Kreis Südwestpfalz Schülersprecher fordert Hitzefrei

Kann in Schulen bei Klassenraum-Temperaturen von über 30 Grad der „Sinn und Zweck des Unterrichts nur ansatzweise erfüllt werden“? Diese Frage stellte gestern Florian Weinmann, Vorsitzender der saarländischen Landesschülervertretung in Saarbrücken. Er findet, dass Schuldirektoren das Recht bekommen sollten, Hitzefrei anzuordnen.

Stur, so der Schülersprecher, beharre die Landesregierung darauf, dass es kein Hitzefrei mehr gebe – „selbst dann nicht, wenn auch der Schulleiter es für sinnvoll erachtet“. Weinmann: „Es ist leicht, aus klimatisierten Büros des Bildungsministeriums heraus Ausnahmesituationen zu verbieten, schlecht jedoch für uns Schüler.“ Trotz einer für den gestrigen Freitag verhängten Hitzewarnung des Deutschen Wetterdienstes und Ozon-Warnungen sei „keine Besserung in Sicht“, der Unterricht werde gehalten. Der Schülersprecher: „Wir fordern das Ministerium für Bildung und Kultur auf, seine Sichtweise im Bezug auf extreme Temperaturen zu revidieren und zu verstehen, dass Unterricht bei einer Raumtemperatur von über 30 Grad Celsius schlichtweg nicht möglich ist.“ Da könne kein Wissen mehr vermittelt werden. Weinmann fordert, die Entscheidung über Hitzefrei an die Schulleiter zu übertragen. Beschäftigte in Industrie und Wirtschaft könnten ihren Betriebsrat einschalten, um „gegen extreme Arbeitsbedingungen“ vorzugehen. Schüler hätten so eine Möglichkeit aber nicht. Im Jahre 2006, so erklärte gestern Marija Herceg, Sprecherin des Saarbrücker Bildungsministeriums, sei im Saarland der alte Hitzefrei-Erlass abgeschafft worden. Denn die „schulische Betreuung“ müsse auch an besonders heißen Tagen „gewährt bleiben“. Herceg begründet die Regelung mit dem „Wunsch nach verlässlichen Unterrichtszeiten und Betreuung, die Gewährleistung einer verbesserten Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Bestrebungen zur Reduzierung von Unterrichtsausfall“. Seien Klassenzimmer überhitzt, so empfehle das Ministerium Ausflüge in den Wald oder ins Schwimmbad. Sportstunden seien bei großer Hitze zu vertagen. Gebe es eine schriftlicher Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten, so Herceg gestern, könnten die „Schüler auch vorzeitig aus der Obhut der Schule entlassen“ werden. Sei es draußen bis 10 Uhr bereits 23 Grad im Schatten warm, dürften bis zur zehnten Klasse nach der vierten Stunde keine Arbeiten mehr geschrieben werden. Hausaufgaben für den nächsten Tag gebe es nicht. Zudem sollten Lehrer für Becher und Trinkwasser sorgen. (ghm)

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