Rheinpfalz Arabisch lässt das Herz höher schlagen

Wollen mit musikalischen Lesungen ein weiteres Bild von Syrien zeigen: Aeham Ahmad, der „Pianist aus den Trümmern“, und Souheil
Wollen mit musikalischen Lesungen ein weiteres Bild von Syrien zeigen: Aeham Ahmad, der »Pianist aus den Trümmern«, und Souheil Rai.

„Ein mehrfach integrierter Halb-Syrer“ – so bezeichnet sich der in Deutschland geborene und in Syrien aufgewachsene Souheil Rai. Er hat seinen Mittelpunkt in Kaiserslautern gefunden und will mit musikalischen Lesungen dem Publikum das Syrien vor dem aktuellen Krieg nahebringen.

Sein Aussehen und seine Aussprache lassen nicht vermuten, dass er syrische Anteile hat, ,,aber mein Herz schlägt höher, wenn ich Arabisch höre“, sagt Souheil Rai. 1962 in Deutschland geboren, ging es für ihn als Baby zurück in die Heimat seines syrischen Vaters. Dort wurde sein Geburtsjahr mit 1963 registriert. Elf Jahre hat Souheil in Syrien gelebt, hat zwei Kriege mitbekommen: den Sechstagekrieg 1967, bei dem auch sein Vater – ein Arzt – an der Front war. Und den Jom-Kippur-Krieg 1973. „Ich habe das noch sehr in den Knochen, auch wenn ich schon lange hier in Deutschland bin. Alles, was in Syrien passiert, nimmt mich heute noch mit“, erzählt er. „Es war immer klar, dass wir irgendwann nach Deutschland, in die Heimat meiner Mutter, zurückkehren“, erinnert sich Rai. Als sich die politische Lage 1973 zuspitzte, war dieser Umzug für die Familie unumgänglich. Offiziell sind sie „in den Urlaub“ gefahren, um zu verhindern, dass sein Vater als Arzt im Land festgehalten wird – da Ärzte, die im Ausland studiert hatten, in Syrien Mangelware und deshalb umso begehrter waren. Aus dem „Urlaub“ sind die Rais allerdings nie mehr zurückgekehrt. Über Bayern und Baden-Württemberg führte ein Biologie-Studium Souheil in die Pfalz – nach Kaiserslautern, wo er seit 2010 als Shiatsu-Praktiker tätig ist. „Ursprünglich wollte ich nur bis zum Vordiplom bleiben, bin aber doch hängengeblieben“, gesteht er lachend. Seine Erfahrungen und Erinnerungen an Syrien machten ihn sensibel für das Schicksal des jungen palästinensisch-syrischen „Pianisten aus den Trümmern“, Aeham Ahmad, der 2015 aus Jarmuk bei Damaskus nach Deutschland geflohen ist und auch schon in der Kuseler Stadtkirche ein bewegendes Konzert gab. Nach einem solchen in Kaiserslautern lernten sich Rai und Ahmad kennen. Die Autobiografie des Musikers hat Souheil Rai schon zweimal gelesen – zuerst privat und dann öffentlich, bei einer musikalischen Lesung in der Thalia-Buchhandlung in Kaiserslautern. Gemeinsam mit Aeham will Rai nun noch weitere Lesungen in der Umgebung organisieren, um dem deutschen Publikum ein kleines Stück von jenem Syrien näher zu bringen, das sie beide in ihrer Kindheit durch- und erlebt haben.

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