Kusel Aus Glan-Münchweiler in die Antarktis: Michael Weber ist Leiter einer bedeutenden Expedition

Michael Weber im Kernlabor der Joides Resolution.  Foto: Marlo Garnsworthy
Michael Weber im Kernlabor der Joides Resolution.

Wettertechnisch befinde er sich am „so ziemlich schlimmsten Ort der Erde“, sagt Michael Weber. Macht aber nichts, denn die Antarktis-Expedition des Geowissenschaftlers aus Glan-Münchweiler läuft so gut, dass „wir Fragen beantworten können, die noch nie jemand beantworten konnte“. Am Montag begeisterte Weber per Liveschalte die Schüler am Kuseler Siebenpfeiffer-Gymnasium, das er einst selbst besucht hatte.

Auf dem Forschungsschiff Joides Resolution sieht sich Michael Weber hohem Wellengang, den großen technischen Herausforderungen einer Forschungsexpedition und der Gefahr, mit einem Eisberg zusammenstoßen, ausgesetzt. Aber das ist durchaus gewollt: Als Expeditionsleiter des 25 Millionen US-Dollar teuren Projekts erforscht Weber mit seinem Team das Abschmelzverhalten des antarktischen Eises – um daraus Prognosen für die Zukunft zu erstellen.

Zweifellos sei die Expedition einer der Höhepunkte seiner Karriere, sagt der 57-Jährige. Die Ergebnisse, die er und seine Mitstreiter an Bord des mehr als 140 Meter langen Forschungsschiffes bereits jetzt, nach knapp der Hälfte der zweimonatigen Expedition, vorweisen können, „gehen schon weit über unsere Erwartungen hinaus“.

Wissenschaft den Vorzug gegeben

Und dabei war die Entscheidung für die Wissenschaft – und gegen einen Job in der Industrie – vor Jahrzehnten eher eine kurzfristige Bauchentscheidung gewesen, wie der Privatdozent an der Universität Bonn berichtet. Nach seinem Abitur am Kuseler Gymnasium sei er noch nicht einmal „auf ein geowissenschaftliches Studium fixiert“ gewesen. Entschieden hat er sich dennoch dafür. Gegen Ende des Studiums hatte Michael Weber für sein Pflichtpraktikum zwei Angebote: In letzter Sekunde entschied er sich gegen die Offerte aus der Industrie, „mit richtigem Gehalt“, und für die Forschung. Wenngleich es beim Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung eher eine überschaubare Aufwandsentschädigung gab.

Bereut hat der Polarforscher diese Entscheidung freilich nicht. Nach seiner Doktorarbeit arbeitete Weber bis Anfang der 1990er Jahre schon an antarktischen Themen, war dann für die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover tätig. Seine Projekte führten ihn für fünf Jahre in die Regionen südlich der Galapagosinseln oder in den Golf von Bengalen im Indischen Ozean.

2007 kam der Glan-Münchweilerer – „über Umwege“, wie er sagt – wieder zur Polarforschung. Er stellte fest, dass seine mehr als 15 Jahre alten Arbeiten noch immer als Grundlage internationaler Forschung genutzt wurden. „Meine Arbeit wurde geschätzt, obwohl ich so lange gar nichts in diesem Bereich gemacht hatte.“

Auch schon in Cambridge gelehrt

Es folgten weitere Veröffentlichungen in den großen Wissenschafts-Journalen – und der Entschluss, gemeinsam mit 20 anderen Forschern den Antrag für die Expedition „Iceberg Alley“ (Eisberg-Gasse), die Expedition Nummer 382 der Meeresforschungs-Kooperation IODP (International Ocean Discovery Program), zu stellen. Nach etwa sechs Jahren Vorlauf war es am 20. März so weit, stach Weber als Expeditionsleiter mit der Joides Resolution und 120 Crew-Mitgliedern in See.

Für die Lehre hat der 57-Jährige selbstredend nicht mehr all zu viel Zeit. An der Uni Bonn hält er derzeit zumeist Blockveranstaltungen, die Forschung steht im Vordergrund. An seinen vorherigen Stationen hatte für Weber die Wissensvermittlung an Nachwuchsgeowissenschaftler eher im Fokus gestanden: Nach Stationen in den USA und Kanada forschte und unterrichtete er zunächst in Köln und dann an der renommierten Universität im englischen Cambridge.

Bruder des ehemaligen Bundesbank-Chefs

Seine achte Mission, die erste als „Co-Chief“, soll aber nicht die letzte sein für Weber. Planungen für eine zweite eigene Expedition liefen bereits parallel. Wenn alles glatt läuft, will Weber in fünf bis acht Jahren zur deutschen Neumayer-Station in der Antarktis aufbrechen – benannt nach dem Geophysiker Georg von Neumayer, ebenfalls ein Pfälzer. Apropos bedeutende Pfälzer, auch Michael Webers Bruder ist einer, wenn auch in einer gänzlich anderen Sparte aktiv als der fünf Jahre jüngere Michael: Axel Weber war von 2004 bis 2011 Präsident der Deutschen Bundesbank.

Auf der Leinwand im Kuseler Gymnasium: Michael Weber mit Bohrproben. Foto: Sayer
Auf der Leinwand im Kuseler Gymnasium: Michael Weber mit Bohrproben.
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