Rheinpfalz Alles braucht seinen festen Platz

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Waldmohr. „Ich liebe es, aufzuräumen.“ Was für andere der blanke Horror ist, hat Tanja Priefling aus Waldmohr zum Beruf gemacht: Sie bietet einen persönlichen Aufräumservice für Privatkunden und Unternehmen an und hilft vor allem dabei, im Arbeitszimmer Ordnung zu schaffen.

Die ausgebildete Industriefachwirtin war schon als Kind ordentlich. Schon als kleines Mädchen habe sie leidenschaftlich gerne aufgeräumt – und wenn das eigene Zimmer schon picobello aussah, dann wurde im Zimmer der Schwester Hand angelegt, erzählt sie. Eine Ordnungsfanatikerin sei sie trotzdem nicht: „Ich bin jetzt nicht penibel, es soll auch schon gemütlich sein“, betont die zweifache Mutter. Nachdem sie bereits jahrelang Freunden und Familie in ihrer Freizeit mit Tipps zur Chaos-Beseitigung zur Seite stand, hat Priefling vor zwei Jahren ihr Hobby zum Beruf gemacht – wenn auch bisher nur als Nebentätigkeit. „Man kann so viel Zeit sparen, wenn man Ordnung hält“, erklärt die Unternehmerin, „ich mache viel, aber habe nie Stress, da ich sehr gut organisiert bin.“ Wenn sich ein Kunde telefonisch bei der Aufräum-Expertin meldet, setzt sich Tanja Priefling ins Auto und macht sich auf den Weg zu ihrer Kundschaft – sogar bis nach Idar- Oberstein. Doch die Hemmschwelle, sich professionelle Hilfe beim Aufräumen zu holen, sei hoch. Dass man für sich aufräumen lässt, sei doch unangenehm, weiß Priefling. Zunächst seien die Kunden skeptisch und würden sich fast ein wenig dafür schämen, den Ordnungsservice zu nutzen. Ob eine ganze Wohnung oder nur eine unordentliche Schublade: Priefling kann es nicht zu chaotisch sein. „Bisher hat es mich noch nicht geekelt. Das wäre dann allerdings auch die Grenze“, schildert die Industriekauffrau. Schwerpunktmäßig beschäftigt sie sich mit chaotischen Büros – „das Arbeitszimmer ist mein Lieblingsbereich“, erklärt Tanja Priefling der RHEINPFALZ. Vorzugsweise sortiert sie dann mit ihren Kunden deren Schreibtische und Ablagen, die nur so vor Akten und Papierkram überquellen. Dabei geht es der Waldmohrerin nicht nur darum, ihre Kunden zu beraten und ihnen theoretisch Ordnung beizubringen, sie legt selbst Hand an und räumt gemeinsam mit ihnen auf. Ihre Devise: „Je mehr die Kunden mitarbeiten, umso schneller geht es, umso günstiger ist es.“ Prieflings Erfolgsrezept, um Ordnung zu halten: „Alles braucht seinen festen Platz.“ Sobald jeder Gegenstand einen bestimmten Platz zugewiesen bekomme, habe die elendige Sucherei ein Ende. Viele Platzierungen seien eigentlich logisch. Für andere Gegenstände müsse aber erst ein fester Ort gefunden werden. Dabei muss für jeden Auftrag eine andere Herangehensweise angewendet werden. Möchte man einen unordentlichen Schrank aufräumen, müssen zunächst unterschiedliche Stapel gebildet werden: Was kann weggeworfen werden, was gehört an einen anderen Platz, was wird wieder in den Schrank eingeräumt. Geht es darum, für den Gesamtbestand an Büchern einen geeigneten Platz zu finden, müssen zunächst alle Bücher eingesammelt werden, um sich einen Überblick zu verschaffen. „Das ist dann die Menge, danach wird eingeteilt“, ergänzt Priefling. Beim Aufräumen müsse man sich zwangsläufig von Sachen trennen. Dabei leistet Priefling zunächst viel Überzeugungsarbeit, um „die Kunden dazu zu bringen, etwas wegzuwerfen.“ Die zweifache Mutter ist sich sicher: „Die Leute sind nicht von Grund auf unordentlich. Die Sachen bleiben liegen und irgendwann ist es zu viel.“ Häufig seien auch Schicksalsschläge in der Familie verantwortlich für Chaos. Die meisten Aufträge der professionellen Aufräumerin dauern ein bis drei Tage, oft melden sich die Klienten nach einem halben Jahr wieder, um noch mal gemeinsam mit ihr klar Schiff zu machen. Pro Monat hat sie einen Auftrag – mehr von Privatkunden als von Unternehmen. Für die Zukunft kann sich Priefling vorstellen, ihr kleines Unternehmen weiter auszubauen und ihren Ordnungsservice hauptberuflich anzubieten. Was ihre eigenen vier Wänden betrifft: Alles hat seinen festen Platz. Ihr eigenes Wohn- und Esszimmer ist picobello sauber – von Unordnung keine Spur. Auch ihre Kinder, die im Grundschulalter sind, müssen ihre Zimmer selbst aufräumen.

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