Kreis Südwestpfalz Was fehlt dem Dorf?

Die Informationsveranstaltung für das Projekt „Kommune der Zukunft – Modellprojekt Martinshöhe“ am Dienstagabend war mit etwa 40 Zuhörern gut besucht – trotz der Befürchtungen von Bürgermeisterin Barbara Schommer, das Pokalspiel des 1. FCK könnte die Leute an die heimische Couch fesseln. Karl Ziegler und sein Team von der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern erklärten den Bürgern, mit welchen Schritten das Projekt startet.

In den nächsten Tagen landet erst mal ein Fragebogen in den Briefkästen der Einwohner. Die Umfrage soll dem Team helfen, die Lage in Martinshöhe richtig einzuschätzen: Wie viele Leerstände gibt es im Dorf, wie geht man mit ihnen um? Wie gut ist die Infrastruktur des Dorfes? Wie sehen die Martinshöher ihren Ort, wie sehen ihn Fremde? Mehrmals wiesen die Wissenschaftler darauf hin, dass die Erhebung anonymisiert ist. Namen und Adressen würden nicht weitergegeben, sondern lediglich den Wissenschaftlern bei der Kartierung des Ortes dienen. Die Einwohner werden nach ihrem Haushalt befragt, nach der Martinshöher Versorgungslage und dem sozialen Miteinander. Sie können Angaben machen zu ihrem Immobilienbesitz, zum Zustand der Gebäude und zu eventuell geplanten baulichen Veränderungen. Außerdem beziehen sich die Fragen auf Angebote und Einrichtungen des Ortes. Die Bürger können Schulnoten vergeben, etwa zum Vereinsleben, und eigene Vorschläge machen. Wer den Fragebogen nicht alleine ausfüllen will, bekommt Hilfe im Projektbüro des Teams, das sich im Obergeschoss des Dorfgemeinschaftshauses befindet. Das Büro ist dienstags von 16 bis 20 Uhr geöffnet. Dann bieten Karl Ziegler und seine Mitarbeiter Julia Kaiser und Tobias Wiemers den Martinshöhern auch eine kostenlose Bauberatung an. „Ein zweites Projekt in dieser Art und Weise gibt es nicht“, betonte Ziegler. Es sei wichtig für alle Gemeinden, mehr in die Innenentwicklung zu gehen, anstatt weitere Neubaugebiete auszuweisen. Durch den demografischen Wandel stünden immer mehr Häuser leer. Ziegler nannte das Extrembeispiel eines 84-Jährigen, der alleine auf 350 Quadratmetern Wohnfläche und einem 5500 Quadratmeter großen Grundstück lebt. „Im oberen Stock war ich schon ein Jahr nicht mehr“, habe er erklärt. Das sei ganz klar ein Ansatzpunkt für die Gemeinde. „Auch in Martinshöhe wäre es schwierig, neues Bauland überhaupt noch wirtschaftlich zu erschließen. Wir müssen darum kämpfen, dass wir nicht die Fäulnis im Ortskern bekommen“, mahnte Ziegler eindringlich. In der nächsten Woche werden zwei Studenten beginnen, den Ort zu kartieren und Gebäudesteckbriefe anzufertigen. Durch den Fragebogen soll deutlich werden, wie viele Leute in einem Haushalt leben und wie die Altersstruktur des Dorfes aussieht. Der Bedarf an Wohnraum wird ermittelt. Den Bauplan „Lange Gärten“ übernimmt das Projekt ebenfalls (). „Wir wollen Sie da ganz früh einbinden“, erklärte Ziegler den Bürgern. Sein Team will auch Interviews mit Gewerbetreibenden führen. Sie sollen ihre Situation beschreiben und angeben, was es braucht, um die Infrastruktur des Dorfes zu erhalten. Außerdem will das Team der Lautrer Uni prüfen, wie weit man in Martinshöhe mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt, und ob an dieser Stelle Verbesserungsbedarf besteht. Ziegler betonte, dass das Projektbüro nicht nur Bauberatung biete. Auch mit allgemeinen Fragen zu dem Projekt könnten sich die Martinshöher jederzeit an die Verantwortlichen dort wenden. Der Arbeitskreis Dorfentwicklung ist ebenfalls ein Ansprechpartner. Die Fragebögen können bis 15. April im Rathaus oder bei den Planern im Projektbüro abgegeben werden. Im Mai sollen dann die Ergebnisse der Fragebögen und der Bestandsaufnahme präsentiert werden. (mefr)

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