Südwestpfalz Wer trommelt denn da? Wenn der Buntspecht Wintergast im Dorf ist

Gerne kommt der Buntspecht im Winter an den eigens mit Fettfutter präparierten Fichtenstumpf
Gerne kommt der Buntspecht im Winter an den eigens mit Fettfutter präparierten Fichtenstumpf

Er gehört zu den Zimmerleuten und Trommlern des Waldes: Doch im Winter kommt der hübsche Buntspecht auch gerne an spezielle Futterplätze im Dorf.

Weithin sind die Trommelwirbel des Buntspechtes schon jetzt zu hören, da er seinem zukünftigen Frauchen imponieren möchte. Außerdem will er den männlichen Artgenossen mitteilen, dass er dieses Revier schon besetzt hat. Das Trommeln der Spechte ist eine schnelle Klopffolge von zehn bis 15 Schlägen in der Sekunde. Der Specht sucht sich besonders wohltönende abgestorbene Äste in den Baumkronen des Laubwaldes, aber auch in Streuobstgärten oder alten Parkanlagen, um seine Auserwählte mit seinen speziellen Melodien auf dem Waldxylophon zu beeindrucken. Schließlich hat er keinen Balzgesang wie die Mehrzahl unserer heimischen Vogelarten. Auch die Weibchen der Buntspechte lassen ihre Trommelwirbel erklingen, die sich vom Klang der Männchen aber unterscheiden.

Der Buntspecht, der vermeintliche Allerweltskerl, ist ein sicherer Indikator für die noch gesunde Lebensraumqualität des Waldes, in dem er trommelt: Die Vielfalt der Bäume – vor allem auch hinsichtlich der Alterstruktur – sorgt für einen lebendigen Wald. Längst wissen auch die Forstleute, dass der überlebensfähige Zukunftswald eine absolute Abkehr von der Monokultur bedeutet.

Verlockend gespickte Fichtenspitze

An einer abgeschnittenen und aufgehängten besonderen Fichtenspitze am Futterplatz von Gerlinde Hack aus Walshausen hat der Buntspecht seine große Freude: An dem Fichtenstrunk wurden die Äste gekürzt, so dass sie ideale Sitzgelegenheiten für die Vögel sind. Ins Holz sind Bohrlöcher eingelassen, in welche die Naturfreundin jeden Morgen in geduldiger Handarbeit eine Mischung aus ausgelassenem Fett, Sonnenblumenkernen und Haselnüssen drückt. Hier mag der Specht gerne seinen spitzen Schnabel hineinschlagen, um an die Leckerbissen zu kommen.

Auch die weniger häufigen Meisenarten, Kleiber und Kernbeißer aus dem Luftlinie gerade einmal 100 Meter entfernten Wald zieht es an dieses „Gaumenspaß-Hotel“. Es belohnt alle Vögel mit einem reichhaltigen Buffet mit mehreren Futterstellen, die auch bei Schneefall noch eine sichere Futterquelle sind. Futterhäuschen und Futtersilos sind so gestaltet, dass sie auch von starkem Schneefall nicht zugeweht werden können. Seit über fünf Jahrzehnten sind Spechte, Rotkehlchen, Buchfink, Sperlinge, Diestelfinken, Dompfaff, Grünlinge, Heckenbraunelle und Sumpfmeise Stammgäste am Winterfutterplatz im Dorf.

Obstgarten und Naturwiese als Spechtparadies

Auch bei Werner Keller in Dellfeld-Falkenbusch kommen Bunt- und Mittelspecht an die aufgehängte Fettstange mit Haselnüssen am Obstbaum. Er hat auch häufig den Grünspecht zu Besuch, der zwar nicht das Winterfutter mag, sondern in Kellers Naturwiese unter den Obstbäumen im Erdreich oder einem Ameisenhügel nach Nahrung sucht. Die Naturwiese, die nicht gedüngt und nur in größeren Zeitabständen gemäht wird, hat noch ein gesundes Bodenleben. Dort findet der Grünspecht neben Ameisen und ihren Larven noch weitere Happen, die für ihn so wichtig sind, damit er gut über den Winter kommt.

Vor allem aber ist diese Wiese in der Senke lange weich und feucht, so dass er mit seinem Schnabel tief in die Grasnarbe bohren kann. Darum bezeichnen manche Vogelkenner den Grünspecht auch als Gras- oder Erdspecht. Seine klebrige Zunge kann er mehr als zehn Zentimeter über die Schnabelspitze vorschnellen lassen, um Ameisen, deren Puppen und sonstige Larven aus der gelockerten Erde zu holen. Schwierig wird es für den Grünspecht bei längerem knackigen Bodenfrost und geschlossener Schneedecke, denn dann hat er größte Probleme, ausreichend Futter zu finden.

Baumeister auch für andere

Der Buntspecht – oder Rotspecht, wie ihn auch einige ältere Vogelkenner bezeichnen – ist nicht nur ein Symbol für einen artenreichen Wald, sondern unverzichtbarer Förderer für den „sozialen Wohnungsbau“ in unseren Wäldern, erläuter Peter Spieler vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) im Zweibrücker-Land. Wo sollten Tannenmeise, Sperlingskauz, Fledermäuse, Kohlmeise, Stare, Wendehals und Hohltaube brüten? Selbst Wildbienen und Hornissen nutzen die passenden Öffnungen, die die Buntspechte und ihre Artgenossen hinterlassen.

Eigentlich baut sich der Buntspecht jedes Jahr eine völlig neue Kinderstube, die über 30 Zentimeter in den Stamm hinein reicht, wo das Holz immer weicher wird, weil er spürt, welcher Baum nicht mehr bis in den Kern gesund ist. Gerade in kernfaule Baumstämme, weichholzartige und morsche Laub- und Nadelbäume klopft der Specht zumindest noch kleinere Höhlen. Er hat häufig fünf bis sieben angefangene Behausungen von unterschiedlicher Tiefe. Die reichen jedoch schon aus für die kleineren Vögel und Insekten als Wohnplatz.

Männchen und Weibchen teilen sich die Arbeit

Das runde Schlupfloch der Spechthöhle hat einen Durchmesser bis knapp über 50 Millimeter. Mehr als zwei Meter über dem Erdboden und häufig deutlich höher wird das Einflugloch angelegt. Spechte arbeiten nicht den ganzen Tag durch. Sie wechseln sich auch mit dem Weibchen beim Nestbau ab. Ihre vier bis zu sechs weißen Eier bebrüten sie auch gemeinsam. Es gibt eine Jahresbrut. Für den Nachwuchs sammeln die Spechte Raupen, Ameisen und Käfer. Sind die Jungspechte größer, dann bringt der Specht auch manchen Jungvogel, den er einfach aus fremden Bruthöhlen zieht.

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