Südwestpfalz Was die Trockenheit mit der Natur und Landwirtschaft der Region macht

Der Mais auf der Sickinger Höhe leidet durch die Trockenheit und wächst nicht weiter.
Der Mais auf der Sickinger Höhe leidet durch die Trockenheit und wächst nicht weiter.

Die Bauern waren mit dem ersten Grünfutter für Silage höchst zufrieden. Auch die sich durch die Dauersonne sofort anschließende Heuernte war ausgezeichnet. Nun werden die Wiesen jedoch schon braun. Das lässt die Natur leiden.

Durch die extreme Trockenheit ist der Mais in einen Wachstumsstillstand gefallen. Dem Getreide droht eine zu schnelle Abreife. Seit vier Wochen gab es keinen Tropfen Regen mehr in der Region. Die Natur leidet extrem, obwohl die Winterphase und das Frühjahr so regenreich waren. Landwirte, die Forstleute und Gartenfreunde waren über die Erholung für die Natur glücklich. Deutlich konnte man die ausreichende Feuchtigkeit am Grünland und dem Wintergetreide sehen, wo es keine Mengenprobleme gibt.

Landwirt Andreas Veith aus Battweiler kann sich nicht erinnern, dass er mit seinem Vater in den vergangenen zehn Jahren eine solche Menge an Heu auf den Wiesen geerntet hat. Es sei in Güte und Ertrag ungewöhnlich ergiebig gewesen. Die Bauern und Hobbygärtner haben jedoch schon früh den Wunsch geäußert, dass sie hoffentlich nicht wieder einen südländischen Sommer bereits im Frühling bekommen. Dies sei in den vergangenen vier Jahren schon ein Drama gewesen. Schließlich hatte die lange so kühle und nasse Wetterlage Wald und Flur so gut getan. Momentan stöhnen selbst Sonnenliebhaber über das Wetter – und Landwirte noch viel mehr.

Mais mit Wachstumsschock

„Der im Mai ausgesäte Mais ging gut auf, da noch ausreichend Feuchtigkeit im Boden war. Doch jetzt ist Stillstand, so dass der Mais schon einen Wachstumsschock weg hat,“ sagt Landwirt Klaus Schwuchow aus Niederhausen. Am Römerweg hat er seinen Mais stehen, wo der Höhenboden jetzt bei dieser Sonneneinstrahlung völlig ausgetrocknet ist. Deutliche Hitzerisse zeigen sich schon im Ackerboden. Hätte sich der Mais normal weiterentwickeln können, dann wären die Saatreihen schon besser geschlossen, so dass die Sonne nicht mehr so ungehindert das Erdreich ausdürren könnte. Es wird erneut schlimm für die Feldfrüchte, wenn nicht bald Regen kommt, befürchten die Landwirte. Selbst die Wetterfachleute hätten bei Bodenaufnahmen festgestellt, dass über ganz Deutschland hinweg bis in eine Tiefe von 20 Zentimetern keine Feuchtigkeit mehr vorhanden ist, erläutert Schwuchow. Dies bedeutet, dass die Flachwurzler der Feldfrüchte an kein Wasser mehr kommen. Das führt bereits zu Hitzeschäden, die kaum mehr aufzuholen sind.

Der lange Zeit so kräftig gelb blühende Raps war für viele Bauern eine Augenweide, denn genau wie das Wintergetreide steht die Ölfrucht extrem dicht und von starkem Wuchs. Doch jetzt läuft die kostbare Samenausbildung, die auch ausreichend Wasser benötigt, damit der Ölsamen auch Gewicht bringt. „Wintergetreide und Raps sind eindeutig im Vorteil, da für sie die Winter- und Frühjahrsfeuchte ideal war, was man auf den Feldern deutlich erkennt. Deutlich schlechter im Wuchs und der Ährenbildung ist das Sommergetreide. Hier wird es deutliche Ertragsverluste geben,“ ist sich Landwirt Jörg Klein aus Winterbach. Es bräuchte auch für die schon länger gemähten Wiesen Regen, damit ein zweiter Schnitt für Silage nachwächst. Nur ein guter Grünfutterschnitt reicht keinem Bauern für einen ausreichenden Futtervorrat für sein Vieh, beklagt Klein. Er hat gerade noch einmal Heu gemäht, was beim Ertrag zufriedenstellend ist. Bei diesem Sonnenwetter käme es in passender Güte in die Scheune, so dass es dem Vieh schmeckt. Bleiben die letzten Junitage weiterhin ohne eine größere Regenmenge, dann wird es auf den Feldern besonders kritisch. Eigentlich hätte sich der Landwirt endlich einmal wieder ein normales Jahr gewünscht.

Quittung für den falschen Ordnungssinn

Schlecht ist diese Wasserarmut auch für das Weidevieh. Abgegraste Flächen werden schon braun, so dass es an einem saftigen Zweitfutter fehlt. Dies bedeutet, dass das Rindvieh, aber auch die Pferde schon auf der Weide gefüttert werden müssen, was Zusatzkosten verursacht und Mehrarbeit bedeutet. Überall suchen die Tiere spätestens ab der Mittagshitze den Schatten. Um Schatten spendende Bäume ist es jedoch häufig schlecht bestellt. Früher sei es selbstverständlich gewesen, dass es richtige Bauminseln gab, wo das Vieh in ausreichendem Schatten liegen konnte, stellen Peter Spieler und Norbert Fakundiny vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) besorgt fest. Schwuchows Rindvieh beim Bauernhof kann von der Weide unter die Waldrandbäume, wo es ausreichend Schatten gibt.

Laubbäume sorgen überall für eine wesentlich angenehmere Temperatur und bessere Luft. Der seit Jahren gepflegte falsche Ordnungssinn hat den Laubbaum aus der Landschaft verbannt. Viele unüberlegte Eingriffe in die Natur, wo immer mehr Feldgehölze und Bäume mit großen Laubkronen im Weg waren, wird nun zum Dauerproblem, weil sie als Hitzebremse und Wasserspeicher fehlen. Trotzdem gibt es kein wirkliches Umdenken, um vom falschen Weg wieder zurückzufinden auf einen einst gesünderen Lebensraum, mahnen die Naturkenner des Nabu. Die früher vorhandenen Feldheckenreihen hätten auch den Wind gebremst, der in den vergangene Wochen das Erdreich am stärksten trocken geblasen hat. Die ältere Dorfbevölkerung spricht von der ausgetrockneten „Hungerluft“, die von Nordosten den letzten Tropfen aus dem Erdreich gezogen hat.

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