Merzalben Pipeline durch den Pfälzerwald: Eingriffe in die Natur bewegen die Gemüter
Derzeit wird eine Ferngasleitung durch einen Teil des Pfälzerwaldes neu gebaut. Es handelt sich um ein Großprojekt der Betreiber und Gesellschafter der Open Grid Europe (OEG) aus Essen mit einem Gesamtvolumen von zirka 110 Millionen Euro. Die Trans-Europa-Naturgas-Pipeline (TENP) gilt als eine der wichtigsten europäischen Verbindungen für die Versorgung mit Erdgas, OEG bezeichnet die Pipeline als die bedeutendste Nord-Süd-Achse im europäischen Erdgasverbundsystem. Nun müssten alte Leitungen durch neue ersetzt werden. Dies auf einer Streckenlänge von rund 500 Kilometern von der deutsch-niederländischen bis an die schweizerische Grenze.
Auf Anfrage teilte OEG-Pressesprecher Andreas Lehmann mit, dass es sich bei der Baustelle an der Schloßstraße, der Kreisstraße 52, um einen Lagerplatz für neue Rohre handelt. Diese sollen bis voraussichtlich Mitte 2024 dort gelagert bleiben. Zum Thema Eingriffe in die Natur schreibt Lehmann: „Nach Abschluss der Bauarbeiten sind wir verpflichtet, den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen. Alle Bauarbeiten finden unter der Aufsicht einer ökologischen Baubegleitung statt. Dies gilt für alle Plätze, in die Eingriffe genommen wurden. Der Ursprungszustand wird wiederhergestellt.“ Die gesamte Maßnahme wird bis Ende 2024 andauern.
Burgfest im Mai wohl nicht in Gefahr
Aber nicht nur die Erdbewegungen und die aufgerissenen Böden, die Beeinträchtigungen an Wegen und Straßen sowie die Abholzung der im Wege stehenden Bäume erregen die Gemüter. Es stellt sich auch die Frage, ob unter diesen Umständen das Burgfest am 13. und 14. Mai ungestört gefeiert werden kann. Bürgermeister Michael Köhler beruhigt auf Nachfrage: „Das Burgfest findet statt. Aber wir müssen umplanen und auch den Shuttledienst ausbauen.“
Eigentlich habe die Burgfest-Gestalterin von ProHistory, Sylvia Gottschild, geplant, ein Ritterturnier auf genau jener Wiese anzubieten, die nun mit den Rohre belegt ist. „Wir werden das Ritterturnier nicht fallen lassen. Es wird auf der Schäferei ausgetragen“, erklärt Köhler. Der mittelalterliche Markt soll in und um die Burg Gräfenstein angeboten werden, so wie früher der Fall.
Bürgermeister sieht kein Parkplatzproblem
Auf der Schäferei und den Wiesen entlang der Schloßstraße waren bislang bei dem Fest stets Parkplätze ausgewiesen. Dass die nun fehlen, stelle aber kein Problem dar, findet Bürgermeister Köhler. So sieht er Parkmöglichkeiten an der Auffahrt zur Schloßstraße auf einer Wiese, am Sportheim und im Hafertal nahe der PWV-Hütte, wo eine Pferdekoppel freigegeben werde. Um aber über die größere Entfernung hinweg Besucher zur Schäferei und zur Burg bringen zu können, will Köhler vier bis fünf Shuttle-Kleinbusse einsetzen. „Wir sind zuversichtlich, dass alles funktionieren wird und das Burgfest problemlos laufen kann,“ betont der Bürgermeister.
Bezüglich der Natureingriffe für die Gasleitungssanierung wiegelt Köhler ab. Die Infrastruktur werde benötigt, die Energielieferung sei notwendig, deshalb „müssen diese Zeiten eben überbrückt und in Kauf genommen werden“. Er sei sehr zuversichtlich, dass alle Wege, Wiesen und Straßen wieder in einen guten Zustand zurückversetzt werden würden, denn „dieses Unternehmen ist sehr gut organisiert und hat einen guten Ruf“.