Kreis Kusel Aus ganzem Herzen

Tenor Thomas Heyer verlangte sich in Schumanns „Dicherliebe“ emotional viel ab. Am Klavier begleitete Klaus Bernhard Roth, der a
Tenor Thomas Heyer verlangte sich in Schumanns »Dicherliebe« emotional viel ab. Am Klavier begleitete Klaus Bernhard Roth, der auch bei einem solistischen Vortrag mit feinfühligem Anschlag glänzte.

Mit einem romantischen Liedprogramm rund um die Liebe eröffnete Thomas Heyer zusammen mit seinem Klavierbegleiter Klaus Bernhard Roth am Sonntagabend im Kuseler Horst-Eckel-Haus vor 70 Besuchern die Fritz-Wunderlich-Musiktage. Der Tenor und Gesangsprofessor an der Hochschule für Musik Frankfurt leitet auch den dazu gehörenden Meisterkurs, der ab heute für Besucher öffentlich ist.

„Man singt nur mit dem Herzen gut“ – dieses Motto verwirklichte Thomas Heyer auch in seinen Liedinterpretationen. Die verschiedenen Stadien einer Liebe besang er in Robert Schumanns (1810-1856) bekanntem Liederzyklus „Dichterliebe“ Opus 48 nach Gedichten von Heinrich Heine. „Im wunderschönen Monat Mai“ keimte die Liebe auf, ausdrucksvoll und klangschön, mit liebevollen subtilen Nuancen des weichen lyrischen Tenors. Und dieses Gefühl sollte sich immer mehr steigern, alles andere im Leben des Liebenden verdrängen: Dezent, aber zügig trieben die Klavierakkorde voran, auch Heyers Stimme überhastete sich zunehmend, schien sich fast zu überstürzen, als er die Einzigartigkeit seiner Geliebten besang. Rose, Lilie, Taube, Sonne – alles verblasst neben ihr, in schnellem Fluss, leidenschaftlich und doch auch voller Leichtigkeit. Verhalten gebändigt, brachen sich aber auch dramatische Prozesse Bahn, Heyers Stimme schwoll fordernd an in dem Lied „Ich will meine Seele tauchen...“ – machtvoll-heldische Töne mit dunkler, baritonaler Färbung fand er da, feierlich und erhaben zugleich. Düstere Kraft, die nach und nach wieder verebbte, klang aus niedergekämpfter Bitterkeit bei „Ich grolle nicht“ . Mehrfach gellte seine Stimme auf, ein Aufschrei der Seele, den Heyer mit Mut zu Schärfen gestaltete. Ausdruckskraft war hier wichtiger als Wohllaut. Auch die Klavierbegleitung wurde zunehmend härter, zeigte ebenso wie der Sänger Ecken und Kanten. Nicht sentimentale Wehmut, sondern Herbheit klang aus dem Lied „Das ist ein Flöten und Geigen“, mit der das lyrische Ich seine Enttäuschung bezwang. Mühsam verhaltene Erregung und Spannung charakterisierten auch „Hör ich das Liedchen klingen“, dunkle Schatten und dramatische Emphase verlieh Heyer der Trauer um die verlorene Liebe, die er in „Ich hab` im Traum geweinet“ besang. Ein letztes Mal rang er seine widerstreitenden Gefühle in „Die alten bösen Lieder“ nieder. Schroffe Akzente blitzten hier in seiner wandlungsfähigen Stimme auf, doch nach und nach bändigte sich der Groll, in versöhnlichem Ton ließ der Interpret den Liederzyklus ausklingen. Auch Pianist Klaus Bernhard Roth konnte sich solistisch präsentieren. Seine Paraphrase „Rosenkavalier“ nach Art des Hauses verband zentrale Themen und Motive aus der bekannten Oper von Richard Strauss (1864-1949), setzte aber schelmische Akzente und endete mit einem ungemein feinfühligen, nuancenreichen Anschlag in einem träumerisch-veredelten Walzer. Spätromantische Klang- und Gefühlswelten ließ Thomas Heyer in Liedern von Richard Strauss lebendig werden. In weit gespannten Klangbögen fesselte er seine Zuhörer in „Beim Schlafengehen“; wie beiläufig fiel seine Stimme in die flutende Klaviermelodie ein, um dann warm und kraftvoll aufzublühen. Tiefe Nachdenklichkeit, die sogar Todesgedanken streiften, kam auf in dem Lied „Im Abendrot“, dunkle Klavierakkorde ebbten ab, setzten gelegentlich einen fahlen Lichtblick in diesen düster-verhangenen Klängen, die Heyer ganz im Dienst des Ausdrucks gestaltete. Doch er kämpfte die Trauer der Nacht nieder, rang sich zu neuem Lebensmut durch. Bei „Morgen“ artikulierten aufsteigende gebrochene Akkorde im Klavier einen positiven Aufbruch. Die Hoffnung auf ein besseres Morgen brauchte Heyer in kraftvoll-sonoren Klängen zum Ausdruck. Heldisch-markant ließ er mit der „Zueignung“ den offiziellen Teil seines Konzertes ausklingen. Als Zugabe bedankte er sich bei seinem Publikum mit dem „Kusellied“, das Fritz Wunderlich zum Andenken an seine Heimatstadt geschrieben und komponiert hatte.

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