Kreis Südwestpfalz Zu teuer für die Bahn

Dieser Fahrkartenautomat ist am Bahnhof in Münchweiler stehen geblieben. Im Hintergrund rechts ist die Rotensteinhalle zu sehen,
Dieser Fahrkartenautomat ist am Bahnhof in Münchweiler stehen geblieben. Im Hintergrund rechts ist die Rotensteinhalle zu sehen, wo sich die Rampe zum Gleis 2 Richtung Rodalben befindet. Um den Weg zum Automaten zu verkürzen, nehmen nun meist Jugendliche den lebensgefährlichen Weg über die Gleise statt den Umweg über den Bahnübergang.

„Kundenunfreundlich“, schimpfen die Bahnkunden in Münchweiler. Denn die müssen einen Umweg laufen, um an den Automaten auf der anderen Seite zu gelangen, seit der Automat am Fußweg zu den Zügen nach Biebermühle und weiter nach Zweibrücken verschwunden ist. Die Bahn führt Kostengründe für ihre Entscheidung an.

Als die RHEINPFALZ Ortschef Georg Denz mit dem Ärger der Bürger konfrontierte, wusste er noch gar nichts von dem verschwundenen Fahrkartenautomaten. Auf dem Markt in Münchweiler hatten Frauen berichtet, dass vor zwei Wochen der zweite Automat am Bahnhof „plötzlich weg war“. Seitdem muss man den Automaten, der auf der Seite der Bahnhofstraße steht, nutzen, um sich eine Zugkarte für die Fahrtrichtung Rodalben/Biebermühle zu ziehen. Nach dem Kauf muss der Fahrgast von der Bahnhofstraße über den Bahnübergang und einen schmalen asphaltierten Seitenweg bis zur Rotensteinhalle laufen, um zum Bahnsteig zu gelangen – ein Umweg von fast einem Kilometer. „Ein Unding. Da muss man als ältere Frau schon fast eine Stunde vor Zugabfahrt hingehen, damit man ohne Probleme die Einstiegskante erreicht“, schimpfte eine Münchweilerin. Der Münchweiler Bürgermeister Georg Denz, durch die RHEINPFALZ-Nachfrage alarmiert, schaute persönlich nach – und war empört. Er schaltete die Verbandsgemeinde-Verwaltung in Rodalben ein, die sich um den „nicht hinnehmbaren Missstand“ kümmern solle. Er habe zwischenzeitlich erfahren, dass sich jüngere Zugnutzer am verbliebenen Automaten ihre Zugkarte ziehen „und dann über die Bahnschienen klettern. Das ist absolut verboten und lebensgefährlich“, so Denz. Und: „So kann man das nicht lassen!“ Wenn er seitens der zuständigen Bahnbehörde kein Einsehen erkenne, werde er sich an die Politik wenden und dort um Hilfe nachsuchen. „Wir werden das Äußerste tun, damit hier wieder ein Fahrkartenautomat aufgestellt wird“, versprach Denz. Er vermute, dass die Bahn die Entscheidung getroffen habe, weil in den zurückliegenden Jahren immer wieder mutwillig Schäden an den Automaten angerichtet wurden. Er habe überhaupt kein Verständnis dafür, dass wegen solch sinnlosen Vandalismus’ die „anständigen Bürger“ erhebliche Nachteile hätten. Er kritisierte, dass die Ortsführung nicht von der Aktion der Bahn informiert worden sei. „Wir werden uns auf keinen Fall mit dieser Situation zufrieden geben. Der Fahrkartenautomat muss wieder her“, forderte Denz. Siegfried Werstler, Leiter der Bauabteilung bei der Verbandsgemeindeverwaltung, machte jedoch deutlich: „Auf dieses Vorgehen hat die Verwaltung keinen Einfluss.“ Solche Automaten verursachten seiner Kenntnis nach Unterhaltungskosten von etwa 8000 Euro im Jahr. Er gehe davon aus, dass ein Automat einen Mindestumsatz bringen müsse, um die Aufstellung zu rechtfertigen. „Aber es stimmt: Es gibt immer wieder Idioten, die schwere Beschädigungen an Automaten vornehmen, was letztendlich immer zum großen Nachteil des Bürgers ist.“ Der Pressesprecher des Zweckverbands Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd, Mathias Paul, nahm nach Rücksprache mit der Deutschen Bahn Regio sowie der Deutschen Bahn Vertrieb Stellung zu dem Vorgang. Er weist auf die hohe Zahl an Zeitkarteninhaber im Bereich des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar Bahn und Busse hin. Es sei nur von einem vergleichsweise geringen Anteil an Käufern von Einzelfahrscheinen auszugehen, die auf einen Automaten angewiesen seien. Darüber hinaus erhielten digitale Tickets sowie der Online-Vertrieb (Fahrkartenkauf über die Webseiten und Apps) eine immer größere Bedeutung. Diese Entwicklung führe zu einem starken Umsatzrückgang an den Automaten bei gleichbleibend sehr hohen Kosten pro Standort. Insofern habe die DB AG unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten die Entscheidung getroffen, einen der beiden Automaten in Münchweiler zu entfernen. Über dieses Vorhaben sei der Zweckverband informiert gewesen, nicht jedoch über den Zeitpunkt der Umsetzung.

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