Kusel Altenglan: Erstes Medizinisches Versorgungszentrum im Kreis Kusel

Das frühere Sparkassengebäude, das vorübergehend auch mal der Verbandsgemeinde gehörte, ist seit 2009 Sitz der Praxis.
Das frühere Sparkassengebäude, das vorübergehend auch mal der Verbandsgemeinde gehörte, ist seit 2009 Sitz der Praxis.

35 Jahre lang war er sein eigener Chef. Ab 1. Januar wird er zum Angestellten. Dabei ist er längst im Rentenalter. Doch Rüdiger Brust, seit 1984 in Altenglan praktizierender Allgemeinmediziner, will auch mit 67 Lenzen seine Gemeinde nicht in Sachen Hausärzte verwaisen lassen. Deshalb wird er leitender Arzt des künftigen Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ), das am 2. Januar in seiner Praxis den Betrieb aufnimmt. Das erste von derzeit geplanten zweien im Kreis Kusel.

Zwei Jahre lang hat Brust, der inzwischen mit seiner Frau in der Kuseler Wohnerei lebt, nach einem Nachfolger für seine Landarztpraxis gesucht. Erfolglos. Wie so viele seiner in die Jahre gekommenen Kollegen. Hinzu kam: Der Kampf mit immer neuen Auflagen der Gesundheitspolitik, das Umgehen-Müssen mit Medikamentenlisten, Budgets, Rabattverträgen und der Gefahr von Regressansprüchen der Krankenkassen, hat ihm, dem Vollblutmediziner, zuletzt ein wenig die nach wie vor vorhandene Freude an seinem Beruf vergällt.

"Da gehört ein Arzt mit dazu."

Eigentlich hätte Brust daher zum Jahresende 2017 seine Praxis abschließen wollen und damit den Kassensitz in Altenglan aufgegeben. Doch dann, so erzählt er, habe sein Kollege Günter Schäfer für ihn überraschend im Juni 2017 bereits aufgehört. „Hätte ich meinen Plan umgesetzt, dann wäre Altenglan komplett ohne Arzt gewesen. Das wollte ich nicht, denn Altenglan ist eine Gemeinde mit kompletter Infrastruktur. Da gehört ein Arzt mit dazu.“ Also machte er weiter – und schlug einen neuen Weg ein. Ein MVZ schien ihm die beste Möglichkeit, damit der Arztstandort Altenglan, immerhin mit einem Seniorenheim ausgestattet, nicht gänzlich verwaist. Das Westpfalz-Klinikum erschien ihm als geeigneter Träger, „weil die Erfahrung mit MVZ haben, eine professionelle Struktur haben und gegebenenfalls junge Ärzte, die mithelfen können.“ Also wendete er sich an den damaligen Landrat Hirschberger. Dieser habe die Kontakte hergestellt, später hätten sich auch die Bürgermeister der damals noch selbstständigen Verbandsgemeinden Altenglan und Kusel, Roger Schmitt und Stefan Spitzer, mit eingeschaltet.

Zweite Ärztin für halbe Stelle

Nach vielen Gesprächen habe schließlich festgestanden: Das MVZ kommt – in Trägerschaft einer GmbH, die dem Westpfalz-Klinikum gehört und den Namen „MVZ Kusel-Land“ tragen soll. Starttermin sollte bereits am 1. Oktober sein. Doch der hat sich zerschlagen, weil der ursprünglich interessierte zweite Arzt im MVZ dann aus persönlichen Gründen abgesprungen sei. Und ein zweiter Arzt sollte sein, zumal das MVZ sich zusätzlich zu Brusts vollem noch einen halben Arztsitz gesichert hat. Inzwischen ist eine zweite Ärztin gefunden: Sandra Schweda. Sie übernimmt die halbe Stelle, Brust arbeitet Vollzeit als leitender Arzt. Beide sind dann bei der GmbH angestellt, beziehen ein monatliches Festgehalt. Starttermin ist nun der 1. Januar. Ort: Brusts bisherige Praxis, deren Einrichtung das Westpfalz-Klinikum zum Zeitwert übernimmt. „Ich habe da in den vergangenen Jahren alles modernisiert. Aber wir haben nicht um den Preis gefeilscht. Ich will mich da nicht bereichern, sondern mir geht es darum, dass Altenglan weiterhin eine hausärztliche Versorgung hat.“ Dass ihm, dem Langzeit-Selbstständigen, das Klinikum allzu sehr reinredet, fürchtet er nicht. „Die Praxis läuft ja gut.“

Regelung der Nachfolge

Noch ein Jahr lang, so hat er sich vorgenommen, will der 67-Jährige in Vollzeit im MVZ arbeiten – dann weitgehend befreit von bürokratischen und Abrechnungszwängen, wieder viel stärker rein auf die Medizin konzentriert, „die mir nach wie vor unheimlich viel gibt“. Dann möchte er sich am liebsten wirklich zur Ruhe setzen. Aber nur, wenn die Nachfolge geregelt ist. Dass das funktionieren kann, davon ist er überzeugt: „Wenn etwas läuft, dann sind junge Kollegen viel eher bereit einzusteigen, als wenn man noch nichts vorweisen kann.“ Und falls nicht? „Dann mache ich vielleicht noch in Teilzeit weiter. Aber vor meinem 70. Geburtstag ist definitiv Schluss.“ Den feiert er im Jahr 2021.

„Wenn etwas läuft, dann sind junge Kollegen viel eher bereit einzusteigen.“ Darauf setzt Rüdiger Brust für seinen Ruhestand.
»Wenn etwas läuft, dann sind junge Kollegen viel eher bereit einzusteigen.« Darauf setzt Rüdiger Brust für seinen Ruhestand.
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