Kreis Südwestpfalz Zum Abschied fließen Tränen

Die scheidende Reifenberger Bürgermeisterin Michaela Hüther (links) spricht beim Bürgerempfang.
Die scheidende Reifenberger Bürgermeisterin Michaela Hüther (links) spricht beim Bürgerempfang.

Einen Bürgerempfang im Mai statt des üblichen Neujahrsempfangs im Januar – so hat sich Reifenbergs Bürgermeisterin Michaela Hüther zu Beginn des Jahres entschieden. Dass die Veranstaltung so kurz vor der Wahl fast schon eine Verabschiedung werden könnte, habe sie damals nicht bedacht, meinte sie schmunzelnd.

Dabei war die Entscheidung im Januar nur dem Terminstress der Bürgermeisterin geschuldet, so dass sie den Empfang in den Frühling verlegte. „Nachdem alle Wochenenden im Januar nach den Weihnachtsessen und Jahresabschlussfeiern im Dezember sehr gefüllt waren, kamen dazu die drohenden Gedanken an die vielen Kalorien“, begründete Hüther ihre Entscheidung. Sie stellte – trotz allerlei Abschiedsgeschenke – dennoch klar, dass sie bis zur konstituierenden Sitzung des neu gewählten Rates als Bürgermeisterin im Amt bleibt und bis dahin weiter die Verantwortung trage. An die politischen Vertreter im Landtag – Christof Reichert (CDU) und Alexander Fuhr (SPD) – wandte sich Hüther wegen der Finanzierung der wiederkehrenden Beiträge. 800 Millionen Euro Überschuss seien auf Landesebene zu verzeichnen. „Dann wären doch 80 000 bis 100 000 Euro als Investition in die wiederkehrenden Beiträge zum Ausbau der Ortsstraßen eine super Entscheidung.“ Die Ortsgemeinden hätten schließlich mit immer schlechteren Rahmenbedingungen zu kämpfen. Mit dieser Finanzspritze könnten die Ortsgemeinden zukunftsfähig bleiben. Hüther forderte auch eine gute Infrastruktur, gute Straßenanbindungen und funktionstüchtige Straßen – auch überörtlich. Mit dem Ausbau der Hauptstraße werde von der saarländischen Internet-Firma Inexio ein Glasfaserkabel in jedes Haus gelegt, um einen schnellen Internetzugang zu ermöglichen. „Damit kann man den jungen Menschen auch die Möglichkeit von Homeoffice bieten.“ Die Anbindung an die Städte Pirmasens und Zweibrücken mit dem öffentlichen Nahverkehr sei recht gut. „Das soll auch so bleiben – mindestens“, wünscht sich Hüther für die Zukunft Reifenbergs. Einen Appell richtete die scheidende Ortschefin an die Bewohner der Gemeinde: „Nutzen Sie die fahrenden Händler wie das Cap-Mobil und die Metzgerei Burkhart. Nicht dass man uns wegen mangelnder Inanspruchnahme von der Fahrtroute streicht.“ Ganz bewusst habe sie auf Zahlen und Kostennennungen verzichtet, stellte die Ortsbürgermeisterin, die seit 20 Jahren im Amt ist, klar. „Was jeder Einzelne geleistet hat, kann man den Büchern nicht entnehmen.“ Es sei schwierig, ohne große finanzielle Mittel alle Ziele zu erreichen. Dass für Reifenberg in den vergangenen Jahren dennoch so viel erreicht wurde, sei harter Arbeit geschuldet. Reifenberg sei eine überschaubare Gemeinschaft, in der viele Mitbürger viele Beiträge leisten „und zwar zum Nutzen aller“. Ein paar Zahlen gab es aber dann doch noch: „Innerhalb zehn Jahren konnten wir den Schuldenstand vom 343 381 Euro abbauen.“ Der derzeitige Schuldenstand von 117 555 rühre vom Ausbau der Kapellenstraße. Bis zum Ende des Jahres verringere sich der Betrag noch auf 93 600 Euro. Sie überlasse dem neu gewählten Rat im Juni eine intakte Ortsgemeinde, die sogar einen gewissen finanziellen Spielraum habe. Vorrangige Investition werde in der Zukunft der Ausbau der Hauptstraße sein. Dass der Ausbau der Hauptstraße in bald in Angriff genommen werde, versprach Landrätin Susanne Ganster: „Am 20. Mai tagt der Kreisausschuss, und da ist Ihre Straße auf der Tagesordnung.“ Ganster warnte allerdings auch, dass die Gemeinde dann durch die Baustellenzeit auch durch müsse. „Wasch mich, aber mach mich nicht nass, gibt es nicht.“ Musikalisch gestaltet wurde der Empfang vom Reifenberger Kirchenchor unter der Leitung von Thomas Seiler. Die Sänger hatten der Landrätin, die zum ersten Mal in offizieller Mission in Reifenberg war, sogar ein Lied geschenkt. Aus „Oh Susanna“ wurde „Oh Susanne“, und die Bitte nach der Erneuerung der Hauptstraße bekam Ganster auch musikalisch angetragen. Auch für Hüther hatte Cantate-Leiter Edwin Simon kräftig gedichtet: Aus „Aux Champs-Elysee“ wurde „Ääs liebt sei Dorf“. Während dessen flossen bei der scheidenden Bürgermeisterin trotz aller Sachlichkeit ein paar Abschiedstränen.

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