielen unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden kann. Und sollte. „Das spiegelt sich auch in der spannenden Zusammensetzung unseres Projektteams wieder“, betont sie. „Da gibt es neben mir als Politikwissenschaftlerin noch Erziehungs- und Kulturwissenschaftlerinnen; auch Hebammen, eine Ärztin und eine Hebammenprofessorin.“ Jung ist es ein Anliegen, dass zwei besondere Brücken geschlagen werden: „einmal die Brücke zwischen den unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen – und einmal die Brücke zwischen Forschung und breiter Gesellschaft.“

Wissenschaft transparent machen

Und ein Mittel zum Schlagen dieser Brücken kann auch „The Future of Labour sein“, das mitunter zum Ziel hat, wissenschaftliche Arbeit transparent zu machen – eben zu zeigen, was Forschung eigentlich leistet. Denn gerade auch die Meinung der Bevölkerung ist gefragt: „Das Projekt lebt absolut vom Mitmachen“, verdeutlicht die Politikwissenschaftlerin. Konkret sieht das so aus: Es werden beispielsweise Erzählcafés in ganz Deutschland veranstaltet – mit allen Menschen, die die Geburten-Arbeitswelt in irgendeiner Form tangiert, also Hebammen, Ärzte, Mütter und andere.

Welche Rolle spielt Geld bei der Geburt?

Das erste dieser Cafés fand im Juni in Frankfurt am Main statt. „Und es war sehr produktiv“, freut sich Tina Jung rückblickend. Zum Beispiel sei auf die Themenfelder Geld und Zeit eingegangen worden: „Darum, dass auch im Kontext der Geburt nur allzu oft der wirtschaftliche Profit die größte Rolle spielt und dass nicht mehr genug Zeit aufgebracht wird, um eine angemessene und menschliche Betreuung zu gewährleisten.“ Weitere dieser Erzählcafés sind bereits geplant: am 15. August in Freiburg im Breisgau, fünf Tage später in Marburg. Nach Hamburg, Gießen und Fulda wird es auch noch gehen. „Es wäre natürlich toll, wenn wir es irgendwann auch noch schaffen, in der Pfalz Station zu machen“, so die Projektleiterin.

Auch im Netz und auf Postkarte

Doch die Pfälzer und alle anderen können sich jetzt schon einbringen: „The Future of Labour“ ist nämlich bei Facebook, Twitter und Instagram vertreten. Außerdem wurde eine Postkarten-Aktion ins Leben gerufen: „Diese Postkarten tragen Leitfragen und können auch nach Hause bestellt werden“, erklärt Tina Jung. „Auf der Rückseite ist genug Platz für persönliche Statements zu dem Thema beziehungsweise für Antworten auf die jeweilige Leitfrage. Je nach Wunsch können die Aussagen der Leute dann auch in den sozialen Netzwerken veröffentlicht werden. Das geht auch anonym.“ Das Projektteam blickt schon jetzt über das Wissenschaftsjahr 2018 hinaus – will sehen, wie es dann weitergeht. Denn parallel zu all diesen Mitmachformaten wächst natürlich auch die Forschung.

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